Bissingen weiht neues „Bildungshaus“ ein – Über 1,5 Millionen Euro sind gut investiert
Den Wandel als Chance begriffen

Die Seegemeinde Bissingen hat einen weiteren schweren Brocken geschultert und zu einem erfolgreichen Ende geführt: Am Samstag ist das über 1,5 Millionen Euro teure Projekt „Bildungshaus – alles unter einem Dach“ auf dem Schulbuckel eingeweiht worden.

Bissingen. Jetzt fehlt nur noch Schneewittchen. In Reih’ und Glied stehen sie nebeneinander, die Bettchen für die sieben Zwerglein Jonas, Miro, Noah, Wilma, Anton, Tom und Giuliano. „Da würde man sich am liebsten auch noch mal reinlegen“, meinte lachend eine Mutter, die wie viele Besucher die Möglichkeit nutzte, nach der offiziellen Einweihung des optimierten kommunalen „Bildungshauses“ den nagelneuen Kindergarten anzuschauen. Neben den Ruheräumen für die Ein- bis Dreijährigen in zwei Ganztages-Kinderkrippen bietet das Kinderschüle im umgebauten ehemaligen Grundschulpavillon auch entsprechende Räume für die Drei- bis Sechsjährigen.

Freilich ist dies nur ein Teilstück des Projekts, das sich sperrig „Neustrukturierung des Schulstandorts“ nennt, wie Bürgermeister Marcel Musolf bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste sagte. Unter dem Dach des Bildungshauses an der Bissinger Schulstraße befinden sich jetzt neben Gemeindehalle, Grundschule und Kindergarten auch die Ortsbücherei, eine Mensa, neue Schülerbetreuungsräume. Außerdem wurde ein Aufzug eingebaut und der Brandschutz aktualisiert. Eine Besonderheit weisen die neu gestalteten Außenanlagen auf: Sie ermöglichen es den Besuchern des Schulgeländes die Gebäude „nicht durch die Hintertür“, sondern auch durch den Haupteingang barrierefrei zu erreichen. „Deshalb ist es nicht nur ein Projekt für unsere Kinder, sondern für den ganzen Ort, alle Vereine und alle Bevölkerungsschichten bis ins hohe Alter“, sagte Bürgermeister Musolf.

Mit dem mutigen Entschluss, die über anderthalb Millionen Euro teure Investition anzupacken, habe der Bissinger Gemeinderat den „Wandel in der Schullandschaft als Chance“ begriffen und der politischen Zielsetzung „Bildung und Betreuung“ alles untergeordnet, lobte Marcel Musolf die Bürgervertreter und nannte den Ausbau der Kinderbetreuung, vom U3-Bereich bis hin zu den Grundschülern, den Ausbau der Schulbetreuung auch in den Ferien, den Kindergartenumzug sowie die Erweiterung der Kinderkrippen. Dabei unterstützten Bund und Land den Invest der Kommune mit insgesamt 415 000 Euro aus dem Ausgleichsstock und der U3-Fachförderung.

Nicht als „Verwahranstalt“ will die Gemeinde Bissingen die Kinderkrippen beziehungsweise die Kindertagesstätte genutzt wissen, sondern als einen Ort der Betreuung und frühkindlichen Bildung. „Keine Gesellschaft kann es sich leisten, Kinder zu vernachlässigen und nicht nach Kräften zu fördern“, so Bürgermeister Marcel Musolf, der sich in einer „ganz persönlichen Bemerkung“ als junger Vater outete. Es habe ihn in den vergangenen elf Wochen beim täglichen Blick in die Kinderaugen seines Sohnes Raphael mit Demut und Stolz erfüllt, „für welche Generation wir in unserer Gemeinde unser Bestes geben“. Beruflich sei der umgebaute und optimierte Schulstandort sein „Baby“, für das in seiner allerersten Gemeinderatssitzung als junger Bissinger Schultes am 12. April 2011 der Auftaktbeschluss im Gemeinderat gefasst wurde. „Am heutigen Tag stehen wir endlich am Ziel.“

„An Ihnen ist ein prima Architekt verloren gegangen“, war sich der „Dompteur“ im Baustellen-Zirkus, Architekt Jochen Stüber, sicher. Denn Marcel Musolf habe ihn mit seinen konstruktiven Vorschlägen oft ins Grübeln gebracht, gestand der Planer vom Büro anw. Architekten GmbH Kirchheim.

Nach dem Wegfall der Haupt- und Werkrealschule wurde das Haus kleiner – von den vormals 300 Schülern drücken jetzt nur noch rund 100 die Schulbank in Bissingen. „Doch mit Blick in die Zukunft ist es gewinnbringend ausgerichtet“, sagte Schulleiter Rektor Wolfgang Rose. Die Pläne für den Umbau des Schulstandorts von Architekt Jochen Stüber und die der Außenanlagen des Nürtinger Landschaftsarchitekten Klaus Wiederkehr hätten Lehrer und Eltern überzeugt. Freilich habe das Lehrerkollegium während der Bauzeit bei laufendem Schulbetrieb oft „am Anschlag“ agiert. Aber jetzt sei die Grundschule hervorragend aufgestellt und habe viele Möglichkeiten. Rose nannte die Kooperation mit der Bücherei und kündigte die neue Unterrichtseinheit „Singen, bewegen, sprechen“ an. Insgesamt bewertete der Schulleiter die Neustrukturierung des Schulstandorts als „Standortvorteil“ für die Seegemeinde.

Die Leiterin der Kindertagesstätte, Heike Wirth, erinnerte an die Umzugsvorbereitungen der letzten Monate. Mit Sack und Pack zogen die Kleinen vom Kindergarten Pfarrstraße und der Teckstraße um auf den Schulbuckel. „Der Start hier war so gut, dass wir hoffen, es geht noch lange so weiter“, sagte die Kita-Leiterin und freute sich mit den Kindern und Eltern über die „freundlichen und hellen neuen Räume“ und den Garten davor, der für die Kleinen viele Möglichkeiten biete. „Hier können wir auch die Jahreszeiten viel direkter wahrnehmen als in der Pfarrstraße.“ So sangen denn auch zum Schluss der Einweihungsfeierlichkeiten die Zwerge der Kinderkrippen unterstützt durch die älteren des Kindergartens und der Erzieherinnen Herbst-Lieder und ernteten dafür viel Beifall. Anschließend bewirtete der Förderverein der Kindergärten und der Schule die Gäste.