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Wo Fuchs und Has‘ zu Hause sind

Die Jägervereinigung Kirchheim geht mit dem „Lernort Natur“-Anhänger auf Tour

Dem Gesang der Vögel lauschen, unterschiedliche Rindenstrukturen erfühlen und durch den Wald toben – all das und noch mehr wird Kindern bei „Lernort Natur“ geboten. Die Jägervereinigung Kirchheim hat nun einen speziellen Anhänger in Dienst genommen.

Die Kinder lernen mithilfe der Tierpräparate, die im „Lernort Natur“-Anhänger präsentiert werden, die heimische Fauna kennen. Fo
Die Kinder lernen mithilfe der Tierpräparate, die im „Lernort Natur“-Anhänger präsentiert werden, die heimische Fauna kennen. Foto: Jean-Luc Jacques

Lenningen. Die „Anreise“ war schweißtreibend für die Kinder der Klasse vier der Unterlenninger Lindenschule. Zu Fuß hatten sie sich auf den Weg zum Parkplatz Hopfenburg gemacht und bei prallem Sonnenschein den Berg erklommen. Dort angekommen, erwarteten sie viele wilde Tiere, beispielsweise Fuchs, Dachs, Hermelin, Hase, Murmeltier, Waldschnepfe oder Schleiereule – alles Präparate, die im neuen „Lernort Natur“-Anhänger zu bewundern sind. Auf großes Interesse stießen aber auch die lebenden Exemplare der Jäger: Hunde. Davon gab es gleich mehrere, die gestreichelt werden wollten, denn die Jägervereinigung Kirchheim hatte zur Präsentation des Anhängers geladen, der in der näheren und weiteren Umgebung einmalig ist. „Damit haben wir einen zentralen Aufbewahrungsort für Tische und Bänke und er ist schonend für die Präparate“, erklärte Kreisjägermeister Bernd Budde. Dank des neuen Gefährts ist Sabine Joachim schneller an ihrem Einsatzort, denn das mühsame „Zusammensammeln“ der Utensilien entfällt ab sofort. Die Jugendobfrau der Jägervereinigung hat die „Lernort Natur“-Fortbildung des Deutschen Jagdschutz-Verbandes absolviert und ist nun Naturpädagogin des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg.

Realisiert werden konnte die Anschaffung des Anhängers dank zahlreicher Spenden und Zuschüsse in Höhe von knapp 8 000 Euro, insgesamt kostete er rund 10 600 Euro. „Nicht eingerechnet sind die vielen ehrenamtlichen Stunden. So übernahmen beispielsweise die Lehrlinge der Firma Keller in Jesingen den Innenausbau“, so Bernd Budde. Mit der Neuinvestition wollen die Jäger der Entfremdung der Menschen von der Natur entgegenwirken. Angesprochen werden sollen mit der Aktion „Lernort Natur“, die vor über 20 Jahren vom Deutschen Jagdschutzverband ins Leben gerufen wurde, nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene.

Ganz Ohr waren die Kinder bei der musikalischen Einlage der Jagdhorn-Bläsergruppe auf der Hopfenburg. Fasziniert lauschten sie den ungewohnten Klängen und Stücken, die so bezeichnende Namen wie „Sau tot“ oder „Zum Essen“ haben. „Ich habe mein Jagdhorn immer mit dabei. Das gefällt den Kindern“, ist die Erfahrung von Sabine Joachim. Ihre weiteren ständigen Begleiter sind Finn und Ivy, ihre beiden Bretonischen Vorstehhunde. Mit ihnen und den Kindern geht es dann auf die Entdeckungsreise durch Wald und Flur. Im Rucksack der Naturpädagogin finden sich unter anderem Lupen zum genauen Hinschauen, Augenbinden zum Rindenfühlen und Lauschen, aber auch nummerierte Wäscheklammern. Die kommen beim Wildschweinspiel zum Einsatz, bei dem sich die Kinder in zwei Gruppen teilen. Während die einen die Klammern verstecken, müssen die andern als „Rotte“ sie wiederfinden. „Ich arbeite aus dem Bauch heraus, passe mich den Kindern und ihren Interessen an“, sagt die Mutter dreier Kinder und gelernte Fachkrankenschwester für Psychiatrie.

Fuchs und Dachs hat sie immer mit dabei. Die finden die Kinder dann „zufällig“ auf ihrem Gang durch den Wald. „Mithilfe der Präparate kann ich viel über die Tiere und ihren Lebensraum erzählen“, so Sabine Joachim. Veranschaulichen kann sie damit aber auch die Bedeutung des Fellwechsels, etwa beim Hermelin, den das weiße Fell im Winter tarnt. Im Sommer schmückt den Wiesenbewohner dagegen ein braunes Haarkleid auf dem Rücken.

Der Waldpädagogin geht es aber um mehr als reine Wissensvermittlung: „Alle Sinne sind gefragt, wenn wir auf dem Boden liegen und die Augen schließen. Die Kinder können die Ruhe genießen und entspannen, den Waldboden fühlen und herausfinden, welche Geräusche sie hören.“ Und dann gibt es da noch das Eierspiel: Das Ei einer Gruppe, die aus drei Kindern besteht, erhält einen Namen, der mit Filzer auf das rohe Ei geschrieben wird. Jeder muss es während der Wanderung tragen und aufpassen, dass ihm nichts passiert. „Das ist für viele schwierig. Hier geht es um Verantwortung“, sagt die Jägerin. Ist diese Hürde geschafft, gibt es einen nicht allzu langen Bindfaden, mit dessen Hilfe Naturmaterialien so um das Ei zu binden sind, dass es einen Sturz aus zwei Metern Höhe überlebt.

Wer mehr über „Lernort Natur“ erfahren will oder die Dienste von Sabine Joachim in Anspruch nehmen will, der erhält auf der Homepage der Kirchheimer Jägervereinigung unter www.jv-kirchheim.de nähere Informationen.