Kornelia Klaus gehört zu den 180 Winterdienst-Mitarbeitern des Stuttgarter Flughafens
Dem Winter keine Chance

Mit der Technik des Schneeräumfahrzeugs kennt sich Kornelia Klaus bestens aus. Die Veranstaltungsmanagerin des Flughafens hat sich freiwillig für den Winterdienst gemeldet. Die vielseitige Aufgabe möchte sie nicht missen.

Leinfelden-Echterdingen. Eigentlich ist Kornelia Klaus Eventmanagerin. Wenn es schneit, tauscht die schlanke Frau ihren Schreibtisch gegen das Führerhaus eines 17-Tonners ein. Mit dem Schneepflug räumt sie das Vorfeld, die Piste und die Parkpositionen. Das ist für sie jedes Mal ein Ereignis. Ein Konvoi mit zehn Fahrzeugen sorgt dafür, dass die Flugzeuge auch bei Minusgraden, Eis und Schnee sicher starten und landen. Schon als die ersten Schneeflocken am Himmel tanzen, ist Klaus in Alarmbereitschaft. Ob der Winterdienst zum Einsatz kommt oder nicht, entscheidet Einsatzleiter Lothar Döring. Er leitet den Einkauf des Flughafens. „Ich bin heute erst um 12 Uhr zum Dienst gekommen“, sagt Klaus. Nach dem Wetterbericht hatte sie mit einem Einsatz gerechnet. „Der Winterdienst muss die Arbeitszeiten streng einhalten.“ Sobald es schneit, schickt der Deutsche Wetterdienst ein Fax an den Flughafen. Zunächst rückt die Feuerwehr aus, um die Piste mit Sprühmitteln vom Schnee zu befreien. Dann alarmiert Döring die Mitarbeiter vom Winterdienst, die oft eine lange Anfahrt haben. 170 Männer und zehn Frauen, die ansonsten in ganz anderen Berufen arbeiten, sind dabei. Drei Gruppen wechseln sich wochenweise im Schichtdienst ab.

Kornelia Klaus ist seit sechs Jahren dabei. Sie fiebert den Einsätzen entgegen. „Das ist was ganz anderes als das, was ich sonst mache“, findet die Veranstalterin, die beispielsweise das Kinderfest auf dem Flughafen organisiert. „Technik hat mich immer interessiert.“ Deshalb meldete sie sich für den Winterdienst. Als erstes hat sie den Lastwagenführerschein gemacht. Auf dem Flughafen lernte sie dann, wie man die tonnenschweren Räumfahrzeuge bedient.

Heute sitzt Klaus souverän im Führerhaus. Leicht lenkt sie das sperrige Räumfahrzeug durch die Pforte West. Mit neun weiteren Fahrzeugen fährt sie im Konvoi über das Vorfeld, um Parkpositionen zu räumen. Das Gebläse pustet den Schnee, der den Boden jetzt dicht bedeckt, regelrecht weg. Es gibt ein wildes Schneegestöber. Dabei müssen die Fahrer strengstens darauf achten, dass kein Schnee auf den Markierungslichtern der Piste oder der Rollbahnen landet. Welche Parkposition oder welche Rollbahn wann geräumt wird, entscheidet Gruppenleiter Alexander Zhudi im Schulterschluss mit der Flugsicherung, deren Mitarbeiter im Tower in Bernhausen sitzen. Die Fluglotsen teilen mit, welche Maschinen als nächstes in Stuttgart landen. Danach richtet sich der Plan der Winterdienstgruppe. Die Fahrer werden per Zuruf über Funk informiert, was als nächstes auf dem Plan steht. Kon­zent­riert folgt Klaus den Anweisungen des Gruppenleiters. Das Fahren im Konvoi trainieren die Winterdienstler im Oktober. „Da muss jeder seine Position genau kennen, denn die Abläufe sind bis ins kleinste Detail ausgetüftelt“, weiß sie.

Auch bei dichter Schneedecke und in der Nacht müssen sich die Fahrer auf dem Flughafengelände gut orientieren können. „Das ist nicht einfach, denn man erkennt die Markierungen nicht“, findet Klaus. Seit sie im Winterdienst arbeitet, hat sie sich die Wege eingeprägt. Nachts ist der Flughafen in ein buntes Lichtermeer getaucht, damit sich die Piloten bei Start und Landung zurechtfinden. Bevor Maschinen starten dürfen, werden sie an den drei Enteisungspositionen des Flughafens von Schnee und Eis befreit.

„Jetzt kommt der Rollweg Zulu dran“, ist Gruppenleiter Alexander Zhudis ruhige Stimme durchs Mikro zu hören. Der Architekt, im Hauptberuf Projektleiter, leitet den Einsatz entspannt. Dann startet der Konvoi und fährt zum Rollweg, der geräumt werden muss. Kurz vor 23.30 Uhr lässt die Griffigkeit der Piste nach. Damit die letzten Maschinen landen können, räumt der Winterdienst die Piste, die für rund zehn Minuten gesperrt wird.

Wo sonst die riesigen Flieger aufsetzen oder abheben, rollen jetzt Räumfahrzeuge. „Die Griffigkeit der Bahn wird ständig gemessen“, sagt Klaus. Wenn nötig, wird die Piste gesperrt. Der Räumeinsatz dauert etwa eine Viertelstunde. Aber auch nach der letzten Landung ist für den Winterdienst kein Feierabend. Da es schneit, arbeiten die zehn Fahrer weiter. Sonst würden die Schneeberge zu groß, wenn um 4 Uhr die nächste Schicht anrückt.