Heute ist es soweit: Nachdem im Württembergischen Fußballverband (WFV) aufgrund der Corona-Pandemie seit inzwischen 15 Wochen der Ball ruht, soll nun endgültig der Abpfiff für die Saison 2019/20 erfolgen.
Der Ablauf des außerordentlichen Verbandstages wird durch die insgesamt 278 Delegierten aus Württemberg, Baden und Südbaden - darunter 32 Mitglieder des WFV-Beirats, bestehend aus dem Verbandsvorstand und den 16 Bezirksvorsitzenden - auf elektronischem Wege herbeigeführt. Seit Mittwoch konnten die Verantwortlichen ihre Stimme abgeben, Deadline ist heute Mittag um 14 Uhr. Zum Beschluss reicht eine einfache Mehrheit, erforderlich ist jedoch, dass mindestens die Hälfte der Delegierten abstimmt. Die Bekanntgabe erfolgt gegen 16 Uhr. Zunächst werden die Vereine informiert, anschließend halten WFV-Präsident Matthias Schöck und Hauptgeschäftsführer Frank Thumm eine öffentliche Videokonferenz.
Dabei scheint ziemlich sicher, was die rund 1700 Vereine und 14 500 Mannschaften im württembergischen Fußball erwartet. Denn es wäre gewiss eine faustdicke Überraschung, wenn die vor einigen Wochen vorgeschlagenen Modalitäten des WFV nicht durchgewunken würden. Heißt im Klartext: Saisonabbruch zum 30. Juni und Abschlusstabellen per Quotientenregelung. Der Tabellenerste steigt auf, Absteiger hingegen gibt es keine.
WFV lehnt Sammelantrag ab
In die Röhre schauen dabei vor allem die Tabellenzweiten. Einen Eilantrag von 34 betroffenen Teams aus dem WFV-Gebiet, um möglichst doch noch durch die Hintertür aufzusteigen, hat der Verband bereits abgelehnt. Er kommt vor den Delegierten gar nicht erst zur Abstimmung.
Mit Fassung trägt Marc Butenuth, Abteilungsleiter des Fußball-Bezirksligisten VfL Kirchheim, den zu erwartenden Entschluss - auch wenn die Blau-Gelben als Tabellenzweiter und Herbstmeister durchaus jede Menge Frustpotenzial hätten: „In dieser Thematik stecken sehr viele Emotionen. Es würde vielleicht gut tun, etwas distanzierter auf das Ganze zu schauen. Auch wir haben vor Wochen eine Stellungnahme an den WFV geschrieben, am Eilantrag waren wir allerdings nicht beteiligt.“
Weil die Aussichten auf einen Erfolg laut Butenuth von Grund auf nicht gegeben waren, habe man sich an der Jesinger Allee dazu entschieden, auf einen Einspruch zu verzichten. Dafür hat der 43-Jährige auch eine Erklärung: „Ich denke, der WFV hat seinen Vorschlag juristisch so abgesichert, dass da gar nichts angefochten werden kann. Aber wir akzeptieren das, schließlich sind wir ja auch selbst dran schuld, dass wir nicht ganz oben standen.“ Gänzlich falsch liegt der Kirchheimer Fußball-Chef mit dieser Annahme sicher nicht. Denn auf welche rechtliche Grundlage sich der WFV in seinem Vorschlag stützt, geht eindeutig aus der ausführlichen Stellungnahme hervor. Dort heißt es sinngemäß: „Der Tabellenzweite hat laut Regelwerk keinen Anspruch auf einen fixen Aufstieg, lediglich das Recht zur Teilnahme an Aufstiegsspielen.“
Genauso sportlich wie Butenuth nimmt es auch Catania-Urgestein Maurizio Latte, der sich mit seinem Team in der Kreisliga B6 lediglich Meister TG Kirchheim geschlagen geben musste. „Der Verband entscheidet, und so akzeptieren wir es dann auch“, betont der 39-Jährige. Generell sei die momentane Situation für alle Fußballer sehr belastend. „Wir wollen doch einfach nur wieder auf dem Platz stehen und unserer Leidenschaft nachgehen. Die ganzen Diskussionen genügen jetzt“, sagt Latte, der mit dem AC Catania nun kommende Saison den Aufstieg anpeilt.
Ex-Profi auf dem Sprung zum VfL?
Während ein Großteil aller Zweitplatzierten den Fokus zuletzt vermutlich eher auf die heutige Entscheidung gerichtet hatte, konzentrierte sich der VfL Kirchheim auf die Kaderplanung. Mit Erfolg: Denn mit Ausnahme von Spielmacher Samuel Bosler, der zur TSV Oberensingen in die Landesliga wechselt, konnte der VfL in den vergangenen Tagen mit allen anderen Leistungsträgern verlängern. Außerdem wurde kurzfristig noch die Verpflichtung von Mittelfeldspieler Melvin Alavac (TV Echterdingen) perfekt gemacht. Abteilungsleiter Marc Butenuth ist zufrieden: „Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt. Unsere Planungen sind damit eigentlich abgeschlossen.“
Ein kleines Hintertürchen wollte sich der Kirchheimer Fußball-Chef aber trotzdem noch offen lassen. Mit Hakan Aslantas gastiert derzeit nämlich ein bekanntes Gesicht im Training an der Jesinger Allee. Der 34-jährige Rechtsverteidiger hat knapp 300 Einsätze in der „Süper Lig“, der höchsten türkischen Klasse, auf dem Buckel. Seit Kurzem wohnt der gebürtige Nürtinger in Kirchheim und hält sich beim VfL fit. Bei seinem letzten Verein, dem Verbandsligisten SV Fellbach, hat sich der Routinier bereits abgemeldet. Ob das den Kirchheimern letztlich in die Karten spielt, mag Butenuth aber noch nicht beurteilen: „Wir warten jetzt einfach mal ab, welche konkreten Pläne Hakan hat. Aber klar ist natürlich, dass wir für solch einen Spieler immer Platz haben.“