Lokales

„Wir bringen die Ideen auf die Straße“

Weilheim möchte Einzelhandel und Innenstadt beleben – Entwicklungskonzept beauftragt

Weilheim möchte frischen Wind ins Städtle bringen, Kaufkraft binden und Kunden aus den Umlandgemeinden anlocken. Um auf diesem Weg voranzukommen, hat der Gemeinderat der imakomm Akademie GmbH aus Aalen den Auftrag erteilt, Entwicklungsperspektiven für die Innenstadt auszuarbeiten.

Von Kopf bis Fuß kann man sich in Weilheimer Läden einkleiden. Ziel einer in den kommenden Monaten auszuarbeitenden „Innenstadto
Von Kopf bis Fuß kann man sich in Weilheimer Läden einkleiden. Ziel einer in den kommenden Monaten auszuarbeitenden „Innenstadtoffensive“ ist unter anderem, den Branchenmix im Städtle zu erhalten beziehungsweise zu erweitern und die Attraktivität der Gastronomie zu steigern. Foto: Jean-Luc Jacques

anke Kirsammer

Weilheim. Bürgermeister Johannes Züfle gab sich selbstbewusst: „Wir sind im Regionalplan als Kleinzentrum ausgewiesen.“ Daraus leiteten sich überörtliche Funktionen ab. Beispielhaft umriss er die Infrastruktur Weilheims mit Schulen, Ärzten und Lebensmittelmärkten sowie die Ansiedlung von Polizei und Notariat. Schon jetzt gebe es Bemühungen, Kunden und Besucher an das Städtle zu binden. Der Rathauschef nannte unter anderem Aktionen wie den verkaufsoffenen Sonntag, den Käsemarkt, die Präsentation Weilheims auf der CMT und die neuen Begrüßungstafeln. Gewerbe- und Stadtmarketingverein mühten sich redlich. „Der Eindruck kann rein subjektiv sein, aber Teile der Bevölkerung beobachten mit Sorge eine negative wirtschaftliche Entwicklung im Innenstadtbereich“, so der Bürgermeister. Ob man das Glas nun als halb voll oder als halb leer betrachtet – „Es ist mehr möglich in Weilheim“, betonte Züfle.

Im November vergangenen Jahres hatte sich der Gemeinderat in Klausur darauf verständigt, einen externen Partner für eine „Innenstadtoffensive Weilheim“ ins Boot zu holen.Als Ziele formuliert wurden die Steigerung der Attraktivität des Einzelhandels und der Gastronomie, die Reduzierung leer stehender Wohnungen und Läden sowie das Ansiedeln neuer Geschäfte und Gastronomen, um einen vielfältigeren Branchenmix zu bekommen. Die Stadt setzt nicht auf ein klassisches Einzelhandelsgutachten, sondern strebt eine Situationsanalyse und die Erarbeitung eines Konzepts mit konkreten Maßnahmen an. Eine Zielkontrolle soll gewährleisten, dass die Vorschläge auch umgesetzt werden.

„Wir meinen, die Zusammenarbeit mit der imakomm Akademie kann uns nach vorne bringen“, sagte Züfle jetzt. Das Institut habe entsprechende Erfahrungen mit Städten und Gemeinden von der Größenordnung Weilheims vorzuweisen. Schmücken kann es sich beispielsweise damit, Nagold und Mengen zum Stadtmarketingpreis Baden-Württemberg in der Kategorie „Kommunen bis 30 000 Einwohner“ verholfen zu haben.

„Wir sind ein sehr junges Team mit teilweise verrückten Ideen, haben aber auch ehemalige Bürgermeister in unseren Reihen, die uns wieder auf den Boden der Tatsachen holen.“ So skizzierte Geschäftsführer Dr. Peter Markert sein elfköpfiges Institut. „In Weilheim ist vieles gut“, unterstrich er. „Sie haben Events und ein umtriebiges Stadtmarketing.“ Eine Herausforderung stelle jedoch die Demografie dar. Prognostiziert ist, dass die Limburgstadt von derzeit 9 500 auf 9 000 Einwohner im Jahr 2030 schrumpft.

Um Leute in die Stadt zu bekommen, brauche es „Besuchsgründe“, so Markert. „Wie können wir Menschen für die Innenstadt begeistern? Machen wir das Richtige?“ Derlei Fragen müssten gestellt werden. Im Fokus soll die Innenstadt als Einkaufs- und Erlebnisstadt stehen. „Sie bekommen kein Werbekonzept“, hob Markert hervor. Angestrebt werde vielmehr, eine maßgeschneiderte, nachhaltige Struktur für Weilheim aufzubauen.

Vorgegangen werden soll in fünf Schritten: Am Anfang steht eine Potenzialanalyse für die Innenstadt, aus der Entwicklungsszenarien erarbeitet und eine klare Entwicklungsstrategie entwickelt werden sollen. Daraus resultieren Umsetzungsvorgaben – ein bunter Strauß an konkreten Maßnahmen. Dazu können städtebauliche Ansätze ebenso gehören wie Überlegungen zu einem pfiffigen Innenstadtmarketing und Ideen für ein Leerstandsmanagement. „Am Ende sagen wir Ihnen nicht, wie es gemacht werden muss“, sagte Markert. Wichtig sei vielmehr die Beteiligung von Händlern, Gewerbetreibenden, Vereinen und Bürgern im Rahmen einer Bürgerinfo und einer Projektgruppe, die Abbild der ganzen Stadt ist. Dort sind auch Querdenker willkommen. „Sie machen manchmal absurde Vorschläge, aber sie bringen einen weiter“, meinte der Geschäftsführer. Es komme darauf an, Begeisterung zu wecken, damit nicht nur die fünf „üblichen Verdächtigen“, sondern vielleicht elf Leute mitmachen.

Aus dem Ratsrund gab es vielfältige Anregungen für das Aalener Institut. Gerda Schrägle wies unter anderem darauf hin, die Akzeptanz der Tiefgarage am Rathaus sollte gesteigert werden. „Mir ist es wichtig, dass wir ein Konzept von innen heraus bekommen“, betonte Rainer Bauer. Joachim Naasz fürchtete hohe Folgekosten für die Stadt und hinterfragte den Erfolg des Projekts. „Die Vorschläge sind fast nie das Problem, sondern die Umsetzung. Wir bringen die Ideen auf die Straße“, erklärte Markert dazu. Von 100 Ideen könnten zwei im Jahr reichen – „aber die machen wir dann gescheit“.

Welche Kosten längerfristig zu stemmen sind, um die Innenstadt attraktiver zu gestalten, ließ Markert völlig offen. Weilheim habe gegenüber manch anderen Städten aber den Vorteil, den Kern bereits saniert und die Eingangsbereiche schön gestaltet zu haben.

Einstimmig beauftragte das Ratsgremium die imakomm Akademie damit, inhaltliche und räumliche Entwicklungsperspektiven für die Innenstadt von Weilheim auszuarbeiten. Das Honorar dafür beträgt knapp 29 000 Euro. Die Mittel werden im Vorgriff auf den Haushaltsplan 2014 bereitgestellt.