Lokales

Werben um Vertrauen und Verständnis

Der neue Ohmdener Bürgermeister Martin Funk wurde in sein Amt eingesetzt

Mit großer Mehrheit hatten die Ohmdener Bürger Martin Funk Ende Oktober zum neuen Rathauschef der Trinkbachgemeinde gewählt. Am Montag wurde er in der voll besetzten Gemeindehalle feierlich in sein Amt eingesetzt, das er am 1. Januar antreten wird.

Werben um Vertrauen und Verständnis

Ohmden. Nach einem Wahlkrimi mit anfänglich drei Bewerbern und dem Rückzug des amtierenden Bürgermeisters Manfred Merkle nach dem ersten Wahlgang hatten am 31. Oktober gut 67 Prozent der Ohmdener Bürger ihre Stimme abgegeben. Davon entfielen 61,7 Prozent auf den Plochinger Martin Funk. Der 27-Jährige hat in Wirtschaftsrecht den Bachelor in der Tasche und ist frischgebackener Master in europäischem Verwaltungsmanagement.

„Die Bürger haben eine eindeutige Entscheidung getroffen, auf die Sie aufbauen können“, sagte der stellvertretende Bürgermeister, Dr. Klaus Dolde. Damit verbunden sei aber eine immense Erwartungshaltung. „Sie zu erfüllen, wird keine einfache Aufgabe sein“, gab er zu bedenken. Der Ohmdener Bürgermeister ist als Einzelkämpfer im Rathaus zwangsläufig „Mädchen für alles“. Dolde appellierte an die Bürger, Martin Funk in der sicher schwierigen Einarbeitungsphase Verständnis und Vertrauen entgegenzubringen.

Bevor er Funk die Wahlprüfungsurkunde aushändigte, ging Landrat Heinz Eininger auf den deutlichen Wahlausgang ein: „Er ist eine gute Grundlage für die Arbeit der nächsten Jahre.“ Rathauschef und Ratsgremium müssten gemeinsam die Geschicke der Gemeinde voranbringen. „Der Bürgermeister ist nicht die Regierung und der Gemeinderat nicht die Opposition“, schrieb Eininger den Beteiligten ins Stammbuch und warnte davor, den Amtsantritt eines jungen Mannes, der zwar über eine gute Ausbildung, aber über keinerlei Verwaltungserfahrung verfüge, mit zu hohen Erwartungen zu überfrachten. „Sie sollten ihm eine faire Chance geben“, so Eininger. „Ihre Aufgabe ist, den Vertrauensvorschuss einzulösen“, sagte der Landrat an Martin Funk gewandt. „Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun.“ Auf den neuen Bürgermeister warte ein immenses Arbeitspensum. Der Kreisverwaltungschef ermunterte ihn, Impulse und Ideen zu entwickeln. „Ein Bürgermeister kann nicht ohne Meinung in ein Gremium gehen, sondern er muss eine eigene Vorstellung davon haben, wohin sich die Gemeinde entwickeln soll.“

In Anspielung an die Intrigen und den Zwist, die der Bürgermeisterwahl in dem 1 700-Seelen-Ort einen schalen Beigeschmack gegeben hatten, betonte Eininger: „Das beste Ergebnis erzielt man, wenn Bürgermeister, Gemeinderat, örtliche Gremien, Mitarbeiter im Rathaus und die Einwohner an einem Strang ziehen.“

Ohmden sei finanziell nicht auf Rosen gebettet. So könnten in diesem Jahr lediglich 47 000 Euro für Investitionen ausgegeben werden. „Die Gemeinde kann oft nicht einmal Fördertöpfe in Anspruch nehmen, weil sie die Eigenmittel nicht aufbringen kann“, so Eininger. „Sie können nicht allen Wünschen nachgehen“, machte er klar. „Es wird Sie begleiten, das Machbare möglich zu machen.“ Zur Kommunalpolitik gehöre auch das Bohren dicker Bretter. Was geleistet werde, sei leicht nachvollziehbar. „Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss auch in der Öffentlichkeit nachweisen, wie viele umgefallen sind.“

Die Vereidigung als Beamter sowie die Verpflichtung Martin Funks übernahm sein Stellvertreter, Dr. Klaus Dolde. In Anlehnung an das bereits bei der Kandidatenvorstellung benutzte Bild vom Bürgermeister, der den Karren zieht und dem Gemeinderat, der kräftig schiebt, überreichte er dem neuen Rathauschef ein kleines Arrangement für den Sitzungssaal.

Nicht nur für die Kommune selbst stelle die Wahl eine Zäsur dar, meinte Bissingens Verwaltungschef Wolfgang Kümmerle. Er hieß den neuen Ohmdener Bürgermeister im Kreis der Bürgermeisterkollegen willkommen.„Die kommunalen Aufgaben enden nicht an der Markungsgrenze“, verdeutlichte Kümmerle. Sowohl die finanzielle Situation als auch die demografische Entwicklung zwängen die Gemeinden, kommunale Aufgaben miteinander anzupacken. Ebenso wichtig sei aber auch die gegenseitige Rücksichtnahme.

„Ökumenische Grüße“ überbrachte Ohmdens Pfarrer Dirk Schmidt. Er wünschte dem neuen Chef im Rathaus, dass in der Gemeinde der Mut um sich greife, auf Funk zuzugehen sowie offen und ehrlich miteinander zu sein.

Für die örtlichen Vereine, bei der Amtseinsetzung vertreten durch Liederlust, Musikverein und TSV, rief Hans Herzinger ins Gedächtnis, über welchen Reichtum die Gemeinde auch ohne viel Geld verfügt: Ob Dorf-, Wald- oder Feuerwehrfest, Silvesterwanderung, Angebote von Jugendgruppen oder Hafenknöpfen – „ohne das Angebot der Vereine wäre in Ohmden weniger los“, unterstrich Herzinger. Er erhoffte sich vom neuen Schultes die Wertschätzung Ehrenamtlicher sowie die Einbindung der Bürger bei wichtigen Entscheidungen.

Bei Martin Funk rannte Herzinger damit offene Türen ein: „Wie Stutt­gart 21 zeigt, ist es eine Pflicht, die Bürger zu beteiligen.“ Dafür wolle er in Ohmden entsprechende Foren finden. Selbst SPD-Mitglied, erklärte Funk, im Rathaus keine Parteipolitik betreiben zu wollen. Zudem redete er dem Schuldenabbau das Wort. Es dürfe aber auch nicht vergessen werden, in die Zukunft zu investieren. „Wir müssen überlegen, wo soll die Gemeinde in zehn bis 20 Jahren stehen?“ Nach dem Vorbild anderer Gemeinden möchte Funk ein entsprechendes Zukunftskonzept entwickeln. Er kündigte den Blick über den Tellerrand, sprich die Kooperation mit anderen Kommunen, an. „Wer einen Umsturz im Rathaus erwartet hat, den muss ich enttäuschen“, sagte Funk abschließend. Er lege Wert auf einen konstruktiven, respektvollen Umgang und einen offenen Austausch. Zudem gab er seinen fürs Frühjahr geplanten Umzug nach Ohmden bekannt.