Rückblick auf Entstehung und Entwicklung des Kirchheimer Wohngebiets
„Der Schafhof lebt“

Im Gemeindehaus auf dem Schafhof gab es einen Rückblick auf die Geschichte des Areals. Vor allem ging es dabei aber um die jüngere Geschichte: die Entstehung des Wohngebiets.

Kirchheim. Seit seiner Entstehung zwischen 1979 und 1984 ist es ein vor allem bei Ortsfremden weit verbreiteter Irrglaube, das der Name des Wohngebiets Schafhof von einer ehemaligen Schafzucht herrührt. Weit gefehlt: Tatsächlich ging der Name aus einem der alten, längst abgegangenen Weiler aus dem Spätmittelalter hervor und ist benannt nach der Familie Schaaf, die den Hof von 1515 bis 1750 vom Kloster Kirchheim als Lehen hatte. Bis zur Bebauung und Entstehung des gleichnamigen Wohngebietes, wie man es heute kennt, war es aber noch ein weiter Weg.

Diese und weitere historische Begebenheiten aus der älteren und neueren Geschichte des Kirchheimer Schafhofs waren der Inhalt eines Film- und Gesprächsabends zur Entstehung des Wohngebiets. Gezeigt wurde zunächst der Film „Der Schafhof lebt!“ von Hans Joachim Haehnel, dem eine eindrucksvolle, semi-dokumentarische Chronik der Entstehung des Schafhofs gelang.

„Ich möchte mich vorab bei allen Bewohnern bedanken, die mich freundlicherweise bei der Recherche unterstützt und mir ihre Familienarchive geöffnet haben“, so Haehnel. „Ganz besonderen Dank verdienen vor allem diejenigen, die sich auch vor der Kamera zur Verfügung gestellt haben und uns so an ihren persönlichen Erinnerungen teilhaben lassen.“ Entstanden ist ein Werk, das mal mit Ernst, mal mit einem Augenzwinkern unter Zuhilfenahme von eindrucksvollem historischem Film- und Bildmaterial den Werdegang des Schafhofs von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1492 über die Entstehung und Bebauung des Wohngebiets und die Gründung der Bürgerinitiative bis in die Gegenwart nachzeichnet. Vor allem die Luftaufnahmen von damals und heute sorgten für wissendes Lächeln und staunende Gesichter im Publikum.

Tilman Walther, der die rund 70  Besucher im Gemeindehaus im Namen der Bürgerinitiative Schafhof begrüßte, war sichtlich erfreut über das große Interesse an der Veranstaltung. Ganz besonders freute er sich aber über die Zusage von Kirchheims Oberbürgermeister i. R. Werner Hauser, der sich im zweiten Teil des Abends an die Anfänge des Wohngebiets von der Planung bis zur Bebauung erinnerte und im Gespräch gerne auf die Fragen des Publikums bezüglich des Wie, Wann und Warum und nicht zuletzt auf die damaligen Vorgaben zur Heizungsenergieversorgung einging.

Hauser, der 1974 als Stadtkämmerer und in seiner Amtszeit als Oberbürgermeister von Kirchheim von 1975 bis 1988 die Entstehung der planmäßig angelegten Wohnsiedlung von der Erschließung bis zur Bebauung begleitet hatte, lieferte zahlreiche Einblicke in die Vorüberlegungen und die Situation der Stadt Kirchheim zu dieser Zeit. „Kirchheim war Ende der 60er-Jahre ein ausgetrockneter Baumarkt. Es war damals sehr schwierig, an einen Bauplatz zu kommen“, erinnerte er sich.

Der Erwerb der rund 40 Hektar erfolgte damals zu einem Preis von rund 30 Mark pro Quadratmeter. „Obwohl das unbebaute Gebiet keine Qualifikationen besaß, die ein Grundstück hätten teurer machen können – es war noch nicht im Bebauungs-, Flächennutzungs- oder Regionalplan erschlossen – war das ein großer Haufen Geld, für den die Stadt Kirchheim seinerzeit 15 Millionen Mark aufnahm.“ Sehr dankbar war er damals für den noch vor seiner Amtszeit von der Stadt durchgeführten Architekturwettbewerb, dessen Ergebnisse schließlich bei der Erstellung des Bebauungsplans mit einbezogen werden konnten.

Auch für die Sorgen der Bürger bezüglich der steigenden Heizkosten wegen des teuren Nachtstroms hatte Hauser ein offenes Ohr, nicht zuletzt auch deshalb, weil er selbst ein Haus auf dem Schafhof bewohnt. Die heutigen Probleme seien leider den engen Bauvorschriften der damaligen Zeit geschuldet, wo in der besten umweltfreundlichen Absicht ein Verbrennungsverbot im Bebauungsplan verankert wurde und deshalb bei der Wohnbebauung auf Nachtspeicherheizungen gesetzt wurde. Besonders würdigte er hier aber den Einsatz der Bürgerschaftsinitiative, die sich seit ihrer Gründung neben anderen Dingen auch um eine Verbesserung der Situation bemüht.