Kirchheim. Auf zwei Marksteine in der laufenden Arbeit vor Ort kann der Verein gegen Ende des Jahres 2010 zurückblicken: Im Mai wurde der sehnlichst erhoffte, durch großzügige Spenden finanzierte Erweiterungsbau des Bildungszentrums von „Hilfe für Guasmo“ mitten im Elendsviertel der Hafenstadt Guayaquil seiner Bestimmung übergeben. Im Oktober stand dann nach über 20 Jahren dort ein Generationswechsel an: Sor Tomasina Sandri vom italienischen Orden der Madres Doroteas hatte während all der Jahre die Fäden vor Ort in der Hand und genoss in puncto Organisation, Verwaltung und Finanzen das volle Vertrauen der Vereinsleitung. Im Alter von 83 Jahren zieht sich Sor Tomasina nun aus allen Aktivitäten zurück. Um die Verantwortung in jüngere Hände zu legen, flog die Vereinsvorsitzende Ursula Hauser nach ihrer Reise im Mai im Oktober noch einmal nach Ecuador.
In Guayaquil ist in den letzten Jahren ein Team in die Arbeit des Vereins hineingewachsen, das sich mit Entschiedenheit und Tatkraft für die gute Sache einbringt. Die Mitarbeiter sind der Vereinsleitung seit Jahren bekannt und haben ihre Vertrauenswürdigkeit vielfach unter Beweis gestellt. Zum Team gehören Fachkräfte für Sozialarbeit und Finanzen und solche mit technischem Know-how aus Ecuador ebenso wie Deutsche, die dort leben und mit der Arbeitswelt und den Behörden vertraut sind.
Während ihres jüngsten Aufenthaltes in Ecuador nahm Ursula Hauser wieder einmal wahr, wie die Kriminalität im Umfeld ihrer Schützlinge das Feld beherrscht, und wie schwierig die Lebenssituation vieler Familien ist. Umso überzeugender sei die Notwendigkeit, dem Elend durch Bildung zu entkommen. Was Ursula Hauser noch wahrnahm, sind die schweren persönlichen und familiären Verhältnisse der meisten Patenkinder von „Hilfe für Guasmo“: wenig Zeit für Schularbeit, weil schon Kinder mit ihrem kargen Lohn für die Familie mitarbeiten müssen; Großfamilien, die sich einen einzigen Raum teilen; ein Junge in einer gefährlichen Wohnsituation ohne Abtrennung des Wohnraums zur Straße; Patchworkfamilien mit vielen Kindern und einem Elternpaar ohne Arbeit; Krankheiten und die Einflüsse krimineller Banden. Und dennoch immer wieder auch die Freude, wenn ein junger Mensch es schafft, mit Hilfe der Förderung aus Deutschland die Ziele Arbeitsplatz und Auskommen zu erreichen. Erfreulich die Zahl der Eltern, vor allem der Mütter, die trotz großer Familie mit Unterstützung des Vereins auch spät noch eine Ausbildung beginnen und erfolgreich abschließen.
Schlimm hat es vor wenigen Wochen Ginger Bueno getroffen. Das Mädchen ist neun Jahre alt, wird von „Hilfe für Guasmo“ unterstützt, und die Mutter besucht das „Colegio Hermann Hesse“, um bessere Chancen bei der Arbeitssuche zu haben. Die ganze Familie verkauft Apfelsinen auf der Straße. 500 Stück müssen sie verkaufen, um 5 Dollar Einkommen für die fünfköpfige Familie zu erwirtschaften. Diese Familie kam kürzlich von der Arbeit zurück und fand ihre Hütte leer vor – ausgeraubt; alles war weg, Herd, Kühlschrank, Fernseher, Elektroinstallation, alle Kleidungsstücke, nichts war mehr da. Matratzen hatten die Diebe nicht mitnehmen können, weil die Familie keine hat und ohnehin auf dem nackten Boden schläft. Jetzt stehen sie vor dem Nichts.
Weitere Infos gibt es bei Ursula Hauser, Telefon 0 70 21/4 43 09, und Arnold E. Piesiur, Telefon 0 70 21/7 17 97 sowie im Internet unter www.hilfe-fuer-guasmo.de. Ein Spendenkonto ist eingerichtet bei der BW-Bank in Kirchheim, Kontonummer 8 648 646, Bankleitzahl 600 501 01.pm