Kirchheim. Wie groß das Interesse am Wohnen in Kirchheim ist, zeigte der Zulauf, den die Veranstaltung im Alten Gemeindehaus erhielt. Die Sitzplätze füllten sich rasch. „Es ist inzwischen ein emotional besetztes Thema, das viele Leute umtreibt“, erklärte Stadtrat Wilfried Veeser, Erster Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Kirchheim-Dettingen und Moderator des Abends. Dass Kirchheim eine begehrte Wohngegend ist, konnten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion nur bestätigen: die schöne Innenstadt, die gute Infrastruktur mit Anschluss an die S-Bahn, die Nähe zum Flughafen – nur eine Auswahl der Gründe, warum Menschen sich hier ansiedeln möchten.
Die Erfüllung des Wohnbedürfnisses sei in Kirchheim aber schwierig. „Die Stadt ist Opfer ihrer Attraktivität“, erklärte Hans-Peter Birkenmaier von Wohnbau Birkenmaier in Dettingen. Friedrich Lebküchner, Leiter der Abteilung Baufinanzierung und Immobilien der Volksbank Kirchheim-Nürtingen, bestätigte: Es gebe viel mehr Nachfrage, als derzeit an Miet- und Eigentumswohnungen oder Häusern zur Verfügung stehen – und immer mehr Menschen drängen auf den Wohnungsmarkt. Hinzu kommen die im Vergleich zu Nachbargemeinden wie Dettingen oder Weilheim eher schleppende Erschließung von Bauflächen, Erschwernisse durch die Normen des Baurechts sowie die durch die Nachfrage stetig steigende Preisentwicklung.
Der Markt habe sich gewandelt: „Noch vor sechs Jahren herrschte eine völlig andere Situation“, stellte Bernd Weiler, Vorstandssprecher der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen fest. „Wer sich nur fünf Euro pro Quadratmeter zur Miete oder 2 000 Euro pro Quadratmeter im Eigentum leisten kann – für den ist der Markt heute schlichtweg nicht da.“ Das Preisniveau werde womöglich weiter steigen, prophezeite Gregor Küstermann, Zweiter Vorsitzender des Vereins Haus und Grund sowie Mitglied im Gutachterausschuss für bebaute und unbebaute Grundstücke der Stadt Kirchheim.
Wie hoch die Nachfrage nach Eigenheimen ist, zeige etwa das Baugebiet Ötlinger Halde, wo es auf 15 Bauplätze über 80 Bewerber gab. „Ich bin trotzdem kein Fan von Neubaugebieten. In Ötlingen wird gebaut, während in der Stuttgarter Straße Gebäude verfallen“, meinte Birkenmaier. Er sieht großes Potenzial in der Innenverdichtung und blickt mit Interesse auf die künftigen Entwicklungen im Nanz-Areal, erkennt aber auch Möglichkeiten im Bereich des alten Hallenbads, des Güterbahnhofs oder dem Otto-Ficker-Gelände.
Küstermann befürwortete die örtliche Verdichtung, würde aber gerne weitere Bauflächen im Außenbereich sehen. Weiler wünschte sich von der Stadt Kirchheim in diesem Zusammenhang vor allem verlässliche Bebauungspläne und einen engeren Kontakt zu den Akteuren am Wohnungsmarkt, die dort Konzepte entwickeln oder realisieren möchten. Dazu gehöre auch eine bessere Willkommenskultur auf dem Bauamt. „Andere Gemeinden haben Kirchheim in dieser Hinsicht etwas voraus – Dettingen, Weilheim, Bad Boll“, zählte Birkenmaier auf.
Die Zukunft sehen die vier Fachmänner mit gemischten Gefühlen. „Es gerät allmählich Bewegung in den statischen Markt“, stellte Lebküchner erfreut fest. Trotz aller Normen und Auflagen werde immer noch gerne gebaut, wenn sich die Möglichkeit biete, so Birkenmaier. Weiler sieht gerade für junge Familien Chancen im Landeswohnraum-Förderprogramm, mit einem zinsverbilligten Darlehen in die eigenen vier Wände zu kommen. Dennoch: Kirchheim müsse bestehende Möglichkeiten ausschöpfen, um in der Wohnraumfrage nicht ins Hintertreffen zu geraten, so die Experten. Dann bleibt Kirchheim auch in Zukunft ein attraktiver Wohnort für alle Generationen.