Rund um die Teck ist die Nachfrage nach ökologisch produzierten Eiern stark gestiegen
Dioxin lässt Bio-Eier boomen

Der Dioxin-Skandal hat Verbraucher in ganz Deutschland verunsichert. Obwohl es in Baden-Württemberg keine Verdachtsfälle gibt und sowohl Fleisch als auch Eier unbeschränkt verkauft werden dürfen, spüren die Höfe rund um die Teck die Auswirkungen.

Die Bio-Hennen stehen derzeit mächtig unter Druck: Die Nachfrage nach ihren Eiern ist stark gestiegen. Foto: Jean-Luc Jacques
Die Bio-Hennen stehen derzeit mächtig unter Druck: Die Nachfrage nach ihren Eiern ist stark gestiegen. Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. Während ganz Deutschland über verseuchte Futtermittel diskutiert und die Verbraucherschutzministerin strengere Kontrollen verspricht, scheint die Lebensmittelwelt rund um die Teck noch in Ordnung zu sein. Wie im restlichen Baden-Württemberg musste kein einziger Hof wegen Dioxin-Verdachts geschlossen werden, Fleisch und Eier aus der Region sind völlig unbedenklich. Und doch spüren die Höfe rund um die Teck die Auswirkungen des Skandals.

Im Biolandlädle der Familie Gruel in Owen fragen die Kunden beispielsweise häufiger nach Bio-Eiern als vor dem Dioxin-Skandal. Das hat Irma Gruel in letzter Zeit beobachtet. „Es kommen auch Leute, die vorher nicht da waren.“ Prinzipiell findet sie das positiv, gäbe es da nicht ein Problem. „Wir bekommen im Moment keine Bio-Eier mehr geliefert.“ Die Gruels haben selbst keine Hennen, sondern beziehen ihre Bio-Eier von der Diakonie in Urach.

Dort hat man im Moment an zwei Fronten zu kämpfen: Die Hennen legen erstens nicht mehr Eier, nur weil es die Verbraucher plötzlich nach Eiern von glücklichen Hühnern gelüs­tet. Außerdem wurde im Hinblick auf Ostern vor Kurzem geschlachtet, um Platz für neue Hühner zu machen. Die sind jedoch noch nicht alle da. Das bekommt das Owener Biolandlädle zu spüren. „Ich weiß nicht, wann wir die nächste Lieferung bekommen“, sagt Irma Gruel. Dass der Trend zum Bio-Ei den Dioxin-Skandal überdauert, glaubt sie ebenso wenig wie ihre Kollegin Renate Kächele aus Lenningen, die dort einen Biolandhof betreibt. „Irgendwann gehen die Leute wieder zum Discounter, wo es billiger ist“, glaubt Kächele.

Bio-Eier gibt es bei Familie Munk aus Owen nicht. Auf dem Hof gackern 4 000 Hennen, die in Bodenhaltung leben. „Wir hatten Angst, dass sich der Dioxin-Skandal negativ auf uns auswirkt“, erzählt Melanie Munk. Allerdings sei diese Angst umsonst gewesen, über schwindenden Absatz könne man nicht klagen. „Die Leute besinnen sich wieder auf regional erzeugte Lebensmittel.“ Das Futter, das die Hennen auf dem Munkschen Hof bekommen, besteht aus selbst angebautem Weizen und Futtererbsen sowie beigemischtem Sojaöl und Mineralien. „Weizen allein reicht den Hennen nicht“, sagt Melanie Munk. Zum Mischen komme eigens ein Experte auf den Hof.

Während sich der Dioxin-Skandal nicht negativ auf den Absatz auswirkt, ist der bürokratische Aufwand laut Melanie Munk gestiegen. Viele Abnehmer hätten wissen wollen, wie sich das Futter zusammensetze. „Nachweisen müssen wir nichts, weil wir nicht betroffen sind“, sagt Melanie Munk. „Wir haben aber freiwillig formlose Erklärungen verteilt, die die Abnehmer für die Kunden aufhängen können.“ Obwohl sie das gerne tut und die Sorgen der Kunden verstehen kann, ärgert es Melanie Munk, dass durch ein paar schwarze Schafe eine ganze Branche unter Generalverdacht gerät. „Im Grunde betrifft uns das Ganze gar nicht.“

Auch Siegfried Nägele, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Esslingen, findet es ärgerlich, „dass das Ganze von Dritten ausgelöst worden ist“. Als Folge des Dioxin-Skandals hätten die Betriebe im Landkreis mehr bürokratischen Aufwand und blieben teilweise auf ihrer Ware sitzen. „Obwohl wir nicht betroffen sind, zieht es auch hier Kreise“, so Nägele.