Iris Häfner
Lenningen. Die Kaffeemaschine steht nachlässig im Chorgestühl, die Altarkerzen fristen ein staubiges Dasein zwischen Planen, die die Orgel schützen, und innen wie außen zieren Gerüste die Sankt Martinskirche in Oberlenningen. Eine Hälfte der Kirchenbänke ist bereits wieder fest auf dem abgeschliffenen und frisch eingelassenen Holzboden montiert, Ehrenamtliche sind damit beschäftigt, die restlichen Bänke abzubauen, um auch hier den Boden wieder auf Vordermann zu bringen. „Das machen wir in Eigenleistung“, sagt Falk Kazmaier, der die Bauaufsicht inne hat.
Die Zeit drängt, nicht nur weil Ostern vor der Tür steht, sondern die Fledermäuse ihren Winterschlaf in den umliegenden Höhlen demnächst beenden. „Der Dachstuhl ist ein Männchenquartier von Mausohren“, weiß Falk Kazmaier. Bis zu ihrem Einzug – in der Regel im April – müssen die Arbeiten abgeschlossen sein, damit die geschützte Tierart ungestört ihren Lebensraum wieder in Beschlag nehmen kann. Anfang September erhielt die evangelische Kirchengemeinde die Baufreigabe und legte dann zügig los.
Grund für die umfangreiche Sanierung sind morsche Balken, die sich in Rissen im Kirchenschiff bemerkbar gemacht hatten. Robert Ott, Holzgutachter aus Gammertingen, nahm daraufhin die Balken im Dachstuhl genauer unter die Lupe und stellte fest, dass einige Schwellen und Balkenköpfe verfault waren. „Deshalb kam es zu Lastumlagerungen, die zu den Rissen führten. Ab da war klar, dass wir was machen müssen“, so Falk Kazmaier.
Die Sanierung nahm einige Zeit an Vorlauf in Anspruch. So brauchte es beispielsweise eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung, ebenso ein Fledermausgutachten. Als sämtliche Formalitäten erledigt waren, kamen die Praktiker zum Zug. Ursache für die morschen Balken war ein nicht sachgemäß ausgeführter Dachanschluss, sodass Wasser ins Innere gelangen konnte. „Das Seitenschiff erhält statt des Blechdachs jetzt eine Biberschwanzdeckung“, erklärt Falk Kazmaier.
Die Zimmerleute haben gute Arbeit geleistet. Die Holzmängel unterm Dach sind beseitigt. Dazu wurden Balken angeschuht, sprich die schadhaften Endstücke abgesägt und durch neues, angeschraubtes Holz ersetzt. Teilweise gab es auch neue Dachlatten. Während oberhalb des Altarraums der Holzboden noch fehlt, ist er über dem Hauptschiff schon wieder komplett verlegt.
Etwa 400 000 Euro wird die Sanierung kosten. Unter dem Stichwort „gut beDACHt“ gründete sich im Mai 2012 eine Fundraising-Organisation mit dem Ziel, die Sanierung finanziell zu unterstützen. Das Kernteam besteht mittlerweile aus Andrea Leitner, Bettina Schulmeyer, Stefan Maurer und Sebastian Baumann. „Wir wollten nicht nur plump Bettelbriefe schreiben, sondern getreu unserem Motto, die Menschen unter dem Dach der Kirche versammeln“, sagt Sebastian Maurer. Jeden Monat sollte es Veranstaltungen geben, die im Laufe der Zeit sämtliche Altersklassen ansprechen – dank der Sommerpause zehn pro Jahr. Der Bogen spannte sich von Kabarettabenden, über Vortragsabende und Events bis hin zu Konzerten unterschiedlicher Musikstile. Den Reigen eröffnete der Kabarettabend mit Pfarrer Brändle. „Es gab ein Wägelesvesper und der Abend mit Thomas Huber, einem der Huber-Buam, kam richtig gut an“, freut sich Sebastian Baumann. Mittlerweile haben sich die Veranstaltungen regelrecht zu einer Marke etabliert. „Wir brauchen uns keine Sorgen über leere Säle zu machen. Die Leute wissen: Uns wird was Gutes geboten. Im Laufe der Zeit ist eine richtige Gemeinschaft entstanden, die uns auch durch die lange pfarrerlose Zeit gebracht hat“, zieht Sebastian Baumann eine positive Zwischenbilanz.
Die nächste Veranstaltung findet am Freitag, 21. März, um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Julius-von-Jan-Platz 1, statt. Unter dem Titel „lustig geDACHt“ tritt Pfaffenpfeffer auf. Dahinter verbergen sich Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Bezirk Göppingen. In ihren neuen Programm „Widerspruch ist zwecklos!“ geben sie Einblick in das Innenleben der Kirche. Zielsicher bewegen sie sich zwischen den Höhen der Bergpredigt und den Niederungen des Stammtisches. Karten dafür gibt es unter der Telefonnummer 0 70 26/8 18 34 55. Außerdem kommt am Freitag, 25. April, unter dem Stichwort „schwäbisch geDACHt“ Dr. Falk Henkel ins Gemeindehaus. Der frühere Lenninger Hausarzt und Gedichteschreiber füllte bereits im Januar 2013 das Gemeindehaus.