Es ist wie bei einem Bahnrennen in der Leichtathletik: Die letzten Meter auf der Zielgeraden tun besonders weh. Der eng getaktete Terminplan in der 2. Basketball-Bundesliga hinterlässt allmählich Spuren. 13 Spiele in neun Wochen seit Beginn des neuen Jahres - Die Knights zählen zum kleinen Kreis von nur drei Mannschaften in der Liga, die bisher alle 23 Partien absolviert haben. Das zeigt inzwischen Wirkung. Vor allem bei „Dauerläufern“ wie Richie Williams oder Karlo Miksic, die nach den Ausfällen von Brauner und Leufroy zuletzt besonders strapaziert waren.
Die beiden kreativen Köpfe im Kirchheimer Spiel standen in den vergangenen Wochen bis zu 30 Minuten und mehr pro Partie auf dem Parkett. Im selben Maß wie die Belastung steigt, zeigt die Leistungskurve bei beiden Spielmachern nach unten. Am vergangenen Doppelspieltag war das schwer zu übersehen. Bei Miksic häufen sich Unkonzentriertheiten wie Schrittfehler oder Fehlpässe. Der 23-jährige Point Guard, der eine alte Fußverletzung seit Wochen nicht richtig auskurieren kann, ist mit saisonweit 40 Ballverlusten teamintern der unangefochtene Spitzenreiter in dieser ungeliebten Kategorie. Bei Richie Williams wirkt sich der Dauerbetrieb vor allem auf die Treffsicherheit aus: In den beiden Spielen am Freitag gegen Tübingen und am Sonntag gegen Schwenningen war der US-Amerikaner bei 13 Wurfversuchen aus dem Feld ein einziges Mal erfolgreich.
Vor diesem Hintergrund ist die Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, eigentlich schon beantwortet. Mit dem glücklichen Sieg gegen Tübingen und einer Erfolgsquote von 50 Prozent nach dem Dopelspieltag lässt sich leben. Alles andere wäre „Jammern auf hohem Niveau“, findet Knights-Sportchef Chris Schmidt. Er sagt: „Bis zur Finalrunde ist es noch ein langer Weg. Da ist noch gar nichts entschieden.“ Die Knights sind aktuell Fünfter, doch gleich fünf Mannschaften bis zu Platz acht liegen nur zwei Siege auseinander. Schmidt kennt die Realität. Die Niederlage in Schwenningen am Sonntag wurmt ihn dennoch gewaltig, weil an einem Tag in Normalform mehr drin gewesen wäre. Gegen Tübingen blieb eine hohe Fehlerquote noch unbestraft. Gegen die Panthers, die auf einigen Positionen das Beste aufs Parkett schicken, was die Liga zu bieten hat, dann nicht mehr.
„Das Tübingen-Spiel hat enorm viel Kraft gekostet“, muss auch Headcoach Igor Perovic einsehen. Er muss in den kommenden Tagen und Wochen nun die richtige Balance finden zwischen Anspannung und nötiger Regeneration. Am Samstag kommt mit Trier das Überraschungsteam, das Tabellenführer Jena am Sonntag mit 14 Punkten Differenz aus der Halle gejagt hat und mit einer ausgeglichenen Bilanz energisch an die Tür zu den Play-offs klopft.
Wie viele andere haben auch die Gladiators vor dem Saisonfinale nachverpflichtet und mit dem Kanadier Brody Clarke und dem Ex-Ludwigsburger Austin Wiley zwei regelrechte Rebound-Monster an Bord geholt. Bisher waren die Trierer vor allem wegen ihres aggressiven und wurfstarken Backcourts gefürchtet. Jetzt kommen Größe und Körpermasse unterm Korb hinzu. „Dieses Spiel wird hart“, prophezeit Perovic, der nicht weiß, ob er auf seinen Topscorer Kyle Leufroy wieder wird zählen können. Der ist nach mehr als dreiwöchiger Pause wegen einer Rückenverletzung zwar im Moment schmerzfrei, hat bisher aber nicht trainiert. Ohne einen Leufroy in Topverfassung dürfte der verbleibende Weg zur Finalrunde wohl länger werden als er ohnehin schon ist.