Minister Franz Untersteller nimmt neue Pumpen am Lindorfer Wasserhochbehälter in Betrieb
Die Energiewende findet vor Ort statt

„Über Effizienz reden wir im Zusammenhang mit der Energiewende oft zu wenig“, betonte Franz Untersteller gestern in Kirchheim. Hier jedoch war alles anders: Effizienz stand im Mittelpunkt, als der Umweltminister des Landes die neuen Pumpen im Wasserhochbehälter Lindorf in Betrieb nahm. – Ein Knopfdruck, der fortan den Stromverbrauch halbiert.

Kirchheim. Die Energiewende sei eine Aufgabe unserer Zeit im Allgemeinen und speziell der grün-roten Landesregierung, meinte der Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im Land Baden-Württemberg. Sein Credo fällt in Kirchheim auf fruchtbaren Boden: „Wir nehmen die Energiewende ernst“, bestätigte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und betonte, selbige müsse vor Ort stattfinden. Damit sie wirklich auch in Kirchheim stattfindet, hat der Gemeinderat schon einiges auf die Beine gestellt, vom Klimaschutzprogramm über eine Potenzialanalyse mit den Umlandgemeinden bis zur Wärmegewinnung aus Abwasser am Schlossgymnasium. Doch: „Die beste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird“, fasste die Stadtchefin zusammen.

Um künftig deutlich weniger Energie zu verbrauchen, wurden am Wasserhochbehälter Lindorf die Pumpen ausgetauscht: Der Jahresstromverbrauch reduziert sich künftig von etwa 10 000 Kilowattstunden auf 5 000. Die Investition in Höhe von etwa 45 000 Euro, die aber nicht nur die Pumpen, sondern auch neue Leitungen und andere Arbeiten enthält, amortisiert sich in wenigen Jahren.

„Die Stadt Kirchheim hat ihr ineffektives Pumpensystem getauscht“, lobte Rainer Stierle, Vertriebsdirektor Wasserwirtschaft der Firma Grundfos, Weltmarktführer im Pumpensektor. Er pries die Bestandsoptimierung als großen Hebel auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz. Der Großteil aller Pumpen seien leider wahre Energiefresser, weil sich nicht auf neue Technologien zurückgreifen. Diese sind jedoch nicht nur verfügbar, sondern sogar erschwinglich.

„Der Austausch der Pumpen rechnet sich innerhalb von drei bis vier Jahren“, ergänzte Minister Untersteller und leitete daraus die bei Elektroverbänden nicht allzu beliebte Konsequenz ab, dass es deswegen keine Fördermittel gibt: Wer austauscht, spart ohnehin. Aus diesem Grund hofft Untersteller, dass sich das Thema flächendeckend durchsetzen möge. Noch seine Amtsvorgängerin habe das jährliche Einsparpotenzial allein von Heizpumpen im Ländle ermitteln lassen und kam auf zwei Terawattstunden, also zwei Milliarden Kilowattstunden.

Im großen Interesse an der Einweihung der neuen Lindorfer Pumpenanlage sah Landesinnungsmeister Thomas Bürkle eine Bestätigung der Anstrengungen, wirksam bei der Energiewende mitzuarbeiten. Der Vorsitzende des Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg erläuterte, das Elektrohandwerk sei in die Umsetzung der von der Politik vorangetriebenen Energiewende mit all ihren energiepolitischen Zielsetzungen massiv eingebunden. Die Inbetriebnahme der neuen Lindorfer Pumpen bewertete Bürkle als Meilenstein für eine langfristige Zusammenarbeit im Marktsegment der Effizienzberatung im Bereich Pumpen. Energieeffizienz und Energieeinsparung seien nämlich nicht nur die Säulen aktueller und künftiger Energiepolitik. Beide Themen gehörten auch längst zum Business im Elektrosektor. Gerade diese Branche mit ihren vielfältigen technischen Möglichkeiten zähle zu den Trägern der Energiewende.