Zuversichtlichen Prognosen folgen spitze Kommentare der „Bronnweiler Weiber“
Die Konjunktur nimmt langsam Fahrt auf

Mitgliederversammlungen müssen keine trockene Pflichtübung, sondern können bei entsprechender Gestaltung auch kurzweilig und sehr vergnüglich sein. Wie man den Weg dafür frei macht, zeigte die Volksbank Kirchheim-Nürtingen in der Stadthalle mithilfe der legendären „Bronnweiler Weiber“.

Kirchheim. Bevor die für ihren derben und deftigen Spott bekannten Brachialhumoristinnen Friedel Kehrer und Märy Lutz auf die voll besetzte Stadthalle losgelassen wurden – und mit ihrer Häme auch die beiden Vorstandsvorsitzenden nicht aussparten – zeigten Wolfgang Mauch und Harald Kuhn zunächst auf, was sie antreibt, den erfolgreich eingeschlagenen Kurs fortzuführen.

Erfreut darüber, dass die Mitgliederversammlung sehr rasch ausgebucht war, spielten sie sich vor vollen Rängen souverän die Bälle zu und sammelten bei ihrem Heimspiel mit Power-Point-Präsentation wertvolle Punkte. Begeisterte Zustimmung und Applaus auf offener Szene bekamen dann aber erst die beiden bissigen Humorberserker aus Bronnweil.

Vor dem Hintergrund der ersten aufgelegten Folien zum globalen „Wachstum auf hohem Niveau“ oder der „Wirtschaftlichen Lage in Europa und Deutschland“ zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Harald Kuhn trotz „weltweiter Schwächephase“ und „eingetrübter Stimmung von Unternehmen und Haushalten“ überzeugt, dass sich im Verlauf des kommenden Jahres die deutsche Konjunktur wieder etwas beleben, die Lage im Europaraum sich entspannen und die Weltwirtschaft wieder etwas Fahrt aufnehmen werde.

Wie die Lage im eigenen Haus aussieht, untermauerte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Mauch mit aussagekräftigen Zahlen. Da die Nachfrage nach gewerblichen Krediten als auch für den Wohnungsbau weiter gewachsen sei, hätten sich bis Ende September 2012 die Kundenkredite mit 1 079 Millionen Euro gegenüber 2011 um 3,6 Prozent erhöht. Die Kundeneinlagen wuchsen um 1,4 Prozent auf 1 235 Millionen und die Bilanzsumme stieg um 5 Prozent auf aktuell rund 1,6 Milliarden Euro an.

Gute Noten gab ein Marktforschungsinstitut der Volksbank auch für Service und Kundenzufriedenheit und bewertete sie als Branchensieger im Nürtinger wie im Kirchheimer Kundenspiegel jeweils mit einem ersten Platz.

Als Arbeitgeber eines fast 400 Personen starken Mitarbeiter-Teams, das in der Region lebt und sich in vielfältiger Weise in Vereinen und kirchlichen und sozialen Organisationen engagiert, übernimmt die Volksbank Verantwortung für Menschen und ihr direktes Umfeld. Als Beispiele der vielen unterstützten Projekte wurden die Dachsanierung der Martinskirche, die Arbeit der Diakoniestation des Deutschen Roten Kreuzes, die Kooperation mit der Volkshochschule oder die Unterstützung der Teck­boten-Weihnachtsaktion „Gemeinsam für eine gute Sache“ genannt.

Während Aktiengesellschaften vorrangig das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgen würden und deren Aktionäre nicht zwingend auch Kunden der Bank seien, stehe bei der Volksbank jedes einzelne Mitglied auch als Kunde im Mittelpunkt. Harald Kuhn nutzte die günstige Gelegenheit, auf die Vertreterwahl vom 26.  bis 30. November aufmerksam zu machen, die erstmals vorwiegend als Online-Wahl auf der Homepage der Bank stattfinden soll.

Aus aktuellem Anlass setzten sich Harald Kuhn und Wolfgang Mauch mit der Bedeutung leistungsfähiger Sicherungssysteme auseinander, die im Fall der Genossenschaftsbanken selbst finanziert und damit weit über das europäische Mindestniveau hi­nausgehen würden. Seit Gründung des über den Einlagenschutz hinausreichenden Institutsschutzes vor 75  Jahre habe noch kein Kunde einer Genossenschaftsbank in Deutschland seine Einlagen oder Zinsen verloren, lautete die von den Mitgliedern gerne vernommene Botschaft.

Der von der Europäischen Währungsunion geplanten einheitlichen Aufsicht über alle 6 000 Banken stehen sie daher sehr kritisch gegenüber. Das würde bedeuten, dass bewährte regional tätige Banken künftig nach denselben Richtlinien überwacht würden wie „global player“ und damit auch für Schäden von risikoreichen europäischen Groß- und Investmentbanken herangezogen würden.

Gemeinsam mit dem Leiter des Privatkundengeschäfts, Roland Lieb­rich, befassten sich Wolfgang Mauch und Harald Kuhn anschließend mit verschiedenen konkreten Fragen der versammelten Mitgliederrunde. Dann gaben sie endgültig die Bühne frei für zwei Bühnenlegenden, bei deren brandgefährlichem Sinn für Humor keinerlei Sicherungssysteme greifen.

Eine nur kurz hustende „Städterin“ weckte unfreiwillig das Interesse der vom Land kommenden Kult-Kabarettistinnen, die sich schnell auf Hochsprachler, Banker und vor allem „Schduagader“ eingeschossen hatten. Ihr „Lieblingsopfer“ hatten sie schnell gefunden, denn es verband alle erbarmungslos verzerrten „Feindbilder“ der beiden polarisierenden Bühnenfiguren in sich. In Nürtingen arbeitend und in Stuttgart wohnend, saß der „im Kreditwesen“ tätige Besucher auch noch in der ersten Reihe der Kirchheimer Stadthalle – und das ohne schützende direkte Nebensitzer links und rechts. Dem dominanten Damen-Duo hilflos ausgeliefert, machte er aber eine möglichst gute Miene zum nicht immer fairen Spiel.

Auch die beiden Vorstandsvorsitzenden, die zuvor noch eine gute Figur gemacht hatten, mussten sich dafür rechtfertigen, dass sie den „Bronnweiler Weibern“ auf der Bühne nur Wasser angeboten hatten. Schließlich wollten die ja nicht baden sondern etwas trinken. Wer von den beiden Bankern denn nun „der Badener“ und wer „der Franke“ ist, war den ungemein neugierigen und zudem sehr musikalischen Tratschbasen vom Land dann aber schnell wieder egal.

Mit viel Applaus und zwei eher städtische Herkunft verratenden Blumengebinden ließen sich die herben Humoristinnen zu einer Zugabe überreden – vermutlich aber nur, damit die „ausgehungerten Besucher“ noch etwas länger darben und auf die im Foyer vorbereiteten und vollmundig angekündigten Catering-Köstlichkeiten warten mussten . . .