Die Gefühle fahren Achterbahn - und ein Ende der mentalen Kapriolen scheint noch nicht in Sicht. Nach der Entscheidung des Handballverbandes Württemberg (HVW), die im Oktober unterbrochene Saison 2021 fortführen zu wollen, macht sich bei den Vereinen in der Teckregion nicht unbedingt Zuversicht breit.
Beim virtuellen Verbandstag am vergangenen Wochenende hatten sich die einzelnen Bezirke mehrheitlich entschieden, die bisher ausgetragenen Begegnungen zu werten sowie die Saison als einfache Runde frühestens ab 6. Februar fortzusetzen. „Die beschlossene Vorgehensweise halte ich für praktikabel“, ordnet der Bezirksvorsitzende Wolfgang Stoll die Lage ein. Aus den verschiedenen Optionen sei aus seiner Sicht die Beste gewählt worden. „Es wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass wir die Runde zu Ende führen können“, gibt Stoll den Optimisten.
Mit einer Einschränkung: Dem Handballverband seien auch in den kommenden Monaten durch die Politik die Hände bezüglich einer eigenständigen Saisonplanung gebunden. Auf die Klubs sieht der oberste Handballfunktionär des Bezirks Probleme zukommen. „Fehlende Zuschauererlöse, keine Einnahmen durch Catering in den Hallen, dazu müssen die Vereine die Sponsoren bei Laune halten“, beschreibt der in Zizishausen wohnenden Routinier die brisante Gemengelage.
Diese Probleme dürften auf der Durststrecke bis weit ins neue Jahr nicht die einzigen Baustellen bleiben. „Es ist ein Stück weit unheimlich, was gerade passiert“, sagt beispielsweise Marius Dotschkal. Der Trainer des mit 3:1 Punkten gut gestarteten Bezirksliga-Aufsteigers TSV Weilheim meint damit jenen Zustand, in dem aktuell fast Funkstille herrscht. Sportlerinnen und Sportler, die sich über Wochen hinweg mehrmals pro Wochen gesehen hätten, blieben aktuell allenfalls Soziale Medien und das Telefon als Kontakt. Dotschkal geht von Langzeitfolgen für den Handballsport durch den erneuten Lockdown aus. „Es wird in den Vereinen angesichts dieser Lage verdammt schwierig, alle bei der Stange zu halten“, so seine Einschätzung. Den TSVW-Spielern hat der Coach ein individuelles Training verordnet, in der Hoffnung, dass „nicht jeder 20 Kilo zunimmt“, wie er humorvoll ergänzt. Vier Wochen Vorlaufzeit seien auf jeden Fall vonnöten, um im neuen Jahr irgendwann wieder ins Wettkampfprogramm einzusteigen.
Uwe Hamann sieht dies ähnlich. „Wir brauchen in allen Teams Minimum vier Wochen, um wieder einzusteigen“, betont der Handball-Abteilungsleiter des VfL Kirchheim. Unter diesem Blickwinkel sei das erste Februarwochenende als Re-Starttermin „ein sportliches Ziel“. Aktuell hat die Kirchheimer Abteilungsleitung den Handballerinnen und Handballern im Klub Stillstand verordnet. „Alles ruht“, so Hamann, in der Hoffnung, dass sich die Akteure fit halten. „Es geht doch in dieser Situation allen Verein gleich“, sagt Hamann. Bei einem Wiederbeginn gelte es, das Verletzungsrisiko so gering wie möglich zu halten.
Raphael Schmid schwankt zwischen Erleichterung und Besorgnis. „Nach der Entscheidung des Verbands herrscht wenigstens Klarheit was die kommenden Wochen betrifft“, sagt der Sprecher der Handballspielgemeinschaft Owen-Lenningen. Die Devise laute, die Grundfitness zu erhalten. Das Männer-Landesligateam, mit 4:0-Punkten traumhaft gestartet, trifft sich derzeit regelmäßig donnerstags virtuell, kommuniziert und macht dabei gemeinsame Kräftigungs- und Koordinationsübungen. „Es kommt gut an“, zieht Schmid Zwischenbilanz. Die Situation bleibe jedoch eine Herausforderung.
Bezirksspielleiter Roland Dotschkal geht unterdessen davon aus, dass die Inzidenzzahl auch künftig der entscheidende Wert für das Wohl und Weh des Handballs bleibt. „Notfalls können wir bis in den Sommer spielen“, gibt der Funktionär aus Owen Teilentwarung bezüglich einer möglichen Terminenge. Manche Vereine hätten allerdings noch kein einziges Spiel ausgetragen. „Es geht in den kommenden Monaten auch darum, dass die Spielerinnen und Spieler beim Handball bleiben, Aktive wie Jugendliche“, warnt Dotschkal, das bereite ihm Bauchschmerzen - die Gefühle fahren eben in der Handball-Gemeinde aktuell Achterbahn.