Spaß muss sein, nicht zuletzt in ernsten Zeiten - das dachte sich auch VfL-Fußballabteilungsleiter Marc Butenuth, als er zwei Tage nach dem Rücktritt von Trainer Oliver Klingler ein Internet-Meme durchs globale Dorf jagte, das für Schmunzeln sorgt: Zu sehen ist Peter Neururer, wie er einem Porsche auf dem Stadionparkplatz vor dem Kirchheimer Sportvereinszentrum entsteigt - der als „Feuerwehrmann“ bekannt gewordene Trainer-Routinier aus dem Ruhrpott als neuer Coach an der Jesinger Allee? „Ich kann dementieren, dass er es wird“, winkt Marc Butenuth lachend ab. „Mir ist einfach wichtig, dass man auch bei solchen Themen seinen Humor behält.“
Dabei sind die nackten Zahlen alles andere als zum Lachen: Der VfL hat auf seiner Berg- und Talfahrt von der Verbands- in die Kreisliga und zurück ins Bezirks- oberhaus in den vergangenen acht Jahren sage und schreibe neun Trainer verschlissen. Wobei der Rücktritt von Oliver Klingler vor dem Hintergrund der Verdienste, die der 44-Jährige in den vergangenen sechs Jahren in verschiedenen Funktionen für den Verein erworben hatte, einen neuerlichen Tiefpunkt in der an Tiefpunkten nicht armen VfL-Vergangenheit darstellt, was den Trainerjob angeht. Zumal Klingler klar gemacht hat, dass er dem VfL vorerst in keiner Funktion erhalten bleiben will - Szenekenner hatten vermutet, dass der bestens vernetzte Ex-Kicker auf den Posten des Sportlichen Leiters zurückkehrt. Diesen hatte er bis Ende April inne, ehe er Nachfolger von Michel Forzano auf der Trainerbank wurde.
Wer dort nun als zehnter Mann seit 2012 Platz nehmen wird, ist noch unklar. „Es wird auf jeden Fall keinen Schnellschuss geben“, betont Abteilungsleiter Marc Butenuth im Wissen, dass die Zeit nicht wirklich drängt - kaum jemand geht aktuell davon aus, dass der Spielbetrieb dieses Jahr nochmals aufgenommen wird. Und selbst wenn es 2021 irgendwann weitergeht, könnten die VfL-Verantwortlichen die Trainersuche vor dem Hintergrund, dass der Aufstieg kaum noch zu schaffen sein dürfte, entspannt angehen. „Wir schließen kein Szenario aus“, sagt Butenuth, „auch nicht, dass wir die Stelle erst zu Beginn der neuen Saison besetzen.“
Doll offenbar nicht abgeneigt
In dem Fall würde sich auch der Kreis potenzieller Kandidaten deutlich erhöhen. Zum Beispiel um Manuel Doll. Dessen Vertrag als Landesligatrainer beim TSV Bad Boll soll angeblich im Sommer nicht verlängert werden. Unabhängig davon, ob das stimmt, wäre der ehemalige Kirchheimer Verbandsligakeeper nicht abgeneigt, nach drei Jahren im Kurort an der Jesinger Allee tätig zu werden. „Der VfL ist mein Heimatverein“, sagt der 35-Jährige. „Wenn ich nach meiner Zeit in Boll, wann auch immer die zu Ende geht, Wunschvereine nennen könnte, die ich mal gerne trainieren würde, wäre der VfL natürlich ganz vorne dabei.“
Hübbe will nicht, Rieker kann nicht
Andere Namen, die aktuell durch die Gerüchteküche wabern, können derweil gestrichen werden: Ex-Weilheim-Coach Alexander Hübbe, den Oliver Klingler vor seinem Rücktritt gerne als Bindeglied zwischen Platz und Abteilunglseitung installieren wollte, hat bereits abgesagt. Daniel Rieker, vergangenes Jahr mit dem TSV Köngen in die Landesliga aufgestiegen und momentan ohne Verein, steht vorerst aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung. Und zu den ehemaligen VfL-Granden Fabio Morisco und Thorsten Schöllkopf, die aktuell den Kirchheimer Konkurrenten FV Plochingen betreuen, hat es seitens des VfL noch keinen Kontakt gegeben.
„Wir prüfen alle Optionen in Ruhe und entscheiden dann“, sagt Marc Butenuth, der sich auch eine interne Lösung vorstellen kann. Der bisherige Co-Trainer Peter Weinmann hat sich Bedenkzeit erbeten, ob er den Job zumindest übergangsweise übernimmt. Und falls das nicht klappt: Seit seinem Intermezzo als Sportchef bei Wattenscheid 09 ist Peter Neururer arbeitslos - Spaß muss sein.