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Den Vogel angeblich gegen die Kirchweih verkauft

Viele Geschichten ranken sich darum, wie Hepsisau zu seinem Wappentier gekommen sein soll. Die einfachste Begründung lautet: weil in dem Ort am Fuße der Zipfelbachschlucht stets der Kuckuck zu hören war. Das können übrigens auch alte Hepsisauer bestätigen. Ansätze gibt es aber noch viele andere.

Schon Eduard Mörike hat in seiner Geschichte vom Stuttgarter Hutzelmännlein das Dorf in einem Atemzug mit dem Kuckuck erwähnt. Darin will Schustergeselle Seppe ein solches Tier fangen und zu Geld machen: „Ein sonderer Vogel ist oft gern zwei Kälber wert, die Hepsisauer haben ihre Kirchweih um einen Guckigauch verkauft“, steht in dem Märchen von Mörike geschrieben.

Die verkaufte Kirchweih ist laut einem Artikel aus den Nürtinger Kreisnachrichten von 1951 aber nur ein Gerücht, mit dem Bürger aus den Nachbarsorten die Hepsisauer verspotteten. Es heißt, die Hepsi­sauer seien im 19. Jahrhundert so arm gewesen, dass sie nicht mal Kirbekuchen hätten backen können und deshalb ganz auf die Kirchweih verzichtet hätten. Kurz darauf sei der Kuckuck nach langer Pause wieder in den Wäldern zu hören gewesen. Das Gerücht war geboren.

Eine andere Theorie geht davon aus, dass der Spottname „Kuckuck“ noch viel älter als die Kirchweih ist. Ebenfalls in dem Artikel von 1951 weist Autor Christian Eberhardt darauf hin, dass der Ortsname Hepsisau im 13. Jahrhundert noch „Habechinsowe“ lautete und auf das Wort Habichtsaue zurückgehen könnte. Der Habicht sei also das wahre Wappentier gewesen. Die Nachbarn hätten den Bauern in dem kleinen Weiler am Zipfelbach den königlichen Vogel, der dort in den Wäldern gehaust haben soll, nicht gegönnt. Sie hätten darum flugs einen Kuckuck draus gemacht.

Ein musikalisches Denkmal wurde dem Wahrzeichen übrigens auch gesetzt: So gibt es dem Weilheimer Stadtführer Wilhelm Braun zufolge ein altes Hepsisauer Kuckuckslied, das allerdings heute nicht mehr gesungen wird.bil