Alle Kommunen laufen in strukturelle Probleme hinein – sie sind klamm. Inflation und hohe Energiekosten fressen die Reserven auf“, wurde Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann bei der Einbringung des Haushalts 2022 deutlich. In Zukunft würde es keine günstigen Sondereffekte wie in den Jahren 2020 und 2021 mit sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen geben. „Davon dürfen wir uns nicht blenden lassen, die Schere geht jetzt immer mehr auseinander. Die Kommunen werden unterm Strich durchweg rote Zahlen schreiben“, prophezeit der Schultes.
Zwei Drittel der Dettinger Schulden seien durch die Rücklagen gedeckt. „Für dieses Jahr haben wir ein gutes Polster. Dann leben wir von der Substanz“, erklärte Rainer Haußmann. Schon seit Jahren prangert er an, dass Bund und Land den Bürgern Versprechungen machen, die dann die Kommunen bezahlen müssen. „Den Rechtsanspruch für die Ganztagesschule können wir dieses Jahr schon erfüllen, obwohl er erst ab 2026 gilt“, so der Schultes. Er ist überzeugt, dass sich das frühe Handeln für Dettingen rechnet. Erst kurz vor Toresschluss in diesen Bereich zu investieren, zahle sich nicht aus. Aus seiner Sicht würde sich der Fachkräftemangel nicht nur beim pädagogischen Personal zeigen, sondern auch bei den Handwerkern. Dazu komme noch die Teuerungsrate und möglicher Materialmangel.
Die Sanierung von Sporthalle und Schlossberghalle müsse angesichts der schwachen Finanzlage ebenso zurückgestellt werden wie die des Friedhofs, Feuerwehrmagazins oder Kreisverkehrs. Der Bauhof soll dagegen modernisiert werden. Er braucht nicht nur Lagerkapazität – auch für den Winterdienst –, sondern zeitgemäße Sozialräume und Heizung. „Unsere Bitte ist: den Bauhof richtig zu sanieren. Der Umfang ist größer als ursprünglich gedacht, auch wegen des Hochwasserschutzes. In der Vorberatung zum Haushalt sollten wir ihn daher in den Fokus nehmen“, warb Rainer Haußmann für die Umsetzung dieses Projekts.
Der Haushalt 2022 hat ein Volumen von rund 25 Millionen Euro. „Die Jahre des Wachstums sind vorbei“, stellte Kämmerer Jörg Neubauer klar. Zuwächse wie in den vergangenen zwei Jahren könnten nicht mehr generiert werden. Für dieses Jahr erwartet er beim Gesamtergebnis ein Minus von rund 1,8 Millionen Euro, für nächstes Jahr nochmals ein Minus von 1,28 Millionen Euro. Erst ab 2025 soll es langsam aufwärts gehen. Er rechnet dann mit einem bescheidenen Plus von knapp 250 000 Euro.
Die Einnahmen kommen mit den Kostensteigerungen nicht mehr mit. „Das ist das Kernproblem – und ein strukturelles Problem bei den Kommunen. Die Personalaufwendungen steigen stetig an, dazu kommen hohe Unterhaltungskosten von Straßen und Gebäuden“, erklärte Jörg Neubauer und erinnerte daran, weshalb man auf einen kommunalen Wärmeplaner setze. Er hofft auf Einsparungspotenzial bei den Heizkosten.
In den nächsten Jahren habe die Gemeinde ein gewaltiges Investitionsprogramm zu stemmen.
Bei einer Bereinigung des Investitionsprogramms 2022 bis 2025 um die ordentlichen Kredittilgungen ergibt sich ein Volumen von rund 11,55 Millionen Euro. Für die Finanzierung werden weitere Kreditaufnahmen von 2,5 Millionen Euro notwendig. Aus dem vergangenen Jahr gibt es einen Kredit von einer Million Euro, heuer soll nochmals eine Million Euro folgen. „Somit haben wie 2022 ein Darlehen von insgesamt zwei Millionen Euro. Die nächsten Jahre müssen wir Gas rausnehmen“, sagte Jörg Neubauer.
Dann ging er auf die konkreten Maßnahmen ein. Dazu zählt unter anderem der MTW für die Freiwillige Feuerwehr. Hier werden 140 000 Euro eingestellt, wenngleich das Fahrzeug dieses Jahr nicht geliefert wird. Weil künftig das Essen für die Kitas von der Schule geliefert wird, rechnet der Kämmerer mit Kosten für Fahrzeug und Transport von etwa 50 000 Euro. Eine Machbarkeitsstudie soll aufzeigen, ob sich eine PV-Anlage auf dem Ostdach der Teckschule rechnet. Mensa, Küche und die Restarbeiten verschlingen einen Betrag von etwa 1,9 Millionen Euro. Für die Obdachlosenunterbringung kommen Kosten von knapp einer Million Euro zusammen. „Wir brauchen eine weitere Immobilie“, erläuterte der Kämmerer.