Region Stuttgart. Die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk hat im ersten Quartal dieses Jahres einen deutlichen Knick bekommen. Der Konjunkturindikator rutschte auf 39 Punkte ab – im Vorjahresquartal lag er noch bei 55 Punkten. Noch nicht einmal die Hälfte der befragten Handwerker bewertet ihre derzeitige Geschäftslage als gut, fast jeder fünfte Betrieb gibt der Geschäftslage im ersten Quartal 2013 die Note mangelhaft.
Die schlechte Lage der Handwerksbetriebe spiegelt sich auch in den Auftragseingängen und der Umsatzsituation wider. Die Salden von positiven und negativen Meldungen sanken bei den Aufträgen auf minus 15 Prozentpunkte und beim Umsatz auf minus 32 Prozentpunkte.
Die schlechte Stimmung zieht sich durch alle Gewerke. Die besten Noten vergeben noch die Vertreter des Ausbauhandwerks. Gravierend verschlechtert hat sich die Bewertung der Geschäftslage beim gewerblichen Bedarf. Hier sinkt der Index um fast 40 Punkte. Besonders schlechte Noten vergeben außerdem das Kfz- und das Gesundheitsgewerbe. Besser beurteilen die befragten Handwerker dagegen die Entwicklung in den kommenden Monaten und zwar unabhängig vom Gewerk. Sie gehen mehrheitlich davon aus, dass sich die allgemeine Geschäftslage positiv entwickeln wird.
Die aktuelle Situation wirkt sich negativ auf die Personalpolitik der Betriebe aus. Lediglich sechs Prozent der befragten Unternehmen haben neue Arbeitsplätze geschaffen, wohingegen zehn Prozent ihren Personalbestand abgebaut haben. Von den Unternehmern planen lediglich zehn Prozent in den kommenden Wochen mehr Personal einzustellen. Fünf Prozent wollen indes Personal entlassen. Die Zahl der investierenden Betriebe ist um fast acht Prozent zurückgegangen. Dennoch plant die Mehrheit auch im nächsten Quartal zu investieren.
„Die Handwerksunternehmen sind angesichts der finanzpolitischen Lage im Euroraum vorsichtig“, erklärt Claus Munkwitz, Hauptgeschäftsführer der Stuttgarter Kammer. Er gibt zu bedenken, dass steigende Einkaufspreise einem guten Wirtschaftsklima abträglich seien. Vor allem die Energie- und die hohen Lohnnebenkosten belasteten die Unternehmen. „Hier hat es leider in den letzten Monaten entgegen allen Ankündigungen der Politik keine im Handwerk spürbaren Entlastungen gegeben“, kritisiert Munkwitz.
Dennoch sei das Handwerk der Region in einer positiven Grundstimmung, und die gesamte Entwicklung deute auf eine solide Grundlage hin. Das Handwerk setzt darauf, dass die Konjunktur im Laufe des Jahres sowohl bei gewerblichen als auch bei den privaten Kunden anzieht. Der Kammerchef schickt allerdings eine Warnung in Richtung Politik: „Die Lage im Handwerk und in der Wirtschaft allgemein wird keine steuer- oder energiepolitischen Experimente verzeihen. Das sollten die Parteien im bevorstehenden Wahlkampf im Auge behalten.“pm