Untersuchung zum Schwerlastverkehr im Raum Kirchheim liegt vor
Diskussion dreht sich im Kreis

Nicht nur Bürger in Notzingen fühlen sich durch Lkw-Verkehr belästigt, sondern auch in den benachbarten Kommunen. Ein gemeinsames Durchfahrtsverbot lässt sich jedoch nicht realisieren, angedacht ist jetzt eine Temporeduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde.

Notzingen. Ein weiteres Mal befasste sich der Notzinger Gemeinderat mit dem Schwerlastverkehr, der durch den Ort brummt. Zu schaffen macht den Bewohnern nicht allein die Emissionsbelastung, sondern vor allem die Lärmbelästigung auf der maroden Straße, einhergehend mit knallenden Schachtdeckeln. Da Notzingen mit diesem Problem nicht alleine dasteht, beschlossen die Kommunen Kirchheim, Wernau, Wendlingen, Hochdorf und Notzingen, gemeinsam einen Vorstoß beim Regierungspräsidium (RP) zu wagen, um die durchfahrenden Lkws aus dem gesamten Gebiet zu verbannen.

Als Entscheidungsgrundlage forderte das RP ein Gutachten. Aus diesem Grund wurden Kameras aufgestellt, Lkw-Fahrer angehalten und befragt. Das Ergebnis liegt nun vor und ist wenig verheißungsvoll. „Bei uns ist der Lkw-Verkehr eigentlich unterdurchschnittlich“, musste Bürgermeister Sven Haumacher verkünden. Der Anteil des Schwerlastverkehrs im gesamten Untersuchungsgebiet liegt bei 3,1 Prozent – 5 Prozent auf Landesstraßen gilt laut RP als üblich. „Zwischen Hochdorf und Kirchheim liegt der Durchgangsschwerlastverkehr pro Tag bei ungefähr 81 Fahrzeuge“, zitierte der Schultes aus dem Gutachten. Die Strecke zwischen Hochdorf und Kirchheim würde stärker von einem Durchfahrtsverbot profitieren als zwischen Wendlingen und Kirchheim. „Im gesamten Gebiet beträgt der Lkw-Durchgangsverkehr an einem Tag 170 Lastwagen. Das bedeutet einen Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen von 0,6 Prozent“, so Sven Haumacher.

Eine Besprechung aller Beteiligten brachte das Ergebnis, dass als zwingender erster Schritt zur Reduzierung des Lärms über Tempo 30 gesprochen werden müsse, und zwar für alle Fahrzeuge. Dann würde sich die Lärmbelästigung um 2,4 Dezibel verringern. Dies ist aus Sicht des RP ein milderes Mittel, bestimmte Verkehrsarten zu verbieten. Doch ab diesem Punkt dreht sich die Diskussion im Kreis. Bereits im September 2011 lag genau dieser Vorschlag auf dem Tisch. Der Grenzwert liegt bei 60 Dezibel in der Nacht, in Notzingen wurden damals 65 Dezibel gemessen.

Die Stimmung im Notzinger Gemeinderat hat sich seitdem nicht wesentlich verändert. Gegen die Temporeduzierung spricht aus Sicht des Gremiums vor allem die topografische Lage des Orts – Notzingen liegt in einer Senke. „Die Lösung wäre eine sanierte Straße. Die Ortsdurchfahrt ist in einem desolaten Zustand“, nannte Erhard Reichle Ross und Reiter. Vor allem, wenn leere Lkws über die ramponierten Schachtdeckel fahren, würden die Anwohner regelmäßig aufgeschreckt. „Das Thema ist nicht neu, die Zahlen haben sich nur unwesentlich geändert“, erklärte auch Herbert Hiller. Er hält nichts davon, wenn alle Fahrzeuge „im Kriechtempo“ durch den Ort fahren, das Einbiegen würde dadurch umso mehr erschwert.

Anderer Ansicht ist dagegen Helmut Languth. Er erinnerte vor allem an den Engpass am Alten Rathaus und an die Sogwirkung eines schnellen Brummis. Auch Helga Merz steht einer Geschwindigkeitsbegrenzung nicht negativ gegenüber. „Bei Tempo 30 überlegt es sich der eine oder ander Lkw-Fahrer vielleicht doch, statt über Notzingen die B 10 zu fahren. Die Frage ist doch, welche Signale wollen wir als Gemeinde aussenden“, gab auch Emiliana Montero Rodri­guez zu bedenken.

Für Tempo 30 stimmten bei einer Enthaltung jedoch nur fünf Gemeinderäte.