Großes Abschiedsfest für den langjährigen Dekan Anselm Jopp – 20 000 Euro für Sozialprojekt
„Du hast hier Geschichte geschrieben“

Als Pfarrer Anselm Jopp 1962 ins Neuffener Tal kam, war er dort der erste katholische Priester nach der Reformation – und er blieb es 50 Jahre lang. Am Sonntag verabschiedete sich der ehemalige Nürtinger Dekan und Esslinger Kreisdekan nun offiziell von seiner Kirchengemeinde.

Frickenhausen. Die Eucharistiefeier in der überfüllten Klaus-von-Flüe-Kirche, eindrucksvoll umrahmt von über 50 Ministranten zweier Generationen, war zwei Stunden lang erfüllt von besonderen musikalischen Abschiedsgrüßen: An der Orgel brillierte der Nürtinger Kantor Andreas Merkelbach, der Musikverein Frickenhausen reihte sich ebenso ein wie die extra zu diesem Anlass noch einmal zusammengekommene ehemalige Band der Kirchengemeinde „big heaven“. Von trauriger Abschiedsstimmung war weder im Gottesdienst noch beim großen Festnachmittag im Gemeindehaus etwas zu spüren. Es überwog der Dank für das Lebenswerk Jopps; der Nürtinger Stadtpfarrer und stellvertretende Dekan Martin Schwer formulierte es mit großer Hochachtung in seinem Grußwort: „Anselm, Du hast hier Geschichte geschrieben!“ Und damit war nicht nur die Gründung der Kirchengemeinde und die Erbauung zweier Kirchen samt Gemeindezentren gemeint, sondern vor allem Jopps lebenslanges Einstehen für seine Überzeugung, dass niemand von der heiligen Kommunion ausgeschlossen werden dürfe, weder konfessionsverschiedene Paare noch wiederverheiratete Geschiedene. „Danke, dass Deine Leistungen von Frickenhausen aus hi­neingequollen sind ins ganze Dekanat“, so Schwer. Jopp selbst betonte, dass er nichts sei ohne seine Gemeinde. Symbolisch für seine Haltung standen dabei auch die Zeilen aus dem ersten Korintherbrief, unter die der 80-Jährige seinen Abschied stellte: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin! Und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Ich habe mich abgemüht, nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir.“

Wer sich außerdem in der 3 300-Katholiken-Gemeinde Frickenhausen in den vergangenen fünf Jahrzehnten gemeinsam mit Jopp gemüht hatte, darüber gab der bunte Mittag im Gemeindehaus Omni einen Einblick: Etliche Gruppen verabschiedeten sich mit Lied- und Bildbeiträgen von ihrem langjährigen Wegbegleiter, darunter die Ministranten und der Kirchenchor, die Familiengottesdienst-Band und das Zeltlager-Team. Heitere wie besinnliche Grußworte seitens der Vereine, Schulen und der evangelischen Kirchengemeinde komplettierten das Festprogramm.

Nur ein einziges Mal an diesem Nachmittag erlebte man den ansonsten nie um ein Wort verlegenen Anselm Jopp sprachlos: Frickenhausens Bürgermeister Simon Blessing übergab ihm in seinem und im Namen des Großbettlinger Bürgermeisters Martin Fritz als großen Dank der beiden Kommunen für sein Wirken die Summe von 20 000 Euro für Jopps Sozialprojekte in Südamerika. „Davon hätte ich niemals zu träumen gewagt“, so ein gerührter Anselm Jopp, der sich zum Abschied anstatt Geschenke Spenden gewünscht hatte, um seine Gemeinde am 1. Januar 2013 schuldenfrei zu hinterlassen. An diesem ersten Tag im Jahr 2013 wird der aus dem Landkreis Rottweil stammende Jopp das Frickenhäuser Pfarrhaus verlassen und mit seiner Haushälterin nach Kirchheim ziehen, um dort den Ruhestand zu verbringen.

Ein Nachfolger steht bereits fest: Mitte März wird der ehemalige Pfarrer von Pliezhausen, Dr. Achille Mutombo-Mwana, nach Frickenhausen kommen und dann für die gesamte Seelsorgeeinheit Hohenneuffen mit ihren rund 5 500 Katholiken als Gemeindeleiter verantwortlich sein.