Freihof-Realschule verabschiedet ihren langjährigen Rektor Eberhard Schweizer in den Ruhestand
Der „Ober-Realo“ verlässt die Schule

Eine Kirchheimer Institution geht in den Ruhestand: Eberhard Schweizer, seit 21 Jahren Rektor der Freihof-Realschule und seit neun Jahren geschäftsführender Schulleiter in Kirchheim. Getrübt wurde die Abschiedsfreude für ihn vor allem dadurch, dass die Nachfolge noch nicht geregelt ist.

Andreas Volz

Kirchheim. Zur großen Abschiedsveranstaltung, die von den verschiedensten Musikgruppen – Big Bandits, Schülerchor und Lehrerchor – festlich ausgeschmückt wurde, nannte der Leitende Schulamtsdirektor Dr. Günter Klein in der Aula des Neubaus erst einmal nackte Zahlen: 39 Jahre Schuldienst habe Eberhard Schweizer nun hinter sich, 26 davon hat er mit Schulleitertätigkeiten zugebracht – zunächst als Konrektor in Oberesslingen und dann seit 1991 als Rektor der Freihof-Realschule. Neun Jahre lang war er geschäftsführender Schulleiter in Kirchheim und sechs Jahre lang der „Häuptling“ der Realschulrektoren-AG in Baden-Württemberg. Somit sei Eberhard Schweizer der „Ober-Realo“ im Land gewesen.

Anschließend plauderte Günter Klein aus dem Nähkästchen und berichtete von einer Mathematikschwäche, die Eberhard Schweizer ein Leben lang begleitet hat: Als Schüler habe er noch eine Schwäche in Mathematik gehabt, aus der er aber im Studium eine Stärke machte. Seither habe er nur noch eine Schwäche für Mathematik. Aus dieser eigenen Erfahrung heraus, dass Schwächen zu Stärken werden können, habe Eberhard Schweizer auch pädagogisch gewirkt – mit großem Verständnis für menschliche Schwächen und mit der Überzeugung, dass Menschen drei Dinge brauchen: „Zuwendung, Aufmerksamkeit und Unterstützung“.

Mangelnde Aufmerksamkeit der Politik habe die Schulart Realschule über viele Jahre hinweg beklagt, wechselte Günter Klein das Thema. Derzeit erhalte die Realschule aber mehr Aufmerksamkeit, als ihr vielleicht lieb ist. Es gehe um die Herausforderungen auf dem Weg zur Gemeinschaftsschule. Die Schüler für die Gemeinschaftsschule seien da. Deshalb riet der Schulamtsdirektor den Realschulen, den strukturellen Rahmen und die damit verbundene bessere Ausstattung der Gemeinschaftsschule zu nutzen.

Eberhard Schweizer könne die Diskussionen jetzt „aus einer gewissen Distanz und mit Gelassenheit“ verfolgen. Zur Nachfolge, die noch nicht geregelt ist, sagte Günter Klein nicht allzu viel. Er stellte nur sachlich fest: „Das Verfahren der Stellenbesetzung ist noch nicht abgeschlossen.“ Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass es im neuen Schuljahr bald wieder einen Grund zum Feiern gebe.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, die dem langjährigen geschäftsführenden Schulleiter zum Abschied und durch die Blumen die Kirchheimer Rathausmedaille überreichte, erinnerte an die Anfänge des Kirchheimer Realschulrektors Eberhard Schweizer. 1991 habe die damalige Bürgermeisterin Susanne Weber-Mosdorf zur Amtseinführung erwähnt, dass erstmals die Übergangszahlen auf das Gymnasium höher seien als die auf die Realschule. Inzwischen ist das längst zum Normalfall geworden.

Die ganze Zeit an der Freihof-Realschule habe Eberhard Schweizer darauf hingewiesen, dass der bauliche Zustand nicht angemessen ist. Deshalb kam es zum Schluss seiner Amtszeit zum Neubau, bei dem viele Schwierigkeit zu überwinden waren. Seine Ideen seien dabei äußerst kreativ gewesen – etwa beim Umzug ins Ausweichquartier, als er die Parole ausgegeben hatte: „Jeder nimmt seinen Stuhl in die Hand.“ Für die möglichen inhaltlichen Änderungen der Schule im neuen Gebäude versprach die Oberbürgermeisterin: „Die Stadt Kirchheim ist gerne bereit, die Segel dafür zu setzen.“ Der notwendige Wind für den Aufbruch zu neuen Ufern müsse allerdings an der Schule selbst wehen.

Nachdem die Klasse 5b pantomimisch die vielen Aufgaben des Schulleiters Eberhard Schweizer vorgeführt hatte, bedankten sich Eltern und Schüler gemeinsam bei ihrem Rektor. Die Elternbeiratsvorsitzende Ursula Hildebrandt und Schülersprecherin Martina Hepperle sprachen vom „Lebensraum Freihof-Realschule“, zu dem er entscheidend beigetragen habe. Selbst in stressigen Bauzeiten habe er die SMV stets unterstützt und ermuntert, auch eigene Ideen einzubringen. Mit einem sehr persönlichen Wunsch beendete die Schülersprecherin ihr Grußwort: „Viel Erfolg im Ruhestand.“

Weitere, mit zahlreichen Zitaten gespickte Grußworte sprachen Jochen Maier für die Kirchen, Karlo Hafner für die Arbeitsgemeinschaft der Realschulrektoren und Lucia Heffner für die Kirchheimer Schulleiter. Jochen Maier verglich den Schulleiterposten mit einer Gelenkstelle und stellte fest: „Gelenkstellen sind kompliziert und anspruchsvoll.“ Auf Eberhard Schweizer angewandt, zitierte der Ulmer Karlo Hafner am Ulmer Schwörmontag den Eid von 1397, in dem es darum geht, „Reich und Arm ein gemeiner Mann zu sein, ohne allen Vorbehalt“. Lucia Heffner wiederum sprach in Anlehnung an Rossinis „Barbier von Sevilla“ vom Schulleiter als „Faktotum“ der Schule und zitierte einen Satz, der Albert Einstein zugeschrieben wird und auf den Eberhard Schweizer sie einst aufmerksam gemacht hatte: „Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer Schreibtisch über den Menschen, der ihn benutzt, aus?“

Der scheidende Rektor selbst bedankte sich für die „Laudationes“, bei der Stadt Kirchheim für die Investition in die Bildung und bei seinem Kollegium für die Zusammenarbeit „mit dem Blick auf unser Klientel – die Schüler und deren Eltern“ sowie dafür, dass es ihn „auch in schweren Tagen ertragen und getragen“ habe. Er sei gerne Schulleiter der Freihof-Realschule gewesen. Er scheide nun aber auch gerne, wenngleich „mit etwas Wehmut und mit der Enttäuschung, dass meine Nachfolge noch nicht geregelt ist“. Ein schulpolitisches Bekenntnis gab er ebenfalls noch ab. Er fürchtet, „dass wir mit der Gemeinschaftsschule falschen Verheißungen erliegen“. Eine entscheidende Frage ist für ihn auch, ob die Gemeinschaftsschule bei den Eltern die erforderliche Akzeptanz findet.

Abschließend wurde Eberhard Schweizer wieder sehr persönlich und sagte mit Blick auf seine Frau: „Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit nach der Schule.“ Und auch Eberhard Schweizer beendete seine Abschiedsrede mit einem Zitat – aus Hermann Hesses „Stufen“, die zu einem solchen Anlass wohl unvermeidlich sind: „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.“