19-Jähriger gesteht die Tat und Spritztour mit Bereitschaftsfahrzeug – Auch andere Vereine betroffen
DRK-Heim durch Brandstiftung zerstört

Das DRK-Vereinsheim in Linsenhofen ist am frühen Dienstagmorgen ein Raub der Flammen geworden. Der Verdacht auf Brandstiftung bestätigte sich dann rasch: Die Polizei nahm bereits im Laufe des Vormittags einen 19-Jährigen fest, der die Tat auch gestanden hat. Er war der Polizei bereits wegen anderer Delikte bekannt.

Frickenhausen. Fassungslosigkeit stand in den Gesichtern der DRK-Leute, die am Dienstag früh zu ihrem Vereinsheim auf dem ehemaligen Festplatz im Käppele in Linsenhofen geeilt waren. Das Haus stand in hellen Flammen, die in der Dunkelheit im ganzen Ort zu sehen waren. Kurz vor 4.30 Uhr gingen die ersten Notrufe ein. Die Frickenhäuser Feuerwehr, die mit 47 Mann und sieben Fahrzeugen angerückt war, hatte den Brand zwar gegen halb sechs Uhr unter Kontrolle, doch zu retten war nicht mehr viel. „Das Gebäude ist komplett ausgebrannt“, sagt Holger Baur, Pressesprecher der Frickenhäuser Feuerwehr. Schulungs- und Bereitschaftsräume befanden sich darin. Die angrenzende Garage blieb hingegen weitgehend verschont. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf 200 000 Euro.

Dass jemand den Brand gelegt hat, dafür gab es schnell erste Anzeichen. So wurde festgestellt, dass in das Vereinsheim kurz vor dem Brand eingebrochen worden war. Der Täter stahl einen Kasten, in dem der Schlüssel für das Bereitschaftsfahrzeug des DRK lag. Mit dem Fahrzeug, einem VW Crafter, ging er anschließend auf Spritztour, so die Erkenntnisse der Polizei. Er fuhr von Linsenhofen nach Metzingen und zurück. Laut Zeugenaussagen hatte er auch Blaulicht und Martinshorn eingeschaltet. Das Fahrzeug stellte er danach neben dem DRK-Heim ab. Es wies frische Unfallspuren auf. Der 19-jährige Tatverdächtige sagte aus, damit an einem Bordstein hängen geblieben zu sein.

Der junge Mann war den Feuerwehrmännern bereits bei der Anfahrt zum Brandort aufgefallen. Er ist ihnen bekannt, da er schon im April ein Gartenhaus in derselben Straße angezündet haben soll. Auch diese Tat hatte er damals zugegeben.

Die Polizei suchte den 19-Jährigen in seiner Wohnung auf und nahm ihn vorläufig fest. Er habe sowohl die Spritztour als auch die Brandstiftung gestanden. Über das Tatmotiv liegen laut Polizei noch keine Erkenntnisse vor. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wird sich am heutigen Mittwoch mit der Haftfrage befassen.

Wie Polizeisprecher Michael Schaal bestätigt, handelt es sich um den gleichen jungen Mann, der im Januar zusammen mit zwei 14- und 13-Jährigen in Frickenhausen, Linsenhofen, Beuren und Neuffen an über 100 Autos die Scheiben zerschossen und eine Spur der Verwüstung gezogen haben soll.

Bürgermeister Simon Blessing war über die Brandstiftung im DRK-Vereinsheim „zornig, wütend und enttäuscht“. Nicht nur, weil die Rotkreuzler mit dem Herzen an ihrem Heim hingen, das sie mit viel Eigenleistung saniert und erweitert hatten: „Es war ihr ganzer Stolz“, so Blessing. Auch falle dadurch nun ein wichtiger Pfeiler in der Notfallschleife des Neuffener Tals aus, in die die Linsenhöfer DRK-Bereitschaft eingebunden war: „Das betrifft die Rettungskonzeption.“ Für die Gemeinde gehe es jetzt darum, so schnell wie möglich nach einer Lösung zu suchen. Das DRK-Heim gehört der Gemeinde.

Verbrannt sind alle Ausrüstungs- und Ausbildungsgegenstände, mit denen die Unterkunft der Linsenhöfer Gruppe der DRK-Bereitschaft Frickenhausen ausgestattet war. Das DRK hatte das ehemalige Linsenhöfer Sportheim seit 1988 als Vereinsheim genutzt. Aber auch andere Vereine sind betroffen, die den teilweise ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenen Keller des Gebäudes als Lager genutzt hatten. Ihnen sind durch den Brand teilweise unwiederbringlich Sachen verloren gegangen sind. So wurden zum Beispiel zwei historische Fahnen des Liederkranzes ein Opfer der Flammen, berichtet Blessing, sowie Dokumente der Vereinsgeschichte. Auch Albverein und Musikverein hatten dort Sachen gelagert.

Die Kriminalpolizei sucht unter der Telefonnummer 0 70 22/9 22 40. im Zusammenhang mit der Spritztour des 19-Jährigen nach Metzingen noch Zeugen. Sie fragt, wem in der Nacht auf Dienstag ein VW Crafter des DRK aufgefallen ist, der mit Sondersignalen zwischen dem Neuffener Tal und Metzingen unterwegs war.