Bisher galten die Infektionszahlen im Landkreis Esslingen für Kirchheims Basketballer als größtes Hindernis auf dem Weg zu einem regulären Saisonstart. Das Auftakt-Heimspiel am Samstag gegen Jena wurde deshalb schon vorgestern aufs folgende spielfreie Wochenende verschoben. Jetzt zeigt sich: An Basketball ist auch in der kommenden Woche bei den Knights nicht zu denken - und zwar generell.
Nach zwei positiven Corona-Tests in der Mannschaft ruht seit Dienstag auch der Trainingsbetrieb. Die Mannschaft steht bis auf Weiteres unter Quarantäne. Man stehe im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt, das über alle weiteren Schritte zu entscheiden habe, heißt es. Die Proben waren bereits am Donnerstag im Rahmen der sogenannten Initialtests genommen worden, die die Liga vor dem Saisonstart vorschreibt. Sämtliche Mannschaften in der Pro A müssen sich im Zeitraum von zehn Tagen vor Rundenbeginn zwei unabhängigen Tests unterziehen, die nicht weiter als fünf Tage auseinander liegen dürfen. Bei den Knights wurde laut Geschäftsführer Chris Schmidt bereits zuvor auf freiwilliger Basis getestet. Dabei seien alle Tests negativ ausgefallen. „Weil unser strenges Hygienekonzept im Training funktioniert, sind Mitarbeiter und Trainer nicht betroffen,“ sagt Schmidt.
Was heißt das nun für den Einstieg in die neue Saison, die schon morgen Abend mit dem Auftaktspiel der Heidelberger Academics in Trier beginnt? Das wird davon abhängen, wie lange die Quarantäne gilt und was weitere Tests ergeben. Man stehe zurzeit in Verhandlungen mit der Liga, um auch den zweiten Termin für das Jena-Spiel zu verlegen, womöglich sogar die erste Auswärtsbegegnung am 31. Oktober in Bremerhaven, berichtet Schmidt. „Je nachdem, wie lange das Ganze dauert, wird ein vernünftiges Training davor kaum möglich sein.“ Damit wachse auch das Verletzungsrisiko für die Spieler.
Kirchheim bisher einzige Absage
Bei der zweiten Liga in Köln teilt man die Sorge und zeigt Verständnis. Nach einer Quarantäne müsse Mannschaften die Möglichkeit gegeben werden, angemessen zu trainieren, bevor sie wieder ins Spielgeschehen eingreifen, sagt Liga-Geschäftsführer Christian Krings. Er setzt bei Spielverlegungen auf Einvernehmen. „Bisher war der Umgang der Klubs untereinander immer von Fairness geprägt“, sagt er. „Das wird hoffentlich auch so bleiben.“
Außer von Kirchheimer Seite waren der Liga bis gestern keine weiteren Spielabsagen für das bevorstehende Wochenende bekannt. Das kann sich stündlich ändern. Neben Kirchheim gelten auch die Pro A-Standorte in Hagen und Leverkusen als Corona-Hotspots. Beide Mannschaften treffen am Samstag in der Leverkusener Ostermann-Arena aufeinander - ohne Zuschauer. In Nürnberg und Tübingen ist zumindest die Vorwarnstufe überschritten. Tübingen ist zum Auftakt ohnehin spielfrei. Nürnberg empfängt das Team der Ehinger Urspringschule.
Geisterspiele, die die Liga im Sommer noch kategorisch ausgeschlossen hat, sind mancherorts also längst Gewissheit. Nicht nur für die Knights bedeutet das wirtschaftlich eine Katastrophe, weil daran nicht nur Einnahmen aus dem Ticketverkauf, sondern auch Sponsorenverträge hängen. Liga-Boss Christian Krings lässt durchblicken, dass man prüfen müsse, wie man die Klubs unterstützen könnte, sollten Zuschauer für längere Zeit ausgeschlossen bleiben. „Wir wollen in diesem schwierigen Jahr keinen aus wirtschaftlichen Gründen verlieren,“ sagt er.
Auf die Kirchheimer Mannschaft warten nun zermürbende Tage des Wartens. Fitness-Coach Tobias Unger hat für zuhause ein Online-Trainingsprogramm für jeden Spieler zusammengestellt. Ob das als Mittel gegen den Lagerkoller reicht, ist fraglich. Auch in Spielerkreisen nehmen die Bedenken zu. Jenas neu verpflichteter Spielmacher Zavier Simpson hat sich nach Ablauf der Quarantäne nach seiner Einreise direkt wieder auf den Rückweg in die USA gemacht. Bereits die erste Phase der Pandemie im Frühjahr hatte zu einer Rückreisewelle von US-Spielern geführt. Aus Angst vor Grenzschließungen und strengen Quarantäneregeln. Es ist eine Zeit, die bei allen Beteiligten an den Nerven zerrt. Was Christoph Schmidt am meisten beunruhigt: „Wir wissen alle nicht, was noch kommt.“