Josua Nilkens gehört mit seinem Musikprojekt zu den Finalisten des Ehrenamtspreises
Die Hoffnung in den Herzen der Kinder

„Für Musik begeistern“ – das ist das aktuelle Motto des Ehrenamtspreises „Starke Helfer“. Josua Nilkens aus Holzmaden hat genau das gemacht – für Musik begeistert –, aber nicht in seiner Heimatgemeinde, sondern zehntausend Kilometer entfernt, auf der philippinischen Insel Cebu.

Holzmaden. Josua Nilkens und die Musik gehören eigentlich immer schon zusammen. Die gesamte Familie ist sehr musikalisch, Onkels und Tanten eingeschlossen. Er selbst spielt verschiedene Musikinstrumente. Vor allem aber die Gitarre ist für ihn ein unentbehrlicher Begleiter. Dass er die Gitarre auch auf seiner Reise „einmal um die ganze Welt“ dabei hatte, versteht sich von selbst.

Nach dem Abitur am Schlossgymnasium wollte der Holzmadener ins Ausland, um etwas ganz anderes zu erleben. In seiner Gemeinde in Stuttgart hat er mit einem Ehepaar gesprochen, das vor vielen Jahren ein Missionswerk auf den Philippinen gegründet hatte: CFM (Christian Frontier Ministries). Und so ging es für ihn im Herbst 2010 erstmals auf die Philippinen.

Dazwischen hat Josua Nilkens vor allem Musik gemacht – mit den Kindern und für die Kinder, die er auf Cebu für seine Musik begeistert hat. Dabei waren seine Aufgaben am Anfang noch gar nicht klar festgelegt. „Es sollte ein Sozialpraktikum sein“, sagt er rückblickend über seinen ersten von bislang drei Aufenthalten auf den Philippinen. Weil aber alles ziemlich offen war und er quasi den Vorreiter für nachfolgende Praktikanten aus Deutschland gespielt hat, meint Josua Nilkens: „Ich hätte da auch ein halbes Jahr lang Urlaub machen können. Aber das wollte ich ja nicht. Ich wollte helfen und was bewegen.“ Das Helfen und vor allem das Bewegen hatte er schon während der Schulzeit musikalisch als seinen Wunschtraum ausgegeben, in dem Song „Change the World“, den er mit seiner damaligen Punk-Rock-Band „Existing“ gesungen hat.

Die Welt verändern und ein bisschen besser machen, das war dann selbstverständlich auch Josua Nilkens‘ Idee, als er aufgebrochen ist, um auf Cebu mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. In der Realität war das aber alles andere als einfach. Die entscheidende Frage lautete: Wie verändert man die Welt, wenn man erst einmal an ihrem anderen Ende angekommen ist und keinerlei Vorgaben dazu hat? Josua Nilkens hat lange gerungen, bis sich ihm der richtige Weg durch eine Eingebung offenbart hat.

Bestimmend für diesen Wink von oben war seine Mithilfe bei einem Programm für Kinder, die in der Nähe einer riesigen Müllhalde in Cebu City davon leben, im Müll nach Verwertbarem zu suchen. Für diese Kinder wollte Josua Nilkens unbedingt etwas tun. Mit den Gedanken bei den Kindern, hörte er die charakteristischen „Tansan“-Klänge. Diese Klänge stammen von Rasseln der Marke Eigenbau, bestehend aus Kronkorken, und sie zeigten dem Holzmadener Musiker, dass die Menschen auf Cebu sehr musikalisch sind – vor allem, was das Rhythmusgefühl betrifft.

Die Musik und die Kinder kamen schließlich zusammen: Josua Nilkens schrieb in einer Phase kreativer Inspiration die Texte für mehrere englischsprachige Lieder und vertonte sie. Der Gedanke war, mit den Kindern diese Lieder einzustudieren und anschließend in ein Tonstudio zu gehen. Möglichst vielen Leuten erzählte er von seiner Idee: „Ich hab‘ mich natürlich gefragt: Geht das überhaupt, hier eine CD aufzunehmen? Aber alle waren von Anfang an voll dabei, und so habe ich schnell ein Team gehabt.“

Selbst ein Tonstudio war rasch gefunden. „Es lag in einem Reichenviertel, mit Sicherheitspersonal am Eingang zum Viertel“, erzählt der 21-Jährige. „Für die Kinder war das ein großer Kontrast. In so einem Viertel waren sie vorher noch nie.“ Und natürlich hatten sie auch noch nie unter Anleitung gesungen, mit dem Ziel, eine professionelle Aufnahme zu machen. Josua Nilkens aber konnte die Kinder motivieren und sogar begeistern, sodass manche ganz neue Stärken an sich entdecken konnten. Schüchterne Kinder sangen plötzlich solo, sowohl im Studio als auch bei Auftritten vor Publikum.

Seine Zeit auf den Philippinen reichte gerade, um die CD fertigzustellen. Der Verkaufserfolg hat Josua Nilkens überwältigt. Nicht nur auf den Philippinen, auch in Deutschland verkauft sich „You give me Hope“ weitaus besser als gedacht. Der Titel der CD ist übrigens Programm: „Du gibst mir Hoffnung“ – das gilt auch für die Kinder, mit denen Josua Nilkens gearbeitet hat. „Hilfsprogramme gab es vorher schon, in kleinem Rahmen“, sagt er, „aber es fehlte immer am Geld.“ Jetzt gibt es die Möglichkeit, durch Einnahmen aus der eigenen Produktion Programme zu finanzieren. Dabei geht es zum einen um feste Mahlzeiten für die Kinder und zum anderen um Bildung: „Sie sollen eine Chance bekommen, aus der Armut auszubrechen. Ohne Bildung geht das nicht.“ Das Langzeitziel sei, eine offizielle Schule zu gründen.

Vor wenigen Wochen ist Josua Nilkens von seinem dritten Philippinen-Aufenthalt zurückgekehrt. Er hat dort in nur zehn Tagen ein weiteres Lied mit „seinen“ Kindern aufgenommen. Das hat dem ganzen Projekt einen zusätzlichen Schub verliehen. „Für mich ist es schön zu sehen, dass es jetzt sogar ohne mich weitergeht“, berichtet er. Ein einheimischer Musiker habe sich bereit erklärt, weiter mit den Kindern zu arbeiten, regelmäßig zu proben und auch Auftritte zu organisieren. Somit ist auch eine Liedzeile aus dem Song „Heaven“ („Himmel“) zum Programm geworden. „So we will sing about the hope that is within our hearts“, heißt es da – auf Deutsch: „So werden wir über die Hoffnung singen, die in unseren Herzen ist“.

Wer sich für die CD interessiert oder das Projekt unterstützen möchte, findet alle wichtigen Informationen dazu im Internet unter www.yougivemehope.com.