Bei Lindorf fängt eine Asphaltmischanlage Feuer – Brandursache ist wohl eine Verpuffung
„Dumpfer Knall und schwarze Wolke“

„Schaden in vermutlich sechsstelliger Höhe“ meldet die Polizei als „Folge eines Maschinenbrands“: Gebrannt hat es gestern Nachmittag gegen zwei Uhr im Asphaltmischwerk der Firma Waggershauser beim Verkehrsübungsplatz im Birkhau. Die Brandursache ist noch nicht bekannt, und auch die Höhe des Gesamtschadens lässt sich derzeit nicht endgültig beziffern.

Andreas Volz

Kirchheim. Kurz nach dem Feuer, das ziemlich schnell gelöscht war, sprach der Technische Geschäftsführer Mathias Waggershauser von einer „Verpuffung“, die den Brand im Brenner der Asphaltmischanlage wahrscheinlich ausgelöst hat. „Es gab einen dumpfen Knall, und dann ist eine schwarze Wolke aus dem Brenner gekommen“, ergänzt sein Bruder Stefan Waggershauser, Kaufmännischer Geschäftsführer, der sich in unmittelbarer Nähe befunden hatte, als der Brand ausgebrochen war. „In der Trommel brannte es noch. Dann fängt natürlich das Zuführband auch Feuer.“ So griff es schließlich auch auf die anderen Förderbänder über. „Wie das Material vorwärts in den Brenner läuft, so ist jetzt eben rückwärts alles abgebrannt“, meinte Mathias Waggershauser später.

Bei dem Material handelt es sich um Asphalt, der recycelt wird. Zu diesem Zweck ist das zerkleinerte Material auf etwa 170 Grad Celsius zu erhitzen. Der Brenner wirft eine Flamme in die Trommel, in der sich das Asphaltmischgut langsam erwärmt, bis es zu einer zähflüssigen Masse wird. In diesem Fall aber war das Feuer nach der Verpuffung nicht mehr zu kontrollieren.

Ein zusätzliches Problem ist die Tatsache, dass unmittelbar danach der Strom der Anlage ausgefallen ist. Auch über die Ursache dieses Stromausfalls lässt sich vorerst nur spekulieren. Mathias Waggershauser: „Da ist vielleicht irgendein Kabel durchgebrannt, und schon war der Strom weg.“ Wäre die Maschine weiterhin mit Strom versorgt worden und hätte sie folglich weiterarbeiten können, dann wäre möglicherweise gar nicht viel passiert, davon ist er überzeugt: „Das Feuer wäre erstickt, wenn die Trommel noch gelaufen wäre.“ Von besonderer Bedeutung war es auch, dass die Stromversorgung so schnell wie möglich wieder gewährleistet war. „Ich muss die Anlage jetzt leerkriegen, und das geht nicht ohne Strom“, sagte Mathias Waggershauser zu den nächsten Arbeitsschritten. „Wenn das Material, das noch drin ist, erst einmal kalt wird, dann können wir das nur noch rausmeißeln.“

Was gestern ebenfalls noch unklar war, ist der Schaden, den Brenner und Trommel genommen haben. Sollte sich die Trommel durch den Brand verzogen haben, wäre sie nicht mehr zu benutzen. Und auch der Brenner könnte so stark beschädigt sein, dass er durch einen neuen ersetzt werden muss. Dabei war der Brenner noch ganz neu. „Den haben wir erst seit vier Wochen, der ist noch im Probelauf“, sagt Matthias Waggershauser. Und sein Bruder Stefan ergänzt: „Wenn der Brenner kaputt ist, dann ist das allein schon ein Schaden von 170 000 Euro.“ Die Frage, die jetzt zu klären sei, ist, wie lange der Brenner dem Feuer ausgesetzt war.

Ein neuer Brenner dürfte nicht so schnell zu beschaffen sein. Wenn es nur darum ginge, die Förderbänder auszuwechseln, rechnen die Geschäftsführer mit einer Verzögerung von zwei bis drei Wochen, bevor die Arbeit der Mischanlage weitergehen könnte. Das ist aber auch abhängig davon, ob die Motoren der Bänder ausgetauscht werden müssen, und wenn ja, wie schnell das möglich ist. Wenn der Brenner oder gar die Trommel zu ersetzen seien, dann lasse sich noch gar nicht sagen, wie lange der Produktionsausfall dauern könnte.

Eine Alternative wäre die Verwendung von neuem Material, das ohnehin direkt neben dem Asphaltrecycling weiterverarbeitet wird. Diese Anlage ist vom Brand verschont geblieben. Allerdings sei es „wirtschaftlich nicht sinnvoll“, auf Baustellen neues Material einzusetzen, wenn man auch mit Recyclingmaterial auskommt. Deshalb werde es in den nächsten Tagen seine Hauptaufgabe sein, zu schauen, wo er Material herbekommt, meinte Mathias Waggershauser gestern.

Ein Brand, der die gesamte Produktion zurückwirft, kommt sicher grundsätzlich zur Unzeit. In diesem Fall ist der Zeitpunkt aber besonders ungünstig, wie er feststellt: „Das Frühjahr hat uns gut getan. Seit vier Wochen läuft die Anlage wieder, und da haben wir schon einiges machen können.“ Hinzu kommt, dass die Anlage, die Baujahr 1993 ist, in den vergangenen Jahren Stück für Stück erneuert worden war. Nicht nur der Brenner war nagelneu, auch die Trommel ist erst zwei Jahre alt.  „Wir haben sämtliche Hauptteile erneuert. Wir wären damit endlich durch und hätten es richtig laufen lassen können – und jetzt das!“

Der Sachschaden insgesamt lässt sich vor allem deshalb noch nicht beziffern, weil erst geklärt werden muss, welche Teile der Anlage überhaupt zu ersetzen sind. Auch der Schaden durch den Produktionsausfall ist nur schwer zu schätzen. Immerhin aber war gestern kein Personenschaden zu beklagen, und auch die Feuerwehr konnte den Brand ziemlich schnell löschen, obwohl auch sie mit speziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte: „Das Problem hier ist die Wasserversorgung“, teilte Andreas Bezler, stellvertretender Stadtbrandmeister und Einsatzleiter vor Ort, mit. Deshalb sei außer den Abteilungen Kirchheim und Lindorf auch die Abteilung Jesingen ausgerückt, unter anderem mit Tanklöschfahrzeugen. Insgesamt waren 40 Mann und acht Fahrzeuge im Einsatz.