Umfrage des Teckboten: Die meisten Befragten sind enttäuscht von Christian Wulff und fordern seinen Rücktritt
„Der Bundespräsident sollte ein Vorbild sein“

Christian Wulff soll zurücktreten – das fordern die meisten Passanten, die der Teckbote in der Kirchheimer Fußgängerzone zum Hauskredit und zur versuchten Medienmanipulation des Bundespräsidenten befragt hat.

Kirchheim. „Das Amt des Bundespräsidenten ist beschädigt“, betont Norbert Krumm aus Kirchheim. Das Verhalten des „Ziehkindes von Frau Merkel“ sei einem Staatsoberhaupt

Umfrage Wulf
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nicht angemessen, fügt der 66-Jährige hinzu und stellt die Frage: „Wie lange kann Christian Wulff den Druck noch aushalten?“. Sollte noch mehr Negatives ans Licht kommen, sei Wulff jedenfalls nicht mehr zu halten, ist Norbert Krumm überzeugt.

Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel hinter dem Präsidenten steht und sich zur Kredit- und Medienaffäre in Zurückhaltung übt, ist für den Kirchheimer verständlich. „Aber ich würde mir trotzdem eine Stellungnahme von ihr wünschen und dass sie nicht nur den Regierungssprecher vorschickt.“ Das Fernseh-Interview mit den Journalisten Ulrich Deppendorf und Bettina Schausten, das am vergangenen Mittwoch ausgestrahlt wurde, hat der Kirchheimer gespannt verfolgt. „Wulff hat auf die Tränendrüse gedrückt und versucht, Menschliches rüberzubringen“, sagt Norbert Krumm. „Das war nicht überzeugend. Außerdem sind viele Fragen offen geblieben.“

Für den Kirchheimer steht eines jedenfalls fest: Der von SPD und Grünen im vergangenen Jahr für das Amt des Bundespräsidenten nominierte Joachim Gauck wäre „auf alle Fälle der bessere Mann“ gewesen.

Santino Adornetto aus Kirchheim sieht das ganz anders: Christian Wulff habe seine Arbeit als Bundespräsident immer gut gemacht. „Das Darlehen ist doch kein Grund zur

Umfrage Wulf
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Verurteilung und dafür, ihn rauszuschmeißen.“ Wulff sei noch relativ jung und man müsse ihm Zeit und die Chance geben, sich in sein Amt einzufinden. Die Vorwürfe, mit denen das Staatsoberhaupt konfrontiert wird, seien lächerlich. Viele andere Politiker hätten sich schon Affären geleistet, die weitaus schlimmer gewesen wären, betont der 61-Jährige. „Wenn Wulff Geld veruntreut oder gestohlen hätte, dann könnte ich es verstehen. Aber er hat sich von Freunden Geld geliehen – das ist doch nur eine Kleinigkeit und nicht schlimm“, unterstreicht Santino Adornetto. Wulff sei jedenfalls „nicht der Typ, der käuflich ist“.

„Peinlich“ findet Dieter Gützlaff aus Kirchheim die Kredit- und Medienaffäre um den

Umfrage Wulf
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Bundespräsidenten. „Der Mann laboriert mit Halbwahrheiten. Das ist für das Bundespräsidentenamt unwürdig“, verdeutlicht der 72-Jährige. Der Kirchheimer wirft Wulff vor, dass er „mit eleganten Formulierungen versucht, die Wahrheit zu vertuschen“. Im TV-Interview, in dem sich der Präsident zu den Vorwürfen äußerte, habe er „sehr nervös, unsicher und absolut nicht überzeugend“ gewirkt.

Dieter Gützlaff ist deshalb sicher: „Joachim Gauck wäre als Bundespräsident besser gewesen.“ Wulff solle nun die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.

Das fordert auch Anne-Kathrin Faiss aus Reudern: „Man kann diesem Menschen nicht

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mehr vertrauen. Was er getan hat, geht für mich gar nicht“, ärgert sich die 31-Jährige. Sie ist sich allerdings sicher, dass Wulff nicht freiwillig zurücktritt. „Er klebt zu sehr an seinem Stuhl.“

Die 31-Jährige, die an einem Stand auf dem Kirchheimer Markt Gemüse und Blumen verkauft, erlebt dieser Tage viele Kunden, die sich zur Wulff-Affäre äußern und deshalb „sauer und verbittert“ sind. Sie würden sich darüber aufregen, dass „man Präsident sein muss, um einen günstigen Kredit zu bekommen“. Außerdem schwinde das Vertrauen der Menschen in die Politik durch solche Affären immer mehr.

Für Anne-Kathrin Faiss ist es zudem nicht tragbar, „dass der Präsident die Sternsinger empfängt und eine heile Welt vorspielt“, fügt sie hinzu. „Wer ein Mal lügt und betrügt, dem gebe ich keine Chance mehr.“

Auch für Karin Stammer aus Kirchheim hat der Präsident jegliches Vertrauen verspielt. Im Fernseh-Interview habe er hilflos gewirkt. Und sein Anruf bei Bild-Chefredakteur Kai

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Diekmann, mit dem er die Berichterstattung über seinen Privat-Kredit beeinflussen wollte, sei nicht richtig gewesen. „Das gehört sich nicht. Wenn man Politiker ist, dann gelten andere Regeln, dann steht man in der Öffentlichkeit. Das müsste er doch wissen“, unter­streicht die 50-Jährige.

Sie fand es im Übrigen schon im vergangenen Jahr blamabel, als Wulff drei Wahlgänge benötigte, um Bundespräsident zu werden. Joa­chim Gauck wäre für die Kirchheimerin der bessere Kandidat gewesen. „Wulff kommt immer so lasch rüber. Seine Arbeit hat mich nie richtig überzeugt.“

Der Bundespräsident sollte ein Vorbild für alle Menschen in Deutschland sein, betont

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auch Bernhard Eisele aus Bodelshofen. Er fordert deshalb ebenfalls den Rücktritt von Christian Wulff. Bernhard Eisele wundert sich aber auch allgemein über das Verhalten mancher Politiker, die es mit der Wahrheit nicht ganz so ernst nehmen. „Erst Karl-Theodor zu Guttenberg, jetzt Christian Wulff – es muss doch in Deutschland noch Männer geben, die sauber sind . . .“.
Fotos: Jean-Luc Jacques