Lenningen. Tief in die Technik entführte Kurt Reitter vom Ingenieurbüro SAG in Ulm die Lenninger Gemeinderäte. Dabei durften sie sich wieder mit Begriffen wie Emscherbrunnen, Sickerwasserablauf und Schlammpumpwerk auseinandersetzen. Seit 1955 verrichtet der Emscherbrunnen in der Kläranlage in Oberlenningen seine Arbeit. Dabei handelt es sich um ein Vorklärbecken, das nun dringend sanierungsbedürftig ist. Die Arbeiten dafür sind knifflig und bedürfen daher einer guten Vorplanung, damit sie reibungslos und während des laufenden Betriebs ausgeführt werden können.
Kurt Reitter ist überzeugt, an alles gedacht zu haben. Dazu zählt beispielsweise auch eine extra einzurichtende Baustellenzufahrt. „Das neue Becken müssen wir in einem engen Raum umbauen. Das ist machbar. Baustellen in der Stuttgarter Innenstadt sind noch beengter – die Maßnahme hier ist nichts Besorgniserregendes“, erklärte der Ingenieur auf Nachfrage von Karl Boßler. Damit sich interessierte Firmen vor der Angebotseingabe ein genaues Bild des Auftrags machen können, liefert das Büro Fotos, Ausführungs- und Lagepläne.
Das rund elf Meter tiefe Becken wird in dieser Dimension nicht mehr benötigt und im unteren Bereich mit Schotter aufgefüllt. Künftig reichen 3,5 bis 5,5 Meter Beckentiefe aus. Auf den Schotter kommt die Bodenplatte des neuen Behälters, wobei sie teilweise über den bisherige hinausragt. Die Entschlammungspumpen werden an gleicher Stelle installiert, an die klärtechnisch notwendige Ausrüstung ist ebenfalls gedacht.
Im September soll der Antrag auf Beihilfe für die Vorklärung gestellt werden. „Ob wir den Zuschuss bekommen, wissen wir nicht. Der Beihilfebescheid muss aber vorliegen, erst dann können wir ausschreiben“, machte Kurt Reitter auf die bürokratischen Hürden aufmerksam. Der Baubeginn kann deshalb nicht vor Mitte April nächsten Jahres erfolgen. Ende der Bauarbeiten wäre dann im November 2015.
Um die leeren Auftragsbücher der Baufirmen ausnutzen zu können, hoffte Falk Kazmaier auf eine Ausschreibung im Winter, um so der Hochpreisphvase zu entkommen, wie es dieses Jahr bei den Obdachlosenunterkünften der Fall war (wir berichteten). „Die Vergabe muss warten“, stellte Bürgermeister Michael Schlecht unmissverständlich klar. Er versprach jedoch, genau zu eruieren, welche Fristen einzuhalten sind.
Wolfgang Tröscher interessierte die Verlässlichkeit der Preise. Die Baukosten belaufen sich laut Ausführungsplanung auf 620 000 Euro, mit den Nebenkosten sind es 785 000 Euro. „In unserem Büro planen wir viele vergleichbare Maßnahmen. Aus den Submissionsergebnissen bilden wir Mittelpreise, die wir zur Kalkulation heranziehen“, so Kurt Reitter. Da vor Preissteigerung niemand gefeit ist, hat der Ingenieur einen Puffer für Unvorgesehenes eingeplant.
Michael Schlecht hofft nun wie der Gemeinderat, dass Lenningen in den Genuss eines Zuschusses kommt. Da kein Weg an einer Sanierung des Emscherbrunnens vorbeiführt, sprachen sie sich einstimmig für die Planung aus.