Kirchheim. „Die Saison war bescheiden“, resümiert Alfred Krause, Betriebsleiter und leitender Schwimmmeister des Kirchheimer Freibads. Zwar sei sie im Mai recht gut angelaufen, doch das wechselhafte Wetter hätte viele Badegäste vergrault. „Mal war es bombig heiß, dann ging die Temperatur wieder innerhalb eines Tages um zehn Grad runter und es gab heftige Schauer – das schreckt die Leute natürlich ab“, weiß Alfred Krause. Vor allem der Juli hat sich von seiner schlechten Seite gezeigt. Damals befürchtete der Schwimmmeister gar, dass die 100 000-Besucher-Marke nicht geknackt werden kann. Gerettet hat die Freibadverantwortlichen dann aber die Hitzephase im August: „Da sind die Besucherzahlen nochmal nach oben geschnellt.“ Am 25. August passierte dann die 100 000. Besucherin der Freibadsaison 2011 das Drehkreuz – „so spät wie noch nie, seit ich im Kirchheimer Freibad bin“, konstatiert Alfred Krause. „Normalerweise kommt der 100 000. Besucher schon im Juli.“
Insgesamt stürzten sich heuer 116 000 Badegäste in die Fluten des Kirchheimer Freibads. Zum Vergleich: In der Saison 2010, die ebenfalls recht durchwachsen ausfiel, waren es 125 000. Die beste Saison erlebte das Freibad der Teckstadt im Jahrhundertsommer 2003 – damals verschafften sich 250 000 Besucher Abkühlung.
Von einer sehr schlechten und enttäuschenden Saison spricht auch Michael Holz, Betreiber der Gaststätte „Hutteninsel“ und damit auch Pächter der Kioske im Freibad. „Was gefehlt hat, war einfach ein konstant gutes Wetter“, erklärt er. „Teilweise hatten wir an einem Tag nur vier oder neun Euro Umsatz. Das ist ein absolutes Draufzahlgeschäft.“ Bei schlechtem Wetter war der kleine Kiosk am Planschbecken deshalb des Öfteren geschlossen – was sogleich für Beschwerden mancher Badegäste sorgte. „Wir hatten aber immer dann geöffnet, wenn viele Leute da waren“, unterstreicht Michael Holz, räumt gleichzeitig aber auch einen Fehler ein: In der Mittagspause sei der große Kiosk ab und an geschlossen gewesen – in dieser Zeit hätte man ein Schild aufstellen und darauf hinweisen sollen. „Das machen wir nächstes Jahr auf jeden Fall.“
Für die Saison 2011 gibt es aber längst nicht nur Negatives zu berichten. „Trotz des wechselhaften Wetters konnten wir die Wassertemperatur konstant halten. Das ist vielen Badegästen positiv aufgefallen – genauso wie die gute Wasserqualität“, betont Alfred Krause. Während im vergangenen Jahr die Wärmepumpe manchmal über Nacht ausgefallen sei und dadurch die Wassertemperatur geschwankt habe, „hat uns die Pumpe dieses Mal nicht im Stich gelassen“. So blieb das Wasser im Nichtschwimmerbecken konstant bei 25 Grad, im Schwimmerbereich bei 23 Grad und im Planschbecken bei 26 Grad. Gut angekommen seien darüber hinaus die erweiterten Öffnungszeiten, fügt Gunnar Brenner vom Amt für Bildung, Kultur und Sport hinzu. Von Mai bis August konnten die Badegäste heuer erstmals bis 20.30 Uhr ihre Bahnen ziehen. Erfreulich sei außerdem, dass sich keine größeren Unfälle ereignet haben, sagt Alfred Krause. „Es gab zum Glück nur Kleinigkeiten, wie zum Beispiel Aufschürfungen.“
Wunschlos glücklich sind die Freibadbesucher dennoch nicht: Viele würden es begrüßen, wenn der Startschuss für die Saison nächstes Jahr früher fiele – vor allem jetzt, da die Kirchheimer auf ihr Hallenbad verzichten müssen. „Es war schade, dass das Freibad dieses Jahr erst am 15. Mai geöffnet hat. Viele Bäder in der näheren Umgebung hatten schon zwei Wochen früher auf“, gibt Saisonkartenbesitzerin Claudia Dyhr aus Kirchheim zu bedenken. „Im April hatte es zum Teil schon 30 Grad. Es wäre toll, wenn sich das Kirchheimer Bad daran anpassen würde“, meint Jennifer Bogsch aus Kirchheim, die mit ihrer Tochter Leonie gerne das Freibad der Teckstadt ansteuert.
Auf der Wunschliste der Badegäste steht zudem ein weiterer Punkt: Die Duschen und WC-Anlagen sollten dringend saniert werden, findet Saisonkartenbesitzer Peter Frey aus Kirchheim. „Jetzt, wo wir kein Hallenbad mehr haben, könnte man doch hier investieren“, fügt seine Frau Rosemarie hinzu.
Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker will beide Wünsche der Schwimmer erfüllen: „Nächstes Jahr kommt die Freibad-Sanierung“, verspricht die Rathauschefin. Bei der Eröffnung der Freibadsaison sei man bisher vom Hallenbad abhängig gewesen. Denn das Personal war nach der Wintersaison noch einige Zeit im Hallenbad beschäftigt. „Jetzt können wir es aber personell umsetzen, dass das Freibad früher öffnet. Für nächstes Jahr ist der 1. Mai anvisiert.“
Die Beschwerden der Badegäste, die sich über die Freibadkioske ärgerten, kann Angelika Matt-Heidecker übrigens nicht nachvollziehen: „In Afrika verhungern die Menschen. Und bei uns bricht eine Welt zusammen, wenn man mal kein Eis bekommt.“