Tätigkeitsbericht von Dr. Roland Deigendesch über die Arbeit von Stadtarchiv und Museum
Die Geschichte für die Zukunft erhalten

In seinem Tätigkeitsbericht hat Stadtarchivar Dr. Roland Deigendesch im Finanz- und Verwaltungsausschuss des Kirchheimer Gemeinderats die Arbeit von Stadtarchiv und Museum vorgestellt. Beide Einrichtungen haben derzeit viel mit Inventarisierung und Digitalisierung zu tun, und beide Einrichtungen leisten wertvolle Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt Kirchheim. Aber trotz dieser Gemeinsamkeiten betont der Stadtarchivar, dass es sich um zwei klar voneinander getrennte Sachgebiete handelt.

Die Geschichte für die Zukunft erhalten
Die Geschichte für die Zukunft erhalten

Kirchheim. Mit dem Amtsantritt Roland Deigendeschs vor zweieinhalb Jahren wurden Archiv und Museum in Kirchheim organisatorisch enger zusammengeschlossen. Deshalb übernahm es der Stadtarchivar nun, im Finanz- und Verwaltungsausschuss über Arbeitsschwerpunkte und Perspektiven beider Bereiche zu berichten, aber auch auf bestimmte Problemlagen zu verweisen.

Das Archiv ist seit 2008 dabei, gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein „digitales Schriftgutverwaltungssystem“ aufzubauen. Dabei gehe es noch längst nicht um ein „papierloses Büro“, meint Roland Deigendesch. Vorläufig sei es schon einmal wichtig, einen digitalen Aktenplan zu haben und damit „Medienbrüche“ zu umgehen. Wenn es zu einem bestimmten Thema normales Schriftgut, verschiedenartige Bilder, aber auch E-Mails und Power-Point-Dateien gebe, dann müsse das alles irgendwie zusammengeführt werden.

Auch mit der Erschließung und Inventarisierung des eigenen Bestands ist das Stadtarchiv beschäftigt. Schließlich droht mittelfristig der Platz in den Magazinen auszugehen. Um also „Luft zu kriegen“, geht es immer wieder darum, Akten auszusortieren und nur das zu behalten, was auch wirklich „archivwürdig“ ist. Ein weiteres Problem ist die Gebäudesubstanz: Sie ist nicht ideal, um die Archivalien bei einem natürlich gleichbleibenden Klima aufbewahren zu können. Also gebe es eine Vielzahl von Elektro- und Wasserleitungen, um künstlich das ideale Raumklima herzustellen, sagt der Stadtarchivar. Allzuviel Technik berge aber eigene Gefahren. So war es ein technischer Defekt, der vor acht Jahren einen Brand im Archiv ausgelöst hatte.

Zur Sicherung der Archivalien setzt Roland Deigendesch nach nie vor auf Mikroverfilmung: „Das ist auch im digitalen Zeitalter noch konkurrenzlos.“ Die Digitalisierung dagegen spiele weniger eine Rolle für die Datensicherung. Vielmehr erleichtere sie den öffentlichen Zugang. So seien die Bestände mittlerweile im Internet präsent, sodass Interessierte bereits von zu Hause aus

bestimmte Unterlagen vorbestellen können. Ansonsten hält Roland Deigendesch bei der Öffentlichkeitsarbeit auch viel von der Kooperation mit Schulen: „Ob GFS oder Geschichtswettbewerb, wir können weiterhelfen.“

Im Museum steht die Öffentlichkeitsarbeit natürlich an ganz zentraler Stelle. In diesem Fall gibt es sogar eine sehr engagierte Öffentlichkeit, die regelmäßig mitarbeitet: die Mitglieder der beiden Arbeitsgemeinschaften Archäologie und Museums­pädagogik. Für die Museums­pädagogik soll in Bälde sogar ein eigener Raum im Kornhaus eingerichtet werden. Dieser Arbeitskreis gestaltet übrigens auch das morgige Museumsfest zwischen 11 und 17 Uhr.

Auch über die eigentliche Museumsarbeit hinaus werde im Kornhaus viel für die Öffentlichkeitsarbeit geleistet, sagt Roland Deigendesch. So bringe die S-Bahn wesentlich mehr Besucher nach Kirchheim als bisher. Und wenn sonntags die Kirchheim-Info geschlossen habe, dann übernehme das Museum fast zwangsläufig dessen Aufgabe, erste Anlaufstelle für Tagestouristen zu sein.

Abgesehen von seinen „normalen“ Aufgaben – Vermittlung und Präsentation – sei auch das Museum derzeit mit Inventarisierung und Digitalisierung befasst. Einerseits seien die Museumsbestände über viele Jahrzehnte hinweg auf sehr unterschiedliche Weise erfasst worden, was es jetzt zusammenzuführen gelte, meint der Stadtarchivar. Andererseits gehe es im Zuge der neuen Haushaltsführung in der Stadt um eine Vermögensbewertung – auch der Museumsbestände und der städtischen Kunstsammlung: „Dazu muss man das in der EDV erfasst haben.“

Eine langfristige Aufgabe bestehe darin, die Dauer-Ausstellung im Museum neu zu gestalten. Denn Museum wie Stadtarchiv wollen auch in Zukunft herausstellen, was Kirchheim an Besonderem und Einzigartigem zu bieten hat. Was die Sonderausstellungen betrifft, so gibt es 2011 einen Höhepunkt: Die Ausstellung „Hofkultur der Renaissance in Italien und Württemberg: Herzogin Barbara Gonzaga“ ist als erste Station nach Stuttgart in Kirchheim zu sehen – an dem Ort also, an dem Württembergs erste Herzogin 1503 bestattet worden war.