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Der Weg des Kirchheimer Linken-Kandidaten in die Politik

Hüseyin Sahin, geboren 1987 in Ankara, kam mit drei Jahren mit seiner Familie über den Asylweg nach Kirchheim. Bereits in der Grundschule dolmetschte er bei Ärzten, Anwälten und Behörden. Nach eigenen Aussagen hat er früh erfahren, was es heißt, mit der Angst zu leben, nach einem Urteil abgeschoben zu werden oder sich zu freuen, wenn Arbeit erlaubt wird. Heute ist er in der Geflüchtetenhilfe aktiv.

Aufgewachen ist Sahin mit linker Musik und Literatur. Das erste Buch, das er in der Stadtbibliothek auslieh, handelte von Platons „Der Staat“. Darauf führt er sein Interesse für soziale Politik zurück. Über Freunde bekam er Einblicke in deutsche Familien: Dort der hart arbeitende Straßenbauarbeiter, der sein Kind zur Arbeit schickt, hier der Akademiker mit dem Kind an der Uni. - Er empfand dies als Wanderung zwischen zwei Welten in Kirchheim.

In der Linkspartei ist Sahin seit letztem Jahr. Zuvor war er im Studierendenverband Mitglied, der der Linken nahe steht. Soziale Bewegungen können seiner Meinung nach nur aus der Zivilgesellschaft heraus entstehen, wenn sie den Raum dazu haben. Angesichts eines „immer autoritäreren Neoliberalismus“ will er zeigen, „dass die ökonomischen Verhältnisse entscheidend für unser Zusammenleben sind und dass unsere Privilegien und Nachteile nicht immer in der Verantwortung des Individuums stehen“. tb