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Zahl der Flüchtlinge nimmt zu

Staatliche Unterkunft in Kirchheim wird immer voller – Esslingen hat keine Kapazität mehr

Immer mehr Menschen aus Serbien und Mazedonien beantragen in Deutschland Asyl, während der Strom aus Afghanistan und Irak nicht abreißt. Der Anstieg bringt die Unterkünfte, die der Landkreis zur Verfügung stellen muss, an den Rand der Kapazität.

Zahl der Flüchtlinge nimmt zu

Kirchheim. Der bundesweite Anstieg der Asylbewerberzahlen, der seit einiger Zeit zu beobachten ist, ist auch in Kirchheim spürbar. Während Anfang des Jahres 155 Flüchtlinge in der Staatlichen Gemeinschaftsunterkunft in der Kirchheimer Charlottenstraße auf den Abschluss ihres Asylverfahrens warteten, sind es mittlerweile 207. Das ist ein Anstieg um ein Drittel. Dazu kommen sechs Spätaussiedler. Das Wohnheim in Esslingen, neben Kirchheim das zweite im Landkreis, ist bereits voll belegt. Der Kreis, der die Flüchtlinge unterbringen muss, hat laut Sprecher Peter Keck schon eine zusätzliche Unterkunft angemietet. In Kirchheim liegt die Obergrenze bei 256 Menschen.

„Die Asylbewerber kommen aus dem Irak, Afghanistan, Indien, China, Pakistan, Somalia und zuletzt auch verstärkt aus Serbien, Mazedonien und dem Kosovo“, sagt Peter Keck. Warum das so ist, darüber möchte er nicht spekulieren. Generell sei seit den Sommermonaten ein Anstieg aus verschiedenen Ländern zu beobachten. Die höhere Belegung der Landkreisunterkünfte bezeichnet er jedoch im Vergleich zu früheren Situationen als „durchaus beherrschbar“. „Im Jahr 1990, als die Grenzen geöffnet wurden, mussten wir über Nacht Hunderte von Flüchtlingen in Sporthallen unterbringen“, erinnert er sich.

„Eine Erhöhung der Belegung in Kirchheim auf 256 Personen können wir uns nicht wirklich vorstellen“, sagt Julie Hoffmann, Leiterin des Sozialdienstes der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für Flüchtlinge im Landkreis. Es sei schon jetzt schwierig, wenn sich zum Beispiel vier Menschen, die sich vorher gar nicht kannten, miteinander ein Zimmer teilen müssten. Die Verwaltung bemühe sich, gleiche Nationalitäten zusammenzulegen, damit nicht auch noch unterschiedliche kulturelle Gewohnheiten zu Problemen führten. „Trotzdem gibt es immer wieder Schwierigkeiten“, weiß Julie Hoffmann. „Traumatisierte Menschen halten so viel Nähe oft gar nicht aus.“ Die Heimleitung habe darauf bisher Rücksicht nehmen können. „Das wird künftig nicht mehr möglich sein“, glaubt Hoffmann.

Der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Karl Zimmermann (CDU) ist überzeugt, dass der starke Anstieg der Asylanträge darauf zurückzuführen ist, dass die EU Mitte des Jahres die Visumpflicht für Serbien, Mazedonien und Montenegro aufgehoben hat. „Viele Bürger aus diesen Ländern nutzen seitdem die Visumfreiheit, um nach Deutschland einzureisen und vor Ort einen Asylantrag zu stellen“, so Karl Zimmermann. Seit 15. Dezember gilt auch für Staatsangehörige aus Albanien und Herzegowina für kurzfristige Aufenthalte von bis zu drei Monaten die Visumfreiheit. Karl Zimmermann rechnet daher mit einer weiteren Zunahme der Einreisen und Asylanträge. Die Chance solcher Anträge liege praktisch bei null. Die Verfahren gingen jedoch über Monate und kosteten den Steuerzahler viel Geld. Karl Zimmermann fordert die EU deshalb auf, die Aufhebung der Visumpflicht zu korrigieren. „Sie ist für den Steuerzahler nicht nachvollziehbar.“