Lokales

Wildwuchs eingedämmt

Gewerbliche Unternehmen dürfen in Wernau keine Altkleidercontainer mehr aufstellen

Immer mehr Altkleidercontainer werden in Wernau aufgestellt. Bürgermeister Armin Elbl spricht schon von einem „Wildwuchs“. Den will die Stadt eindämmen. Deshalb hat der Gemeinderat erstmals Richtlinien beschlossen. Die Container für Kleider und Schuhe sollen nur an Standorten zulässig sein, an denen bereits Container für Altglas stehen. Gewerbliche Anbieter sollen nicht mehr zugelassen werden.

Die Altkleidercontainer der „Aktion Hoffnung“ auf dem Gelände von Sankt Magnus finden nur Eingeweihte hinter parkenden Autos.Fot
Die Altkleidercontainer der „Aktion Hoffnung“ auf dem Gelände von Sankt Magnus finden nur Eingeweihte hinter parkenden Autos.Foto: Roberto Bulgrin

Wernau. Ordnungsamtsleiter Fabian Deginus meint, Wernau sei beim Vermehren der Container „noch ganz gut dran“. In Nordrhein-Westfalen seien in einer Stadt über Nacht 40 Container aufgestellt worden. Verständlich, denn es handle sich um ein lukratives Geschäft. Auf dem heiß umkämpften Markt tummeln sich gewerbliche Anbieter, aber auch karitative Einrichtungen. „Das Material wird teils verkauft und geht nicht nur an Arme“, weiß Deginus.

Was gar nicht geht: Teilweise wurden die Container in Wernau auf öffentlichen Straßenflächen abgestellt, teils auf städtischen oder privaten Grundstücken. Für solche Sondernutzungen muss der Container-Aufsteller natürlich um Erlaubnis bitten. Das gilt auch für Anbieter, sofern der Container so aufgestellt ist, dass er nur über eine öffentliche Fläche erreichbar ist. Schließlich gibt es Gründe, warum man Container an bestimmten Stellen nicht haben will: um das Ortsbild nicht zu beeinträchtigen. In solchen Fällen ist der Gemeinderat zuständig.

Die Verwaltung schlug vor, allein dem DRK Wernau das Aufstellen von Altkleidercontainern zu gestatten. Damit hätten Stadtverwaltung und die Bürger einen Ansprechpartner. An manchen Standorten der Glascontainer „sieht es aus wie Sau“, beschrieb Deginus drastisch ein Phänomen, das für jede Stadt gilt.

Gemeinderat Karl-Heinz Neumann (SPD) begrüßte die Richtlinien. „Es ist richtig, dass nicht jeder seine Container in die Landschaft stellen darf.“ Für das DRK sei das Geschäft mit den aussortierten Kleidern eine wichtige Einnahmequelle, sagte Jürgen Haas (Freie Wähler). Die sich ausbreitende Konkurrenz „war für uns vom DRK immer ein Dorn im Auge“. Dorothee Lenarduzzi (Grüne) war nicht damit einverstanden, dem DRK das Alleinrecht zuzusprechen. Der Verein „Aktion Hoffnung Rottenburg-Stuttgart“ sei gemeinnützig. Zudem verkaufe er die Kleidung nicht, sondern verwerte sie, sprich: Die gesammelte Kleidung wird als Secondhand-Kleidung oder als Rohstoff verwendet. Der Dachverband „Fair-Wertung“ versucht, Rücknahmesysteme für Gebrauchttextilien zusammen mit dem Einzelhandel zu entwickeln.

Sofort überzeugen ließ sich die Rathausspitze nicht. Deginus warb dafür, das DRK vor Ort solle von den Erlösen profitieren. Elbl wollte gern ein Zertifikat sehen. „Das ist typisch deutsch“, antwortete Lenarduzzi. Es gebe aber nicht für alles ein Zertifikat. Sie wollte weitere Informationen über die „Aktion Hoffnung“ besorgen. Joachim Gelewski (Bürgerliste) meinte, der Gemeinderat solle es sich nicht zu einfach machen und nur in „gut und böse“ differenzieren. Man habe schließlich keinen Druck, das Thema an diesem Abend zu entscheiden. Das Nachhaltigkeitskonzept müsse man nochmals hinterfragen.

Birgit Gottwald-Kolb (CDU) unterstützte ihre grüne Ratskollegin. Die „Aktion Hoffnung“ unterstütze Entwicklungsländer, weiß sie. Auf dem Gelände von Sankt Magnus stünden Container des gemeinnützigen Vereins auf einer privaten Fläche hinter einem Parkplatz. Sieglinde Schönberger (Freie Wähler) plädierte dafür, den Tagesordnungspunkt zu vertagen, weitere Informationen einzuholen und zu überlegen, ob die Stadt zwei Anbieter zulassen wolle, das örtliche DRK und die „Aktion Hoffnung“.

Mit der knappen Mehrheit von neun zu elf Stimmen lehnte es der Gemeinderat ab, das Thema zu vertagen. Doch der Änderungsvorschlag wurde angenommen, die „Aktion Hoffnung“ darf in Wernau weiterhin im Altkleidermarkt mitmischen.