Nürtingen. Arzt und Manager ist Professor Dr. Thorsten Schröder, denn der 46-Jährige hat auf sein Medizinstudium auch noch ein Aufbaustudium „Master of Health Business Administration“ draufgesattelt, ist also Betriebswirt im Gesundheitswesen. Mithin ein wichtiger Ansprechpartner für Kliniken-Geschäftsführer Franz Winkler, der den „Neuen“ als Glücksgriff bezeichnete. Denn Schröder soll nicht nur das standortübergreifende Anästhesie-Zentrum der Kreiskliniken leiten, er ist auch Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin an den Kliniken in Nürtingen und Ruit. An den vier Standorten der Kreiskliniken Esslingen werden, so Winkler, 20 000 Narkosen jährlich verabreicht. Ein Team aus 13 Oberärzten und 40 Assistenzärzten stehe Thorsten Schröder zur Seite.
Ein Aufstieg im klassischen Sinn ist Thorsten Schröders Wechsel zu den Esslinger Kreiskliniken nicht, denn Chefarzt war er auch schon am Stuttgarter Olgakrankenhaus, seiner vorherigen beruflichen Station. „Ich habe nochmals nach einer Herausforderung gesucht, wollte mich in einer größeren Organisationsstruktur weiterentwickeln“, erklärte er seinen Schritt. Die Anästhesie sieht er als Schnittstelle zu anderen medizinischen Bereichen im Krankenhaus. Sein neues Wirkungsfeld biete daneben auch Einblicke und Einwirkungsmöglichkeiten in Organisationsstrukturen.
Was theoretisch klingt, gibt Schröder in der Praxis die Möglichkeit, seinen eigenen Fachbereich Anästhesie mit dem der anderen Bereiche wie den chirurgischen Disziplinen zu verknüpfen. Doch auch Schröder selbst hat mit der Intensivmedizin und der Schmerztherapie zwei weitere Aufgabenfelder. „Den Schmerz ausschalten, das können Anästhesisten eben gut“, sagt Schröder schmunzelnd. Eine ambulante Schmerzpraxis, in der Patienten mit entsprechender Überweisung behandelt werden, soll künftig das Angebot des Nürtinger Klinikums erweitern. „Wir verstehen uns jedoch keinesfalls als Konkurrenz zu den niedergelassenen Ärzten“, betonen Schröder und Winkler. Zudem soll die stationäre Schmerztherapie weiter ausgebaut werden. „Vor allem um langfristige Behandlungen, beispielsweise in der Handchirurgie, geht es dabei“, konkretisiert Schröder die Einsatzmöglichkeiten.
In der Schmerztherapie will er auch speziell ausgebildete „Schmerzschwestern“ einzusetzen, die stationsübergreifend arbeiten sollen. Sie versorgen Patienten nicht nur nach einer Operation, wenn die Wunde Schmerzen verursacht, viel mehr soll der Schmerz ausgeschaltet werden, bevor sich das Gehirn auf den Schmerz eingestellt hat, sich der Schmerz also verselbstständigt. „Eine Berg- und Talfahrt in der Schmerzbehandlung wollen wir den Patienten ersparen“, erklärt Schröder.
Für den Anästhesisten Thorsten Schröder steht fest: Patienten mit weniger Schmerzen werden schneller wieder mobil und können so auch schneller wieder das Krankenhaus verlassen. Für den Betriebswirt Thorsten Schröder ist dies natürlich auch ein Schritt in Richtung Kostensenkung.
Schröder, der sich an der Universitätsklinik Tübingen habilitierte, kommt für den im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedeten Chef-Anästhesisten Dr. Jürgen Welter an die Esslinger Kreiskliniken.
Thorsten Schröder absolvierte sein Studium und seine Facharztausbildung an der Universität Tübingen und dissertierte am Luxemburger Laboratoire National de Santé. Er besuchte die Harvard Medical School in Boston/USA, war von 2004 bis 2008 Oberarzt und später geschäftsführender Oberarzt an der Uniklinik Tübingen, wo er sich 2006 habilitierte. Von 2008 bis 2011 war er Chefarzt am Stuttgarter Karl-Olga-Krankenhaus. 2010 absolvierte er ein Aufbaustudium zum Master of Health Business Administrator.