„Das große Lalula“ inspirierte Jugendliche der Ziegelhütte zu einem ungewöhnlichen Theaterabend
Die Körpersprache gibt den Ton an

„Bifzi, bafzi, hulalemi: quasti basti bo . . .“. Nein, zu verstehen ist dieser sinnfreie Text aus der Feder von Christian Morgenstern kaum. Sechs Jugendliche der Jugenhilfe-Einrichtung Ziegelhütte in Ochsenwang haben es in einem einmaligen Theaterprojekt dennoch geschafft, dass das Publikum alles verstanden hat.

Bissingen. „Sie werden nichts verstehen“, versprach Projektleiter Jens-Peter Wagler zum Auftakt des Abends in der Theaterscheune der Ziegelhütte. Und doch sollte er am Ende des kurzweiligen wie humorvollen Theaterstücks Unrecht behalten. Denn nicht Sprache war das Element der Verständigung an diesem Abend – es war die Körpersprache, die den Ton angab. Sie karikierte, zog ins Lächerliche, rührte an und verspottete.

Kenner meinen, dass sich hinter Christian Morgensterns „Großer Lalula“ eine Schachpartie verbirgt. Beim Theaterprojekt der sechs Hauptschüler allerdings war die scheinbar sinnfreie Sprache Medium zum Spiel – der Schauspieler übersetzte sie mit seinem Spiel.

Die Ideen dazu stammen zum großen Teil von den Jugendlichen selbst. Rund viereinhalb Wochen Arbeit haben sie, unterstützt von Jens-Peter Wagler und Anke Ruwwe, in die Ausarbeitung investiert. Schlaglichtartig öffnete das Bühnenlicht dem Publikum den Blick in die Szenen – in ein Fußballmatch im Stadion, zu aufblasbaren Polizisten bei der Arbeit oder in den Salon eines schwulen Friseurs.

Von Selbsterlebtem haben sich die jungen Darsteller inspirieren lassen. Und von aktuellen Themen. Stutt­gart 21 durfte da nicht fehlen: Genüsslich schubste ein Befürworter Bauklötzchen vom Tisch und verhöhnte die Gegner, um schließlich am Grab eines toten Demonstranten ins Selbige hinabgerissen zu werden. All das drückten die Schauspieler mit 46 Worten aus dem Morgensternschen Galgenlied aus.

Für die Jugendlichen war die Projektarbeit an dem Stück zugleich der Abschluss ihrer Hauptschulzeit. Anders als in den Vorjahren verzichtete Jens-Peter Wagler in diesem Jahr auf eine Präsentation und ging stattdessen mit dem Ensemble auf eine Gastspielreise. Für die Jugendlichen war das jedoch gar nicht so einfach, wie es sich anhört. „Sie mussten sich immer wieder auf neue Situationen, ein neues Publikum und andere Bühnen einstellen“, erklärte Jens-Peter Wagler.

Geschafft haben das die sechs Jungs aber mit Bravour. Und selbst durch einen Lachanfall ließen sie sich nicht aus der Fasson bringen – souverän brachten sie die Szene zu Ende. Da kann man zum Schluss nur sagen: „Lalula“.