Es ist ein Trost, wenn auch nur ein schwacher: In der momentanen Form und Besetzung wäre Bremerhaven vermutlich auch in der BBL für viele Mannschaften ein ernstzunehmender Gegner. Insofern ist das Team von Michael Mai in einem Punkt schon dort, wo es eigentlich erst hin will. Souveräner geht zurzeit keine andere Mannschaft in der Pro A zu Werke. Bärig war daher am Samstag nicht nur die Charity-Aktion der Knights (siehe Info), sondern auch die Gratis-Lektion beim 97:73 der Eisbären für sichtlich beeindruckte Kirchheimer. Selbst ein erfahrener Headcoach wie Igor Perovic musste zugeben: „Dass Bremerhaven kurz nach dem Heidelbergspiel mit soviel Energie hier auftritt, hätte ich nicht erwartet.“
Am Samstag gab‘s also definitiv nichts zu holen, auch wenn Geschäfsführer Chris Schmidt prophezeit: „Wenn wir unsere Chancen im ersten Viertel genutzt hätten, wäre es ein anderes Spiel geworden.“ So blieb den Rittern der zehnte Heimsieg in Serie verwehrt, und Jogi Löws Kickern die alleinige Ehre, an diesem Wochenende ein Heimspiel in schwarzen Auswärtstrikots zu gewinnen. Weil Bremerhaven ohne Ersatz-Leibchen angereist war, blieb das gewohnte Gelb bei den Knights im Schrank.
Trotzdem gilt weiterhin: Ein Sieg aus den beiden letzten Spielen gegen Leverkusen und Karlsruhe würde den Rittern zum Einzug in die Play-offs genügen. Verliert Verfolger Trier am Donnerstag zuhause gegen Rostock, ist das Thema schon vorzeitig durch. Die Trierer sind inzwischen alleiniger Konkkurrent um Platz acht, nachdem Karlsruhe aus dem Rennen ist. Die Badener sind aus Quarantänegründen fünf Spiele in Rückstand, so viele wie kein anderes Team. Theoretische Chancen hätten nur dann noch bestanden, sofern die Lions alle sieben noch ausstehenden Partien gewonnen hätten. Sieben Spiele in knapp zwei Wochen zu absolvieren, ist aus Termingründen allerdings undenkbar. Karlsruhe und die zuletzt betroffenen Jenaer werden daher mit jeweils drei Partien weniger die Hauptrunde beenden.
Kirchheims Chancen stehen folglich nicht schlecht. Vorausgesetzt das Perovic-Team findet schnell zu sich selbst. Am Samstag gelang das allein Tidjan Keita. Der junge Franzose, der zuletzt kaum Einsatzzeit bekam, brachte sich mit zehn Punkten in nur zwölf Minuten und einer hundertprozentigen Wurfausbeute eindrucksvoll in Erinnerung. Doch seit dem so wichtigen Erfolg gegen Trier klemmt es bei den Knights in der Offensive gewaltig - vor allem auf den deutschen Positionen. Wohlrath, Koch und selbst der zuletzt so solide Till Pape scheinen Glück und Selbstvertrauen abhanden gekommen zu sein. Gleichzeitig fehlte mit Kyle Leufroy die wichtigste Offensivkraft wochenlang verletzt. Nach zwei Kurzeinsätzen gegen Hagen und Bremerhaven setzt Perovic in Leverkusen wieder verstärkt auf seinen Topscorer. „Er hat viel von seinem Rhythmus in den vergangenen Wochen verloren,“ sagt der Coach und hofft, dass der 24-Jährige schnell wieder der Alte sein wird. „Ihn brauchen wir dringend.“