Kirchheim.
Erfolge haben erfahrungsgemäß immer viele Väter. Im Fall der im Kirchheimer Schloss am Neujahrstag des Jahres 1811 verstorbenen Herzogin von Württemberg, die fünf Tage später im Chor der Martinskirche beigesetzt und deren sterbliche Überreste 1962 in einen Eichensarg umgebettet wurden, haben sich viele dafür engagiert, sie vor dem Vergessen zu bewahren. Das „Komitee zur Errichtung eines Denkmals zum 200.Todestags von Franziska von Hohenheim“ hat sich der verdienstvollen Aufgabe verschrieben, das Gedenken
verdienter Frauen des Hauses Württemberg in würdiger Form wachzuhalten.
Mitglieder dieses Komitees wurden gestern von Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und Stadtarchivar Dr. Roland Deigendesch im Kleinen Sitzungssaal des Kirchheimer Rathauses willkommen geheißen. Neben dem Wendlinger Architekten Wolfgang Keller, der sich seinem langjährigen früheren Wohn- und Arbeitsort Kirchheim nach wie vor eng verbunden fühlt, war auch Bildhauer Markus Wolf der Einladung in die Flieger- und Kastanienstadt gefolgt, die auch gerne zur bekannten Stelenstadt werden darf, wenn es nach dem Schriftsteller und Landeshistoriker Dr. Gerhard Raff geht.
Berühmt für seine verzweifelte Bitte „Herr, schmei
ß Hirn ra“ hat sich der weit über die Landesgrenzen hinaus nicht nur in akademischen Kreisen höchst anerkannte Historiker einen guten Namen gemacht. Berühmt und berüchtigt ist er auch für seine weit über rein wissenschaftliches Engagement hinausgehende Hartnäckigkeit, wenn es darum geht, für seine geliebte Landesgeschichte und ihm wichtige Projekte nicht nur die Herzen, sondern auch die Börsen zu öffnen.
Durch nie versiegendes „Benefizgeschwätz“ – wie er seine benötigtem Sponsorentum Tür und Tor öffnenden öffentlichen Vorträge despektierlich bezeichnete – gelänge es ihm immer wieder, genügend Geld zusammenzu„raffen“, um Ideen nicht nur zu haben, sondern sie m
it entsprechender finanzieller Unterstützung auch umzusetzen. Hocherfreut und sehr dankbar zeigte er sich gestern auch für die immer sehr gute Zusammenarbeit in dieser nicht nur landesgeschichtlich wichtigen Frage.
Da Frauen schon in der Vergangenheit in Kirchheim eine
bedeutende Rolle gespielt haben, betrachtete er e
s als ganz besonders bemerkenswert, dass die Führungspositionen der weltlichen und kirchlichen Gemeinde mit Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und Dekanin Renate Kath in sehr guten Händen seien. Wichtig war ihm auch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Schlossverwaltung des Landes Baden-Württemberg.
Während im Mittelpunkt der ges
trigen Pressekonferenz die Stele stand, die noch rechtzeitig zum Jahreswechsel am Haupteingang des Kirchheimer Schlosses aufgestellt und am 200. Todestag enthüllt werden soll, gehen seine Gedanken schon weiter zu Henriette, die den Kirchheimern ja eigentlich noch viel näher stehe und daher unbedingt auch gleich eine passende Stele bekommen müsse. Schließlich wusste er zu berichtet, dass Stifter solcher Gedenkstätten immer davon profitieren.
Wie das bei ihm persönlich ausgesehen habe, zeigte Dr. Ulrich Voelter, der Stifter des aktuellen Denkmals für Franziska von Hohenheim, nur am Rande auf. Bei der am 10. Januar, und damit am Geburtstag der 1748 in Adelmannsfelden geborenen Mätresse und späteren Ehefrau von Herzog Carl Eugen stattfindenden offiziellen Feierstunde wird Dr. Ulrich Voelter noch näher auf die Gründe dieser Gabe an die Stadt eingehen.
Gestern bestätigte er aber gerne, wie gewinnbringend und interessant die Begegnungen mit Archivaren und Künstlern waren, die dem Ingenieur mit – nach eigener Aussage – eher analytischem Denken „eine völlig neue Welt erschlossen“ hätten. Durch eine „genealogische Angelegenheit“ waren Dr. Raff und Dr. Voelter zusammengekommen, eine Begegnung, deren Ergebnis eine eindrucksvolle und doch schlichte Stele sein wird, die vom Neujahrstag an nicht nur an Franziska von Hohenheim erinnern wird, sondern auch an die letzte Hofdame Franziskas, Louise von Breitschwerdt.
Bildhauer Markus Wolf gewährte anschließend einen Eindruck der künftig den Eingangsbereich des Schlosses zierenden Stele. Das Material wurde aus „schönsten Lagen schwäbischen Juras mit travertinischen Strukturen“ gewonnen. Die Oberfläche ist matt und bleiche eher aus, als ins Gelbliche zu gehen.
Dass auch Henriette als berühmte Wohltäterin der Stadt eine solche Stele mehr als verdient hätte, lässt Gerhard Raff offensichtlich keine Ruhe. Er ist sich sicher, dass bald auch an sie mit einer Stele erinnert wird. Jetzt gehe es um Franziska, die es schaffte, ihren Gatten von einem „Sau- in einen Prachtskerle“ zu verwandeln.