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„Wir wollen pünktlich in die Schule“

Jugendrat beklagt überfüllte Busse zu den Stoßzeiten – Busunternehmer weisen Vorwürfe zurück

Immer wieder beschweren sich Eltern und Schüler darüber, dass die Schulbusse besonders in den Wintermonaten übervoll sind. Nun hat sich der Kirchheimer Jugendrat an den Teckboten gewandt. Die ­Busunternehmer weisen die Vorwürfe jedoch zurück.

Immer wieder beschweren sich Schüler darüber, dass Busse überfüllt sind. Im Bild ist die Linie 176 nach Bissingen zu sehen.Foto:
Immer wieder beschweren sich Schüler darüber, dass Busse überfüllt sind. Im Bild ist die Linie 176 nach Bissingen zu sehen.Foto: Fabian Seyfried

Kirchheim. Der Kirchheimer Jugendrat hat es sich zum Ziel gesetzt, die Busverbindungen für Schüler zu verbessern. Deshalb haben sich zwei Vertreter dieses Gremiums an unsere Zeitung gewandt, um aufzuzeigen, wo es aus ihrer Sicht Verbesserungsbedarf gibt. „Manche Busse sind zu den Stoßzeiten überfüllt, andere komplett leer“, berichten die Jugendräte Merve Aydogdu und Erkam Eren. Teilweise blieben die Schüler an den Haltestellen stehen und kämen dann zu spät, was meistens einen Eintrag ins Klassenbuch bedeute. „Wir brauchen keine schön sanierten Bahnhöfe, sondern wir wollen pünktlich in die Schule kommen“, so die Forderung der beiden Jugendräte.

Rückendeckung erhalten sie von Fabian Seyfried, der das Ludwig-Uhland-Gymnasium besucht. Der Schüler hat schon im Winter festgestellt, dass der Bus der Linie 176, der vom Kirchheimer ZOB Richtung Bissingen fährt, besonders mittags häufig überfüllt ist. An einem Freitag im Januar um 12.55 Uhr hätten 30 Schüler draußen bleiben müssen. An den weiteren Haltestellen seien insgesamt circa 15 weitere Fahrgäste stehen geblieben. Das sei bei Weitem keine Seltenheit.

Kurt Weissinger, Geschäftsführer der gleichnamigen Omnibus-Firma, die die Linie 176 gemeinsam mit der Firma Fischer für Regional-Bus Stuttgart betreut, kennt das Problem. Er betont jedoch: „Das tritt immer nur freitags in Weilheim, Oberlenningen und Kirchheim auf.“ Der Grund sei, dass freitags alle Schüler zur sechsten Stunde aus hätten. Zu den Problemen beim 12.55-Uhr-Bus sagt Weissinger: „Regional-Bus Stuttgart genehmigt uns keinen Verstärker-Bus, weil um 13.15 Uhr ein Bus der Firma Fischer Richtung Bissingen fährt.“ Aus deren Sicht sei es zumutbar, dass die Schüler 20 Minuten warteten.

Jugendrätin Merve Aydogdu, die täglich von Ötlingen über den ZOB nach Nürtingen ins sozialwissenschaftliche Gymnasium fährt, beklagt sich über überfüllte Busse auf der Linie 166. Vor allem der 7.10-Uhr-Bus sei vor allem in den Wintermonaten häufig viel zu voll, weil viele Kirch­heimer auf den Säer ins berufliche Gymnasium wollten. „Wir ziehen schon unsere Taschen aus und legen sie auf den Boden, damit mehr Platz ist“, sagt die Ötlingerin. Häufig ließen die Busfahrer die Schüler einfach stehen. Aus diesem Grund und wegen der Verspätungen, die aufgrund der Baustelle in Reudern entstehen, habe sie schon acht Fehltage im Klassenbuch. „Das wirkt sich negativ im Zeugnis aus“, sagt Merve. Ihr Wunsch an das Busunternehmen OVK, das die Linie 166 betreut: Mehr Busse zu den Stoßzeiten.

Diese Forderung kann OVK-Geschäftsführer Eberhard Dannenmann überhaupt nicht nachvollziehen. „Zwischen 6.45 und 7.10 Uhr setzen wir auf dieser Linie vier Busse ein, drei Solo-Busse und einen Gelenkbus“, sagt er. In einen Solo-Bus passten maximal 80, in einen Gelenkbus 130 Schüler. Der Fahrer, der den Gelenkbus um 7.05 Uhr zum Säer fährt, hätte ihm gesagt, dass der Bus nie ganz voll sei. „Das ist immer der gleiche Fahrer“, sagt Dannenmann, „der weiß, wovon er spricht.“ Natürlich könne es an einzelnen Tagen sein, dass, wenn ein Anschlussbus nicht rechtzeitig am ZOB ankomme, der letzte Bus sehr voll sei. „Mit Ausnahme von Einzeltagen hat die Kapazität aber den ganzen Winter über ausgereicht“, sagt Dannenmann.

Dass Busfahrer Schüler an der Haltestelle stehen lassen, kann laut Dannenmann dann passieren, wenn der Fahrer wisse, dass gleich ein zweiter Bus komme. „Dann schließt er die Tür und fährt los“, so Dannenmann. Er bittet Schüler, die Grund zur Beschwerde sehen, sich direkt an das Unternehmen zu wenden.

Die Beschwerde von Jugendrätin Merve Aydogdu über Verspätungen auf der Linie 166 kann Eberhard Dannenmann wiederum verstehen. „Wir haben seit Sommer letzten Jahres die Baustelle in Reudern. Da können wir allerdings nichts dafür“, sagt er. Auch bei Eis und Schnee könne es zu Verspätungen beziehungsweise zu einzelnen sehr vollen Bussen kommen. „Dann nehmen die Schüler den ersten Bus, um noch rechtzeitig zu kommen, und die nächsten sind dann leer“, vermutet der OVK-Geschäftsführer. In den Sommermonaten sei das aber nicht der Fall.

Erkam Eren fährt jeden Tag um 7.16 Uhr mit dem Bus der Linie 163 vom ZOB in Richtung Lindorf zur Jakob-Friedrich-Schöllkopfschule. „In diesem Bus kann man nicht mehr umfallen, so voll ist er“, sagt der Jugendrat. Er versteht nicht, warum das Busunternehmen OVK, das auch diese Linie betreibt, nicht mehr Busse einsetzen kann. „Für diese Linie sehe ich im Moment keine Lösung“, sagt OVK-Geschäftsführer Eberhard Dannenmann. Zugegebenermaßen sei der Bus zwischen dem ZOB und der Haltestelle Badwiesen sehr voll. „Danach ist er aber so gut wie leer.“ Man könne jedoch auf einem so kurzen Abschnitt keinen zweiten Bus einsetzen. „In den Stoßzeiten sind alle verfügbaren Busse unterwegs“, erklärt Eberhard Dannenmann. Wolle die OVK einen zusätzlichen Bus einsetzen, müsse sie gegenüber Landratsamt und Verband Region Stuttgart die Auslastung nachweisen. Und das sei in diesem Fall nicht gegeben.