Ortsverband wurde zum Jahresende 2012 aufgelöst – Vorstandsposten wollte niemand mehr übernehmen
Der Dettinger BDS ist Geschichte

Nach 22-jährigem Bestehen hat sich der „BDS Gewerbe- und Handelsverein Dettingen“ zum Jahresende 2012 aufgelöst. Es fanden sich keine Mitglieder mehr für die Vorstandsposten.

Dettingen. Die Misere begann in den Jahren 2008 und 2009, als die Vereinsmitglieder Unregelmäßigkeiten in der Kasse feststellten. Der damalige Vorsitzende musste daraufhin bereits wenige Monate nach Amtsantritt seinen Hut nehmen, der Dettinger Ortsverband des Bundes der Selbstständigen (BDS) erstattete gegen ihn Strafanzeige, berichtet Stefan Russ gegenüber dem Teck­boten. Er erklärte sich schließlich dazu bereit, den Vorsitz des BDS ab Juli 2009 „vorübergehend“ zu übernehmen.

„Bei der Hauptversammlung im Juli 2009 haben wir unsere Ziele und Projekte vorgestellt“, erzählt Stefan Russ. Man habe zum Beispiel ein Gutscheinheft kreiert, in dem sich jedes Unternehmen präsentieren konnte und das alle Einwohner Dettingens erhielten. Geplant waren außerdem unterschiedliche Veranstaltungen wie Vorträge und Neujahrsempfänge. Das Interesse der 59 Mitglieder sei allerdings schon an diesem Abend gering gewesen: „Nur 16 Mitglieder waren da“, berichtet Russ weiter.

Lange Zeit habe man versucht, „tolle Sachen“ auf die Beine zu stellen, um den BDS Dettingen wieder zu stärken. „Aber mangels Interesse mussten wir immer wieder Veranstaltungen absagen“, bedauert Russ. Das sei überaus frustrierend gewesen, zumal Vorstand und Ausschuss sehr viel Zeit in die Organisation und Vorbereitung investiert hätten. „Irgendwann musste man sich fragen: Ist es das wert?“, schildert der ehemalige Vorsitzende die Situation.

Hinzu kam schließlich noch die Beitragserhöhung an den BDS-Landesverband zum Jahr 2012: Anstatt 40  Euro pro Unternehmen und Jahr sollten die Betriebe von ihrem Mitgliedsbeitrag (dieser lag in Dettingen bei jährlich 90 Euro) fortan 50 Euro an den Verband abführen. „Das war für uns ein Grund zu diskutieren, ob wir aus dem Landesverband austreten sollen.“ Im Vorfeld der damaligen Hauptversammlung hätten sich viele Unternehmer dafür ausgesprochen, in der Sitzung selbst fand sich dann aber doch keine Mehrheit für den Austritt.

Das Hin und Her und das enttäuschende mangelnde Interesse vieler Mitglieder hätten den gesamten Vorstand dazu bewogen, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen. Einen letzten Rettungsversuch sah Stefan Russ noch darin, dass sich die Dettinger Unternehmen als eine gesonderte Gruppe dem Kirchheimer BDS anschließen. Unter dessen Dach hätte man laut Stefan Russ spezielle Veranstaltungen für Dettingen auf den Weg bringen können. Doch auch für diese Lösung fand sich keine Mehrheit. Und das, obwohl der Vorstand den Mitgliedern angeboten habe, den ersten Mitgliedsbeitrag in Kirchheim aus der Vereinskasse zu bezahlen.

Kein einziges Mitglied habe sich schließlich für die Vorstandsposten gemeldet. Russ habe also keine andere Wahl gehabt, als den Verein aufzulösen, sagt er. „Das bedaure ich sehr, aber es hat nicht mehr funktioniert.“

Mittlerweile hat sich der eine oder andere Dettinger Betrieb dem BDS der Nachbarstadt angeschlossen, berichten Stefan Russ und Bettina Schmauder vom Vorstand des BDS Kirchheim. „Wir sind derzeit aber noch auf Werbetour durch Dettingen. Es laufen Gespräche“, ergänzt Bettina Schmauder. Würden sich genügend Dettinger Betriebe – mindestens zehn – beim Kirchheimer BDS anmelden, sei eine Dettinger Gruppe denkbar. „Dann könnte man speziell auf die Bedürfnisse der Dettinger Firmen eingehen“, sagt Bettina Schmauder. Voraussetzung sei allerdings, dass die Dettinger Betriebe „aktiv mitarbeiten“.

Auch Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann bedauert, dass der Dettinger BDS nach 22 Jahren aufgelöst werden musste: „Es war ein schleichender Prozess. Eine Überraschung war es nicht.“ Die Identität und Gemeinsamkeiten seien verloren gegangen, und es sei immer schwieriger geworden, „mit einem breit gefächerten Angebot möglichst viele zu erreichen“. „Natürlich sind jetzt viele enttäuscht“, weiß der Bürgermeister. Aber die Auflösung des Vereins sei auch eine Folge des Strukturwandels: Die Unternehmer hätten immer weniger Zeit für ein Engagement im BDS.

Haußmann begrüßt, dass Kirchheim den Dettinger Betrieben nun „die Hand ausstreckt“. „Es ist gut, dass diejenigen, die sich vernetzen wollen, ein breiteres und größeres Angebot in Kirchheim finden“, betont er.

Einen Großteil des Restvermögens des BDS Dettingen, Stefan Russ spricht von etwa 6 000 Euro, erhält nun die Gemeinde für Kinder-Förder-Projekte.