Kirchheim. Manuel kam gestern aus Wernau nach Kirchheim, um Eindrücke bei GO Druck Media zu sammeln. „Ich hatte im Schulunterricht schon Kontakt mit dem Thema Zeitung, aber da ging es mehr um den redaktionellen Teil“, sagt der 17-Jährige. „Heute möchte ich mir mal ein Druckhaus ansehen.“ Mit seinem Interesse war der Wernauer nicht alleine – insgesamt waren elf Jungen und Mädchen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Miriam Zahn zum Druckhaus in die Bohnau gekommen, in dem auch der Teckbote gedruckt und versandt wird.
Anhand von zwei kurzen Filmen verfolgten die Schüler zunächst die Entstehung einer Ausgabe des Teckboten von der Redaktionskonferenz über den Druck bis hin zur Auslieferung. Beim anschließenden Rundgang zeigte Bruno Panni, Technischer Leiter bei GO Druck Media, die wichtigsten Arbeitsschritte bis zum fertigen Print-Produkt vor Ort in den Abteilungen Druckvorbereitung, Druckerei, Buchbinderei und Rotation. Dabei erläuterte er auch die Anforderungen und Berufsbilder der drei Ausbildungszweige, die die Firma für junge Leute bereithält: Einerseits den Mediengestalter für Print und Digital, andererseits den Medientechnologen in den Varianten Druck und Druckverarbeitung. „Traditionell interessieren sich viele für die Mediengestaltung, und die anderen beiden Berufe kommen etwas zu kurz. Vielleicht kann ich euch ja heute ein wenig neugierig machen“, so der Produktionsleiter.
Im weiteren Verlauf des Informationstages verdeutlichte Panni den Schülern die Unterschiede zwischen den Ausbildungsberufen. Während die Mediengestalter hauptsächlich am Bildschirm arbeiten und sich um Gestaltung und Vorbereitung kümmern, sind die Medientechnologen an den Druckmaschinen für die Qualität von Druck und Farben des gefalzten, gebundenen und versandfertigen Endproduktes zuständig. Im Druckhaus des GO-Verlags wird nicht nur die Auflage des Teckboten gedruckt, sondern es entstehen dort auch Prospekte, Broschüren und Flyer. Sogar die Verpackung einer ausländischen Version des Brettspiels „Siedler von Catan“ wird in Kirchheim bedruckt. „Das wusste ich gar nicht“, sagte einer der Teilnehmer angesichts dieser Information überrascht.
Seit zehn Jahren bietet die Initiative „Betriebs-Ferien“ der Wirtschaftsförderung im Landkreis Esslingen interessierten Haupt- und Realschülern sowie Gymnasiasten die Gelegenheit, verschiedene Unternehmen und Berufe hautnah und aus erster Hand kennenzulernen. Im Anschluss erhalten sie ein Teilnahmezertifikat, das für Bewerbungen nützlich sein kann. Die Aktion ist unter Schülern sehr gefragt. „Das Interesse der Jugendlichen ist trotz rückläufiger Schülerzahlen konstant hoch geblieben“, berichtete Miriam Zahn, Wirtschaftsförderin im Landkreis Esslingen. In diesem Jahr beteiligen sich rund 350 Schüler an der Aktion, 700 Anmeldungen für Besichtigungen bei 42 verschiedenen Unternehmen hat Zahn verzeichnet. „Jeder darf sich bei bis zu drei Terminen eintragen, und viele schöpfen das Angebot voll aus.“
So auch die 14-jährige Lea aus Denkendorf: Außer bei GO Druck Media in Kirchheim war sie in den Sommerferien schon beim Sensortechnik-Hersteller Balluff in Neuhausen auf den Fildern, ihr dritter Termin bei der AOK Neckar-Fils steht noch aus. „Ich komme nächstes Jahr in die neunte Klasse, da stehen Pflicht-Praktika an“, erklärte die Schülerin. „Auf diese Weise habe ich schon ein paar Anhaltspunkte, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was ich später mal machen will.“
Die berufliche Orientierung und die Aufklärung über verschiedene Berufsbilder ist laut Bruno Panni besonders wichtig, deswegen seien Initiativen wie die „Betriebs-Ferien“ eine feine Sache. „Schnuppertage wie dieser sind ein wichtiger Schritt bei der Entscheidung für den späteren Beruf“, betonte der Produktionsleiter. „Selbst wenn ihr hinterher feststellt, das ist doch nichts für euch, hat es sich zumindest für diese Erkenntnis schon gelohnt.“