Lokales

VVS macht Senioren mobil

Verkehrsverbund und Landkreis werben bei Älteren für Bus und Bahn

Über 200 000 Fahrgäste sind im Landkreis Esslingen täglich mit Bus und Bahn unterwegs. Die meisten sind Pendler und Schüler. Da die Schülerzahlen jedoch zurückgehen, nimmt der VVS zunehmend die Senioren als attraktive Zielgruppe ins Visier.

Rad- und Wanderbus Schwäbische Albbringt ab 1. Mai 2009 Ausflügler ins Biosphärengebiet, kostenloser Radtransport  neuer RadbusA
Rad- und Wanderbus Schwäbische Albbringt ab 1. Mai 2009 Ausflügler ins Biosphärengebiet, kostenloser Radtransport neuer RadbusAuftakt 1. Mai

Kreis Esslingen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Menschen, die zwischen Alb und Esslingen mit Bus und Bahn von A nach B fährt, stetig gestiegen. Aktuell nutzen im Landkreis Esslingen täglich 115 000 Menschen die S-Bahn, Regional- und Stadtbahn. 101 000 Menschen fahren mit dem Bus. Über einen Zeitraum von 14 Jahren bedeutet das eine Steigerung der Fahrgastzahlen um fast 25 Prozent. „Damit weist der Landkreis Esslingen im gesamten VVS-Gebiet die höchste Dynamik auf“, sagte Horst Stammler, Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) beim Pressegespräch zum Thema öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) im Landratsamt.

Bei aller Freude über die Erfolgszahlen: Der Aufwärtstrend beim ÖPNV­ scheint vorläufig gestoppt. Schuld ist der demografische Wandel. „Die steigenden Fahrgastzahlen waren in den letzten Jahren auch der wachsenden Zahl der Schüler geschuldet, die an weiterführende Schulen pendeln“, so Horst Stammler. Da die Schülerzahlen insgesamt zurückgingen, sei dieser Trend jedoch zu Ende.

Nicht zuletzt deshalb bemüht sich der VVS gemeinsam mit dem Landkreis seit geraumer Zeit, verstärkt andere Zielgruppen anzusprechen, unter anderem die Senioren, deren Zahl in den nächsten Jahren überproportional zunehmen wird. Doch ältere Menschen dazu zu bringen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, scheint eine große Herausforderung zu sein. „Die ältere Generation ist eben mit dem Auto aufgewachsen“, erklärt Horst Stammler.

Mit Serviceangeboten wie dem „Halt auf Wunsch“, der in allen Bussen außer denen der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) das Aussteigen zwischen zwei Haltestellen ermög­licht, will der VVS unter anderem für Senioren attraktiver werden. Alle Busse, die neu angeschafft werden, weisen niedrige Einstiege auf. Und nicht zuletzt das neue Seniorenticket, das ohne die bisherige Sperrzeit auskommt, wird laut Horst Stammler gut angenommen. „Beim Seniorenticket haben wir die Trendwende geschafft und verkaufen wieder deutlich mehr Abos“, so der VVS-Geschäftsführer.

Auch im Freizeitverkehr, der in den kommenden Jahren dank der wachsenden Zahl an aktiven Senioren stark an Bedeutung gewinnen wird, sieht der VVS-Geschäftsführer noch Verbesserungsbedarf. Anfänge seien allerdings gemacht. Beispielsweise dürfen Passagiere seit Anfang August im gesamten Kreisgebiet außer in den Bussen des SSB zu bestimmten Zeiten Fahrräder mitnehmen. In den S- und Regionalbahnen ist das ohnehin schon möglich. Eine Besonderheit ist der Rad- und Wanderbus mit Fahrradanhänger, der Freizeitsportler zwischen Mai und Oktober an den Wochenenden von Lenningen auf die Schwäbische Alb befördert. Aktuell nutzen dieses Angebot im Schnitt 60 Menschen pro Betriebstag. Landrat Heinz Eininger zeigte sich damit zufrieden. „Wir könnten uns vorstellen, dass der Rad- und Wanderbus in den Regelbetrieb übergeht“, sagte er.

„Wir haben einen leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der Mobilität sichert“, so das Fazit von Landrat Heinz Eininger beim ÖPNV-Pressegespräch. Der Landkreis ist zuständig für den Busverkehr, die Stadtbahn auf seinem Gebiet und die Tälesbahn. Jährlich fließen 26 Millionen Euro aus dem Kreissäckel in den ÖPNV. „Das ist der drittgrößte Ausgabenblock im Haushalt“, so Heinz Eininger. Für ihn führt daran allerdings kein Weg vorbei, denn: „Ein attraktiver ÖPNV ist ein Beitrag zur Attraktivität des Standorts und außerdem ein Service für die Bürger.“