Teckboten-Leser wandern mit dem Schwäbischen Albverein um die Teck
Die Liebe zur Wilden Möhre

Was gibt es Schöneres, als sich nach einem langen Bürotag die Beine zu vertreten und ein kühles Radler zu genießen. Zu einer solchen Feierabend-Wanderung hat der Teckbote seine Leser eingeladen, gemeinsam mit Dinkelacker und dem ­Schwäbischen Albverein.

Antje Dörr

Owen. Auf dem Parkplatz am Hörnle leuchtet verheißungsvoll das quietschgelbe Dinkelacker Partymobil. Bevor sich die Wanderer an Würstchen, Bier und Apfelschorle laben können, geht es aber erst einmal auf die Heide hinaus. Neues im Altbekannten entdecken, könnte diese erste Feierabend-Wanderung überschrieben sein, die der Teckbote mit dem Schwäbischen Albverein und Dinkelacker für seine Leser veranstaltet. „Wir wollen heute nicht auf ausgedappten Pfaden gehen“, sagt Wanderführer Reinhard Wolf, der in seiner Freizeit das Amt des Vizepräsidenten im Schwäbischen Albverein bekleidet.

Während die 20 Wanderer durch hohes Gras auf die Heide hinausstapfen, bückt Reinhard Wolf sich immer wieder und rupft Pflänzchen aus der Erde. 490 Pflanzenarten gebe es im Naturschutzgebiet Teck, erzählt er. Am auffallendsten sei aktuell die Wilde Möhre, die in der Hochsommerblütezeit die Wiesen übersät. „Für Insekten ist die Wilde Möhre sehr wichtig. Der Schwalbenschwanz legt darauf seine Eier ab“, sagt er und ergänzt: „Jeder Schmetterling hat eine Vorliebe.“ Der Schwalbenschwanz liebt offenbar die Wilde Möhre.

Magenkranke Schafe schlagen beim Grasen zwei Fliegen mit einer Klappe, erzählt Reinhard Wolf: Die Schafgarbe hilft nämlich Mensch und Tier, wenn es im Bauch rumpelt. Beliebt ist auch der würzige Thymian, dessen Duft dem Spaziergänger sofort in die Nase steigt. „Man sagt nicht umsonst, dass ein Lammbraten von der Heide sich selbst würzt“, erzählt Reinhard Wolf. Die Wolfsmilch hingegen wird von Schafen verschmäht. „Wenn hier beweidet wird, stehen am Ende nur noch die Silberdisteln und die Wolfsmilch – die eine, weil sie das Schafsmaul verstupft, die andere wegen ihres bitteren Geschmacks.“

Von der Heide geht es weiter an den Waldrand des Teckbergs. Hier stehen viele stattliche Buchen. Reinhard Wolf bleibt neben einer stehen. „Schätzen Sie mal, wie alt die ist“, sagt der Wanderführer und klopft auf ihre silbrige Rinde. „80 Jahre“, ruft ein Leser, „180 Jahre“, ein anderer. „Damit kommen Sie dem Ganzen schon näher“, sagt Reinhard Wolf. Geschätzte 220 Jahre hat dieses Exemplar auf dem Buckel, etwa 350 Jahre kann sie noch werden. Sollte der Klimawandel wie prognostiziert voranschreiten, dürfte der Baum jedoch schon früher in die Knie gehen. „Die Buchen sind von der Temperatur her an ihrer Obergrenze“, sagt Reinhard Wolf.

Weiter geht es am Waldrand entlang zu einer Linden-Allee. Die Alleen stammen aus der Zeit um 1890 bis 1900. Um den Nachfahren den Aufstieg auf den Teckberg zu verschönern, habe man diese Bäume gepflanzt. „Pfeifendeckel, heute fährt man auf die Teck“, sagt Reinhard Wolf. Durch die Allee laufen höchstens noch Wanderer und Spaziergänger.

Die Wanderer verlassen den Teck­berg und laufen hinüber zum Hohenbohl. „Der Hohenbohl und das Hörnle sind zwei der größten Ausbruchstellen des Schwäbischen Vulkans, der vor 17 bis 18 Millionen Jahren ausgebrochen ist“, erzählt Reinhard Wolf. Steinerne Zeugen dieses Ausbruchs findet man dort noch heute: Vulkangestein mit dem unaussprechlichen Namen Nephelin-Melilitith. „Merken Sie sich das, dann haben Sie beim nächsten Spaziergang was zum Brillieren“, sagt Reinhard Wolf.

Auf dem Weg zurück zum Hörnle haben die Wanderer einen guten Blick auf die Teck. Reinhard Wolf berichtet von Sanierungskosten, die der Schwäbische Albverein stemmen muss. Auch der Zugang zum Sibyllenloch muss demnächst gerichtet werden. „Dank der Hilfe der Firma Dinkelacker können wir das nun angehen“, sagt Reinhard Wolf. Dinkelacker ist ein gutes Stichwort. Nach der vielen Bewegung heißt es nun: Prost!