Lokales

Zieger bislang einziger Kandidat

Breite Unterstützung für Esslinger OB auf dem Weg zur angestrebten Wiederwahl

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Der Superwahltag mit vier ­Entscheidungen ist gerade erst vorbei, da rückt in Esslingen bereits der nächste Urnengang in den Mittelpunkt des kommunalpolitischen Interesses. Am 28. September entscheiden die Wähler, wem sie in den folgenden acht Jahren das Amt des Oberbürgermeisters anver­trauen wollen.Jürgen Zieger hat gut lachen, noch ist kein Mitbewerber um den Chefsessel im Esslinger Rathaus in Sicht.Foto: Bulgrin

Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger hat gut lachen, denn noch ist kein Mitbewerber um den Chefsessel im Esslinger Rathaus
Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger hat gut lachen, denn noch ist kein Mitbewerber um den Chefsessel im Esslinger Rathaus in Sicht.Foto: Bulgrin

Esslingen. Einziger Kandidat für den Posten des Esslinger Oberbürgermeisters ist bislang Amtsinhaber Jürgen Zieger (SPD). Offen bleibt vorläufig die Frage nach möglichen Herausforderern. CDU und Grüne halten sich noch bedeckt. Sie wollen erst in den nächsten Wochen erklären, ob sie mit eigenen – und gegebenenfalls mit welchen – Kandidaten in den Wahlkampf ziehen. Während die Antworten auf sich warten lassen, schießen die Spekulationen ins Kraut. So mutmaßen manche Beobachter bereits, CDU und Grüne könnten sich mit Ziegers Wiederwahl abgefunden haben.

Ein Freundeskreis, der sich für Ziegers Wiederwahl ausspricht, sendet in dieser Phase ein klares Signal. In einer Zeitungsanzeige erklären 58  mehr oder weniger prominente Personen aus Vereinen, Kultur, Kirche und vielen anderen Bereichen ihre Sympathien für den Amtsinhaber. Sie zeigen sich überzeugt, dass die Stadt mit ihrem Favoriten „noch attraktiver und zukunftsfähiger“ geworden ist. Das Spektrum der Unterstützer reicht weit über die SPD hinaus. Zu ihnen gehören der frühere Daimler-Manager Hermann Haug, der lange Zeit das Werk Untertürkheim geleitet hat, ebenso wie Manfred Schmid. Solche Fürsprecher – Schmid ist Ehrenvorsitzender der Handwerker im Kreis Esslingen – sollen die Verwurzelung in Bereichen nahelegen, die eher konservativen Kandidaten zuneigen. Selbst scharfe Kritiker der jüngsten Baupolitik setzen auf Zieger. So gehört der Arzt Helmut Kachler ebenso zum Freundeskreis wie der frühere CVJM-Vorsitzende Gerhard Proß.

Vier Monate vor dem Urnengang erscheint dieser Vorstoß auf den ersten Blick wie ein Frühstart in den Wahlkampf. In kommunalpolitischen Kreisen geht man aber davon aus, dass Zieger und sein Freundeskreis weniger die Wähler im Auge haben. Ihnen könnte es vielmehr um eine Ansage an mögliche Mitbewerber gehen, die eine Kandidatur erwägen. Ihnen soll der Eindruck vermittelt werden, dass der Amtsinhaber in der Stadt bestens verankert ist.

Für CDU und Grüne gestaltet sich die Suche nach Alternativen zu Zieger auch ohne solche Schachzüge des Amtsinhabers als mühsames Unterfangen. Die Christdemokraten haben zahlreiche Gespräche mit dem Ziel geführt, einen Herausforderer zu finden. Über das Ergebnis will sich Stadtverbandsvorsitzende Margot Kemmler nach Pfingsten äußern. Schon im Vorfeld dämpft sie aber die Erwartungen. „Es ist sehr schwer, eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu gewinnen“, sagt sie und liefert gleich eine Erklärung mit, warum sie am Ende mit leeren Händen dastehen könnte. „Die Stadt ist finanziell nicht auf Rosen gebettet“, sagt sie und weist die Verantwortung für diesen Umstand dem Oberbürgermeister zu. Dessen Versäumnisse führten dazu, dass die Perspektiven für einen etwaigen Rivalen „nicht so prickelnd sind“. Margot Kemmler erwähnt deshalb auch immer wieder die Option, einen unabhängigen Kandidaten zu unterstützen. Wenn ein Herausforderer auf eigene Faust gegen Zieger antreten und gleichzeitig zum Profil der CDU passen sollte, darf er – so betont sie – mit der Rückendeckung dieser Partei rechnen. Auch die Grünen wollen ihre Position in Kürze klären. Hinter vorgehaltener Hand werden aber schon heute Zweifel geäußert, ob es sinnvoll ist, einen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. Trotz mancherlei Kritik am Amtsinhaber werden die Chancen, ihn im Rathaus abzulösen, als gering eingeschätzt.

Diese Ausgangslage dämpft dem Vernehmen nach die Bereitschaft möglicher Aspiranten, den Hut in den Ring zu werfen. Schon vor Monaten haben die Freien Wähler ganz offen erklärt, dass sie die Situation ganz ähnlich einschätzen. Esslingen – so hat Vorstandsmitglied Ralph Schäfer mehrfach betont – habe sich unter Zieger landesweit einen guten Ruf erworben. Den Versuch, aus eigenen Kräften einen Wechsel anzustreben, haben die Freien Wähler aus diesem Grund erst gar nicht unternommen. Noch darf sich Zieger aber nicht in Sicherheit wiegen. Bis zum 2. September haben etwaige Herausforderer die Möglichkeit, ihre Bewerbung abzugeben. Ermutigt könnten sie sich durch den Blick auf die Wahl vor acht Jahren fühlen, als mit Rainer Rothfuß ein weitgehend unbekannter Kandidat mit dem Parteibuch der CSU fast 40 Prozent der Stimmen eingefahren und einen Achtungserfolg gegen Zieger errungen hat. Ob sich eine solche Konstellation wiederholen wird, bleibt vorerst fraglich. Denn die Bereitschaft ambitionierter Nachwuchspolitiker, gegen etablierte Amtsinhaber anzutreten, hält sich in aller Regel in Grenzen. Nicht einmal in Nürtingen, wo 2011 ein heftig umstrittener Otmar Heirich (SPD) ohne Hilfe eines breit aufgestellten Freundeskreises um seine Wiederwahl gerungen hat, woll­te sich ein Herausforderer finden.