Dettingen. Das Thema Werkrealschule erregt in Dettingen die Gemüter – und das bereits seit Monaten. Lange hatten Schule und Verwaltung für die „Werkrealschule neuen Typs“ gekämpft, und das Ziel nach etlichen Diskussionen auch erreicht. Dennoch verliert die Thematik nicht an Brisanz – denn die Werkrealschule in Dettingen steht auf wackligen Beinen.
Seit 1977 ist die Dettinger Teckschule Mittelpunktschule für Owener, Nabener und Dettinger Schüler. Im Jahr 1996 wurde sie zur „Hauptschule mit Werkrealschule“ umgewandelt. Seit diesem Schuljahr darf sich die Teckschule „Werkrealschule neuen Typs“ nennen. Voraussetzung hierfür war, dass mindestens 16 Schüler die zehnte Klasse besuchen. Sollte man allerdings zwei Jahre hintereinander die notwendige Schülerzahl in der zehnten Klasse nicht erreichen, kann die Genehmigung für die Teckschule widerrufen werden – mit der Folge, dass sie dann eine „normale“ Hauptschule wäre.
Das Problem sind die Schüler aus Owen und Nabern: Denn der Owener Gemeinderat hat beschlossen, dass „seine“ Schüler ab diesem Schuljahr an der Werkrealschule in Lenningen und nicht mehr in Dettingen lernen sollen. Und auch die Stadt Kirchheim kündigte das Abkommen mit Dettingen: Ab dem kommenden Schuljahr werden die Naberner Schüler die Raunerschule und nicht mehr die Teckschule besuchen.
„Momentan erreichen wir die Schülerzahlen noch“, sagte Günther Bosch, Schulleiter der Teckschule, gegenüber dem Teckboten. Dies sei deshalb der Fall, weil die Kinder aus Owen und Nabern, die bisher schon an der Teckschule lernen, nicht zwingend nach Lenningen beziehungsweise Kirchheim pendeln müssen. „Von diesen Schülern ist kein einziger abgewandert“, freute sich der Schulleiter. Wie es langfristig jedoch mit der Werkrealschule in Dettingen weitergeht, stehe in den Sternen. „Wir können nicht sagen, was sich politisch tut. Jetzt warten wir zunächst die Landtagswahl im März ab“, konstatierte der Schulleiter, als er in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Situationsbericht der Schule vorstellte. „Die Politik rudert derzeit zurück“, hat Günther Bosch festgestellt. So habe die Kultusministerin von Baden-Württemberg, Marion Schick, kürzlich in einem Schreiben mitgeteilt, dass sie für den Erhalt der wohnortnahen Hauptschulen plädiert. Diese sollten dann mit Werkrealschulen in der näheren Umgebung kooperieren.
„Ich setze auf politische Änderungen und gehe davon aus, dass sich nach der Wahl alles neu darstellt“, verdeutlichte Günther Bosch, der den Gemeinderäten ein Beispiel für das unausgegorene Konzept der Werkrealschule präsentierte: „Ich weiß von einer Werkrealschule, die aus zwei Hauptschulen entstanden ist und an der es vorne und hinten klemmt. Es ist eine Katastrophe. Der Schulleiter ist dem Nervenzusammenbruch nahe, weil das Gebäude viel zu klein ist. Da wurde etwas zusammengelegt, was nicht zusammengehört.“ Hinzu komme, dass einige Schüler einen langen Anfahrtsweg in Kauf nehmen müssten – was im Übrigen auch die Naberner Kinder treffe, die künftig die Raunerschule besuchen. „Entweder müssen sie weit zu Fuß gehen oder den Bus nehmen und dann umsteigen. Denn es gibt keine direkte Busverbindung“, weiß der Schulleiter. „Da sieht man, wie Politik funktioniert. An die Kinder und Eltern denkt man gar nicht.“
Auch Bürgermeister Rainer Haußmann sprach sich dafür aus, zunächst die Landtagswahl abzuwarten und dann weiterzusehen, „wohin die Reise geht“. „Je nachdem, wie die Wahl ausfällt, kann alles ganz schnell passieren“, fügte Günther Bosch hinzu. Spätestens aber im Jahr 2016 werden die Karten neu gemischt, unterstrich der Schulleiter. Denn dann fallen die Schulbezirke weg, und auf dem freien Markt zählen das Angebot und das Image der Schulen.