Krimiautor Manfred Bomm lässt seinen Kommissar August Häberle in einer „Grauzone“ ermitteln
Die Zahl 13 und der Weltunterganginfo

Weilheim. Die Zahl „13“ am Lesepult in der Kapuzinerbühne der Weilheimer Stadtbücherei lässt nichts Gutes erahnen. Und tatsächlich ist plötzlich der Strom weg. Krimiautor Manfred Bomm ist die Verblüffung anzusehen, als er am Tag 61


nach dem Weltuntergang auf das für die Hintergrundgeräusche zuständige Abspielgerät blickt. Böse Mächte? dunkle Kräfte? ein übersinnliches Phänomen? Das würde wunderbar zur Lesung seines 13. Krimiromans im Jahre 2013 passen. In „Grauzone“ nämlich geht Kommissar August Häberle und sein Assistent Mike ­Linkohr, unterstützt von seinem österreichischen Kollegen Paul Grantner, in der Bergwelt des Tannheimer Tals merkwürdigen Todesfällen nach.

Die Spuren sichern die Ermittler jedoch nicht nur in Tirol. Sie decken auch geheimnisvolle Verbindungen nach Geislingen, Drackenstein, Senden und Bad Waldsee auf. Warum musste Karin Waghäusl, deren Mann vor 14  Jahren bei einem Flugzeugunglück in Kanada ums Leben kam, sterben? Hängt das etwa mit der Gruppe zusammen, der sie sich danach anschloss und die nicht an Zufälle glaubt, sondern an den baldigen Weltuntergang? Oder führten in Wahrheit ganz andere Motive die Mitglieder in der Berghütte zusammen? Spielt dabei auch die Steuerexklave Jungholz eine Rolle? Und welche Rolle spielen die mysteriösen Verkehrsunfälle auf dem „Mountain-Highway“, der A 7 in Richtung Österreich?

Fragen über Fragen. Manfred Bomm, dessen schwäbische Krimis inzwischen längst Kultstatus bei Krimifreunden erlangten, inszeniert die Lesung dramaturgisch spannungsreich und unterhaltsam, ohne die Katze aus dem Sack zu lassen. Viel lieber verweist er die rund 80 „Kommissar-Häberle-Fans“ im atmosphärisch stimmigen Kapuzinerhaus verschmitzt lächelnd auf sein Werk: „Wie‘s ausgeht, können Sie in aller Ruhe zu Hause lesen“.

So viel verrät der langjährige Polizei- und Gerichtsreporter allerdings: Den Anstoß zu seinem 13. Krimi, den er im Sommer vergangenen Jahres schrieb, gab besagter Flugzeugabsturz einer voll besetzten Swissair-Maschine bei Halifax 1998. Als er sich zur Recherche in der Schweiz aufhielt, stach ihm ein Inserat eines Reisebüros im Züricher Tagesanzeiger ins Auge. „Empfohlene Reiselektüre für alle, die noch billiger fliegen wollen“ stand da großformatig unter einem schwarzen Gebetbuch zu lesen. Makabrer Zufall oder geheim­nisvolle Fügung? Jedenfalls hielt der Krimiautor, der auch Wanderbücher schreibt, das Inserat in der „Grauzone“ fest.

Doch nicht nur dies. Er sprach im Zuge seiner Krimi-Recherchen mit Professor Dr. Werner Ziegler, Rektor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Ließ sich von einem Theologen in die Geheime Offenbarung des Johannes, das einzige durchgehend prophetische Buch des christlichen Neuen Testaments, einweihen und von dem Autoexperten Dr. Joachim Buck da­rüber aufklären, wie einfach es ist, ein Fahrzeug von außen durch eine Fernsteuerung zu manipulieren. Außerdem ergab sich für ihn eine tolle Zusammenarbeit mit der österreichischen Polizei in Reutte, die ihn hilfreich unterstützte.

Manfred Bomm wäre nicht der engagierte Journalist, der er ist, würde er sich auch als Krimiautor politischer Ansichten enthalten. Dabei kam ihm nicht nur das Stichwort „Manipulation“ gerade recht. Der Titel „Grauzone“ und allerlei Mysteriöses, gerade in der großen Politik, bot für Bomm genügend Stoff, scharfzüngig, aber auch schwäbisch-humorvoll und poetisch darauf einzugehen und gegen „die da oben“, die Finanzbürokratie, Finanzjongleure und den Englischwahn zu Felde zu ziehen.

Mit einem Gänsehautfeeling und viel Neugierde auf die „Grauzone“ entließ Manfred Bomm seine Zuhörer. Was sagte doch gleich sein Kommissar Häberle am Ende des Krimis? „Nicht Weltuntergangsstimmung ist gefragt, sondern der behutsame Umgang mit unserem Planeten, der so paradiesisch sein kann.“ Wie zum Beispiel im Tannheimer Tal.

Übrigens: Ebenso wenig wie Übersinnliches Schuld an den Verbrechen in Bomms Krimi war, ebenso wenig war der Stromausfall zu Beginn der Lesung auf höhere Mächte zurückzuführen. Vielmehr war einfach die entsprechende Sicherung „rausgeflogen“.

Wer den „schwäbischen Edgar Wallace“ im Weilheimer Kapuzinerhaus verpasste, kann ihn am Donnerstag, 7. März, im one.buchcafe in Dettingen erleben. Karten sind unter der Telefonnummer 0 70 21/57 17 65 erhältlich.