Infoartikel
Der Boßlertunnel bei Aichelberg

Der Großteil des Albauf­stiegs der ICE-Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm wird im später 8,8 Kilometer langen Boßlertunnel bewältigt – dem längsten Tunnel der Neubaustrecke. Der Boßlertunnel beginnt bei der Gemeinde Aichelberg, verläuft zwischen Gruibingen und Neidlingen und geht dann bei Wiesensteig direkt in die 85 Meter hohe Filstalbrücke über.
Der Tunnel wird aus zwei Röhren bestehen, die in Abständen von jeweils 500 Metern durch Querschläge miteinander verbunden sind. Weil der Boßlertunnel verschiedene geologische Formen des Juragesteins mit unterschiedlichen Festigkeiten und Verkarstungsvorkommen durchquert, wird er von zwei Richtungen aus vorangetrieben: vom Portal Aichelberg aus mit einer Tunnelbohrmaschine, deren Bohrkopf sich voraussichtlich im November zum ersten Mal drehen wird, und vom „Zwischenangriff“ im Umpfental in der Nähe der Autobahnraststätte Gruibingen aus. Dort sprengen sich derzeit 18 Mineure sozusagen von Hand Stück für Stück vorwärts. Sie bauen den Tunnel in sogenannter Spritzbetonbauweise und haben dadurch mehr Möglichkeiten, auf inhomogene Gesteinsschichten angemessen zu reagieren. Der „Zwischenangriff“ im Umpfental ermöglicht den Vortrieb des Boßlertunnels von der Mitte des Tunnels aus. Er besteht aus Baustelleneinrichtungsflächen und einem 920 Meter langen Behelfstunnel, der diese Flächen mit dem künftigen Boßlertunnel verbindet.

Rund fünf Jahre benötigen die Mineure, um die beiden Einzelröhren des Boßlertunnels im Rohbau fertigzustellen. Anschließend werden die Gleise, die Oberleitung und sonstige nötige Ausrüstung für den Zugverkehr eingebaut. Mit 250 Stundenkilometern sollen die Züge einmal in 2,07 Minuten durch den Boßlertunnel fahren.

Die riesige Tunnelbohrmaschine, die derzeit zusammengebaut wird und von einem Besucherpodest am Portal Aichelberg aus gut zu sehen ist, ist ein technisches Wunderwerk: Sie verfügt über 13 elektrische Antriebsmotoren mit einer Gesamtleistung von rund 6 200 PS. Ein rotierendes Schneidrad an der Spitze löst das Gestein Meter für Meter aus dem Berg. Ein schwenkbarer „Vakuumgreifer“ setzt anschließend passgenau angefertigte Stahlbetonteile (Tübbings) zu einem Tunnelring zusammen. pm/alm