Nahezu 100 Kilo Rauschgift aus Rotterdam nach Lenningen und Kirchheim gebracht
Dicken Drogenfisch geschnappt

Bis zu 50 Kilo Rauschgift, da­runter Heroin, Kokain-Gemisch, Marihuana und Haschisch, soll ein 30-jähriger Informatik-Student aus Lenningen in den Niederlanden gelagert und gewinnbringend an Dealer aus der Region geliefert haben. Jetzt sitzt der 30-Jährige, der aus Rotterdam nach Stuttgart ausgeliefert wurde, auf der Anklagebank einer Strafkammer am Landgericht.

Kirchheim/Lenningen. Bereits im Sommer 2006 war der Angeklagte wegen Drogengeschäften in Kirchheim festgenommen worden. Aber der damals 24-Jährige hatte es geschafft, aus der Zelle des Reviers zu flüchten, allerdings unter Zurücklassung aller seiner Papiere. Er setzte sich in die Niederlande ab und blieb dort mehrere Jahre lang, bis ihn die Polizei am 12. Januar dieses Jahres aufgrund eines internationalen Haftbefehls festnahm. Zehn Tage später wurde er nach Stuttgart überstellt.

Nach der Anklage soll der Mann bereits seit dem Jahr 2006 mehrere Dealer aus Nürtingen, Kirchheim und Lenningen in Rotterdam mit großen Mengen Rauschgift guter Qualität versorgt haben. Die bereits von anderen Strafkammern des Stuttgarter Landgerichts verurteilten Dealer hatten den Stoff jeweils in Beschaffungsfahrten nach Kirchheim transportiert. Als der Angeklagte auch kurzzeitig im Frühsommer 2006 noch in Lenningen eine Wohnung hatte, soll er dort mehrere Kilo des Rauschgiftes gelagert und von dort aus auch an Unterhändler verkauft haben.

Nach der Flucht nach Rotterdam sei er der Hauptlieferant für die gesamte Drogenszene im Raum Nürtingen gewesen, heißt es in der Anklage. Allein zehn Kilo Marihuana plus 20 Kilo Haschisch und weitere zehn Kilo andere Drogen sowie große Mengen von illegalen Tabletten soll der Beschuldigte damals bis zur Festnahme an die Abholer verkauft haben. Pro Kilo des Rauschgiftes habe er an die 4 000 Euro, je nach Qualitätsstufe, eingenommen. Die Dealer allerdings hatten aus einem Kilo der Ware bis zu 30 000 Euro erwirtschaftet.

Am 21. Dezember vergangenen Jahres soll dann der letzte Transport mithilfe zweier Männer aus Lennin­gen von Rotterdam aus über Aachen zunächst nach Stuttgart und von hier aus weiter in den Raum Kirchheim gebracht worden sein. Der Staatsanwalt geht dabei von 30 Kilo Heroin und 15 Kilo Marihuana aus. Drei Wochen später klickten dann in Rotterdam die Handschellen.

Zu den Vorwürfen des gemeinschaftlichen und gewerbsmäßigen Handeltreibens von Rauschgift in großen Mengen will der Angeklagte vorerst vor Gericht noch keine Angaben machen. Lediglich zu seiner Person gab er am gestrigen ersten Verhandlungstag Auskunft: Er ist in Rumänien geboren, kam dann nach dem Schulabschluss nach Lenningen und ließ sich in der Universität Stuttgart einschreiben. Das Fach Informatik brach er jedoch ab und setzte es später in seiner rumänischen Heimat fort – allerdings ohne Abschluss. Im Sommer 2006 habe er zur Fortsetzung des Studiums keine Möglichkeit mehr gehabt, weil er damals verhaftet wurde. Die damaligen Drogenvorwürfe sind jetzt ebenfalls Bestandteil der Anklage.

Am nächsten Prozesstag, dem 1. Oktober, will der 30-Jährige allerdings zu dem Vorwurf aussagen. Insgesamt wird das Gericht sechs Zeugen, da­runter auch bereits wegen Rauschgifthandels verurteilte Täter, vernehmen.