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Wahlplakate kommen nicht an

Straßenumfrage des Teckboten rund um die Bundestagswahl am 22. September

Was halten die Menschen vom bisherigen Wahlkampf für die Bundestagswahl am 22. September? Wie informieren sie sich über Parteien und Kandidaten? Und lassen sie sich von Wahlplakaten beeinflussen? Der Teckbote hat sich bei den Passanten in der Kirchheimer Fußgängerzone rund um das Thema Wahl umgehört.

Von Wahlplakaten lassen sich die Passanten, die der Teckbote befragt hat, nicht beeinflussen.Fotos: Jean-Luc Jacques
Von Wahlplakaten lassen sich die Passanten, die der Teckbote befragt hat, nicht beeinflussen.Fotos: Jean-Luc Jacques
Wahlplakate kommen nicht an

Ursula Scheurer-Bacher

Kirchheim. „Ich finde es gut, dass auch Spitzenpolitiker in unsere ­Region kommen“, lobt Ursula Scheu­rer-Bacher aus Kirchheim den Wahlkampf. Sie selbst war beispielsweise beim Besuch von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles in Kirchheim und beim Wahlkampfauftritt von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in Esslingen dabei. Die 57-jährige Lehrerin, die unter anderem Gemeinschaftskunde unterrichtet, interessiert sich sehr für Politik und den Ausgang

Umfrage zum Wahlkampfbundestagswahl

Franz Slavik

der Bundestagswahl. Sie wird auf jeden Fall wählen gehen und weiß schon, welcher Partei und welchem Kandidaten sie ihre Stimme geben wird. Über Tageszeitungen und das Fernsehen holt sich die 57-Jährige Informationen. „Außerdem lasse ich mir die Wahlprogramme der Parteien zusenden.“ Diese benötige sie auch für ihren Unterricht. Von Wahlplakaten lässt sich Ursula Scheurer-Bacher indes nicht beeinflussen. „Sie sind mir zu sloganhaft.“

Franz Slavik aus Kirchheim findet den Wahlkampf bisher eher schleppend. „Es kämpft doch nur eine Partei – und das ist die SPD“, sagt er schmunzelnd. Längst hat der 75-Jährige entschieden, bei welcher Partei und welchem Kandidaten er ein Kreuzchen machen wird. Die

Umfrage zum Wahlkampfbundestagswahl

Ulrich Tangl

Wahlplakate lässt er deshalb links liegen, und auch Wahlveranstaltungen laufen ohne den 75-Jährigen ab. „Dort wird doch sowieso immer nur dasselbe gesagt“, winkt er ab.

Auch Ulrich Tangl aus Kirchheim besucht keine Wahlveranstaltung. „Davon verspreche ich mir keinen Mehrwert“, sagt der 56-Jährige. Ein richtiger Wahlkampf ist seiner Meinung nach sowieso nicht vorhanden. Die politische Lähmung im Land und die mangelnde Polarisierung

Umfrage zum Wahlkampfbundestagswahl

Hermine Kübler

seien unfassbar. „Jeder schielt nur noch nach Umfragen. Es gibt keine Überzeugungen mehr“, ärgert sich Ulrich Tangl. Auch das TV-Duell Steinbrück gegen Kanzlerin Merkel am morgigen Sonntag werde keine großen Überraschungen bieten, befürchtet der bekennende Wähler der Grünen. Im Übrigen hat der Kirchheimer auch für Wahlplakate wenig übrig: „Sie sind ohne jeden Inhalt. Ich verstehe nicht, warum das überhaupt noch gemacht wird.“

Eher frustriert als euphorisiert ist auch Hermine Kübler aus Hattenhofen. „Die Politiker versprechen vieles, das sie gar nicht halten können“, sagt die 65-Jährige. „Ihnen fehlt die Glaubwürdigkeit. Das ist sehr schade.“ Hermine Kübler würde sich darüber freuen, wenn die

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Saskia Stohrer

Politiker ehrlicher wären und auch unangenehme, aber unvermeidbare Dinge beim Namen nennen würden. Die 65-Jährige weiß bislang noch nicht, welche Partei und welchen Kandidaten sie wählen wird. „Das entscheide ich ganz spontan“, sagt sie. Über Tageszeitungen und die Nachrichten im Fernsehen informiert sie sich; Wahlveranstaltungen sind hingegen nicht ihr Ding. „Davon erhoffe ich mir nicht viel.“ Und auch Wahlplakate hinterlassen bei Hermine Kübler wenig Eindruck. „Ich beachte sie zwar, aber sie sind zum Großteil nichtssagend.“

Das bestätigt Saskia Stohrer aus Kirchheim. „Die Parteien lassen sich für die Plakate wenig einfallen. Ich würde sie pfiffiger und fesselnder gestalten“, sagt die 33-Jährige. Sie kritisiert ebenfalls, dass viele Politiker vor allem in Wahlkampfzeiten nach dem Mund der Wähler reden würden. „Sie sollten nicht immer nur Dinge versprechen, sondern sie auch einmal einhalten.“ Die politisch interessierte Kirchheimerin weiß bereits, für wen und welche Partei sie sich am 22. September aussprechen wird. „Ich wähle schon seit Jahren gleich“, verrät die 33-Jährige, die trotzdem die Wahlprogramme mehrerer Parteien noch unter die Lupe nehmen will. Wahlveranstaltungen besucht die Kirch­heimerin nicht. „Da wird viel schöngeredet.“ Das Fernsehduell Steinbrück – Merkel will sie sich indes auf jeden Fall anschauen, „aber beeinflussen wird es mein Wahlverhalten nicht“.