Iris Häfner
Kirchheim. Schon in den letzten Adventstagen sind weit nach Mitternacht in Kirchheim regelmäßig und mehrfach ordentliche Böller zu vernehmen. Der eigene Spaß am öffentlich zelebrierten Krawall steht offensichtlich beim einen oder anderen Mitbürger im Vordergrund, Respekt und Rücksicht auf die Nachtruhe scheinen für sie ein Fremdwort zu sein.
Regelmäßig beklagen sich Kirchheimer Bürger über öffentlich gezündete Feuerwerke. Die gibt es alljährlich sowohl am Märzen- als auch Gallusmarkt oder beim Mitternachtsshopping. Seit einigen Jahren kommt noch das Event eines ortsansässigen Pyrotechnikbetriebs dazu. Um auf die Produkte zum Zwecke der Werbung aufmerksam zu machen – Produktvorschießen genannt –, gibt es eine öffentlichkeitswirksame Show. „Die muss nicht genehmigt werden, der Inhaber teilt uns freiwillig mit, zu welchem Zeitpunkt er an welchem Ort in Kirchheim seine Verkaufsschau abhält“, erklärt Marcus Deger, Leiter des Kirchheimer Ordnungsamts. Jede Feuerwerksfirma darf ihre Produkte präsentierten. „Wir können nur unseren Standpunkt deutlich machen und erklären, dass das Feuerwerk möglichst früh am Abend geschieht“, sagt Marcus Deger. Dies war am Samstag vor dem vierten Advent der Fall. Von 18.30 bis 19.15 Uhr gab es eine Präsentation vor dem früheren Graupner-Ausstellungsraum, an dem zwangsläufig weite Teile der Stadt teilnehmen durften, ob sie wollten oder nicht – einschließlich eines ebenfalls weithin hörbaren Megafons.
Viele Menschen fühlen sich wegen des Krachs erschreckt und gestört – doch sie können mit der Situation in der Regel umgehen. Anders jedoch die Tiere. „Eigentlich liegt bei der Durchführung von jedem Feuerwerk ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor”, findet der Tierschutz klare Worte. Im Falle Kirchheims besonders prekär: In nahezu direkter Nachbarschaft zum einstigen Graupner-Areal befindet sich das städtische Katzenheim, das vom Tierschutzverein Kirchheim betrieben wird. Auch viele Hunde leiden unter den Böllern. Tierschützer raten deshalb, die Vierbeiner nur an der Leine auszuführen, damit sie nicht in Panik vor überraschenden Knallern davonrennen können.
Doch nicht nur Haustiere leiden unter Böllern. Wildtiere werden durch die weithin hörbaren Knallgeräusche ebenfalls aufgeschreckt und nicht selten zur Flucht getrieben. So werden unnötig Energiereserven verbraucht. Die sind jedoch gerade in der schneereichen Zeit wichtig, da bei diesen Witterungsverhältnissen die Nahrungsaufnahme besonders mühsam ist. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen weist beispielsweise darauf hin, dass Feuer und Pyrotechnik im Wald grundsätzlich verboten sind, und bittet Eltern, ihren Kindern dies zu vermitteln. Zweimal hatte es dort in jüngster Zeit im Wald gebrannt.
„Wir gestatten in der Regel keine Feuerwerke“, stellt Marcus Deger klar. Das heißt im Klartext: Genehmigungen für private Festivitäten gibt es nicht. Und auch in der Silvesternacht gibt es in der Teckstadt klare Regeln: Innerhalb des Alleenrings ist es verboten, Raketen zu zünden. „Kirchheim ist Fachwerkstadt, und das soll auch so bleiben“, so Deger. Generell sei es verboten, in der Nähe von Fachwerkhäusern ein Feuerwerk abzubrennen.