Hitzige Diskussion im Dettinger Gemeinderat – Sitzungssaal war proppenvoll
Die Kita Regenbogen bleibt im Ort

Vielen Dettinger Eltern dürfte ein Stein vom Herzen fallen: Der Kindergarten Regenbogen bleibt an seinem jetzigen Standort in der Ortsmitte. Der Gemeinderat beendete mit dieser Entscheidung ein zähes Ringen und eine emotionsgeladene Diskussion.

Dettingen. Proppenvoll war der Sitzungssaal des Dettinger Rathauses bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend: Zahlreiche Eltern waren gekommen, um die Diskussion über die Zukunft des Kindergartens Regenbogen zu verfolgen. Schon zwei Mal war in den Wochen zuvor im Ratsrund über das Thema abgestimmt worden – doch ohne Ergebnis: In beiden Fällen gab es eine Pattsituation, weil je ein Gemeinderat fehlte. Beides Mal sprachen sich sieben Gemeinderats-Mitglieder für einen Neubau des Kindergartens Regenbogen in den Unteren Wiesen aus, und weitere sieben favorisierten einen Umbau an der Hinteren Straße (wir berichteten).

Am Montagabend stand das Thema erneut auf der Tagesordnung, und wieder war ein Mitglied im Ratsrund entschuldigt. Ein erneutes Unentschieden war deshalb zu befürchten. Doch es kam anders.

„Vier Schreiben sind seit der letzten Gemeinderatssitzung bei uns eingegangen“, informierte Bürgermeister Rainer Haußmann. Darin richteten sich Eltern an die Gemeinderatsmitglieder und baten sie inständig darum, den Kindergarten im Ort zu lassen und ihn nicht in den Unteren Wiesen jenseits der Bundesstraße neu zu bauen. Der Rathauschef wunderte sich darüber, dass in den vergangenen Wochen nur über zwei Varianten diskutiert wurde. Eine dritte Option, nämlich der Neubau am jetzigen Standort an der Hinteren Straße, stand – „warum auch immer“ – nicht zur Debatte. Und das, obwohl sie ebenfalls untersucht worden sei. Die Kosten für diese Lösung würden 3,1 Millionen Euro betragen und damit um eine Million Euro höher ausfallen als die Kosten für einen Umbau. Für den Neubau in den Unteren Wiesen müsste die Gemeinde hingegen 3,8 Millionen Euro investieren.

Andreas Hummel von der CDU/Freie Wählervereinigung zeigte sich „amüsiert“ darüber, dass in einem Schreiben der Eltern ein „Kinderwagenstau“ in der Unterführung unter der Bundesstraße prognostiziert wurde, sollte sich der Kindergarten Regenbogen jenseits der Bundesstraße befinden. Auch über die Aussage, dass die Kindergartenkinder dann in der Unterführung auf „die gemeinen Hauptschüler“ treffen würden, konnte Andreas Hummel nur den Kopf schütteln. Betroffen machte ihn allerdings die Behauptung eines Vaters, der Gemeinderat würde destruktiv mit dem Thema umgehen. „Wenn man uns etwas vorwerfen kann, dann vielleicht, dass ein kleiner Machtkampf entstanden ist. Das ist schlecht und dient nicht der Sache“, räumte der Gemeinderat ein, der sich gegen einen Umbau des bestehenden Kindergarten-Gebäudes aussprach. „Wir alle haben unsere Meinung aber fundiert erarbeitet. Niemand ist verbohrt.“

Andreas Hummel plädierte dafür, „die Entscheidung auf eine solidere Basis zu stellen“ und das Thema deshalb zu vertagen. „Eine Entscheidung sollte mit eindeutiger und nicht mit dünner Mehrheit getroffen werden.“ „Was sollte sich denn ändern, das wir heute Abend nicht besprechen könnten?“, fragte Bürgermeister Haußmann und erhielt daraufhin Applaus aus den Zuhörerreihen. Auch viele Gemeinderäte hielten nichts davon, die Entscheidung zu vertagen. Sie wollten, ebenso wie die Eltern, endlich Klarheit.

„Wir sollten uns ernsthaft Gedanken über einen Neubau an der Hinteren Straße machen“, betonte Hermann Pölkow von der SPD. Schon in den vergangenen Sitzungen hatte er sich gegen einen Umbau des bestehenden, über 50 Jahre alten Gebäudes ausgesprochen. „Viele, die gegen eine Sanierung gestimmt haben, haben dies nicht wegen des Standorts getan – sondern weil es 2,1 Millionen Euro kosten würde, den alten Kruscht aufzuhübschen“, fand der Architekt deutliche Worte. Es gehe keineswegs um einen Prestigebau; viel wichtiger sei es vielmehr, ein funktionales Gebäude zu errichten, das wieder 50 Jahre Bestand hat. Zur Finanzierung der Mehrkosten von einer Million Euro brachte Pölkow den Verkauf des gemeindeeigenen Grundstücks an der Kirchheimer Straße 31 ins Spiel. Kämmerer Jörg Neubauer gab jedoch zu bedenken, dass diese Grundstückserlöse bereits verplant seien. „Mein Herzblut schlägt für einen Neubau an der Hinteren Straße, aber es ist eine Frage der Finanzierung. Wir sollten auf jeden Cent achten, den wir ausgeben“, meinte Roland Sigel von der CDU/Freie Wählervereinigung.

Bürgermeister Haußmann rief ins Gedächtnis, dass der Gemeinderat vor drei Jahren beschlossen hatte, in das bestehende Kindergartengebäude neue Fenster und eine neue Haustür einzubauen. „Und jetzt will man das Haus plötzlich abreißen? Damit habe ich ein Problem.“ Dr. Werner Hack von der Freien Wählergemeinschaft, einer der Neubau-Befürworter, erinnerte anschließend daran, dass die Gemeinderäte Vertreter der Bürger seien. „Es scheint der Wille der Bevölkerung zu sein, dass der Kindergarten im Ort bleibt.“ Deshalb sei die Variante Neubau an der Hinteren Straße eine gute Alternative. Ein Neubau sei, unabhängig vom Standort, besser und effektiver. Hack nannte hier das Stichwort Energieeinsparung. „Um später bei den laufenden Kosten sparen zu können, müssen wir eben zuerst investieren.“

Die Zuhörer im Saal jedoch sahen dies anders: Sie applaudierten erneut, als der Gemeinderat bei der Abstimmung (siehe Kasten) schließlich für den Umbau votierte.